> Gedichte und Zitate für alle: Goethe und Schiller: Xenien 26 bis 50

2013-12-28

Goethe und Schiller: Xenien 26 bis 50






26. Jamben.
Jambe nennt man das Tier mit einem kurzen und langen
Fuß, und so nennst du mit Recht Jamben das hinkende Werk.

27. Neueste Schule.
Ehmals hatte man Einen Geschmack. Nun gibt es Geschmäcke,
Aber sagt mir wo sitzt dieser Geschmäcke Geschmack?

28. An deutsche Baulustige
Kamtschadalisch lernt man euch bald die Zimmer verzieren,
Und doch ist Manches bei euch schon Kamtschadalisch genug.

29. Affiche.
Stille kneteten wir Salpeter, Kohlen und Schwefel, 
Bohrten Röhren, gefall' nun das Feuerwerk auch.

30. Zur Abwechslung.
Einige steigen als leuchtende Kugeln und andere zünden,
Manche auch werfen wir nur spielend, das Aug' zu erfreun.

31. Der Zeitpunkt.
Eine große Epoche hat das Jahrhundert geboren,
Aber der große Moment findet ein kleines Geschlecht.

32. Goldnes Zeitalter.
Ob die Menschen im ganzen sich bessern? Ich glaub' es, denn einzeln
Suche man, wie man auch will, sieht man doch gar nichts davon.

33. Manso von den Grazien.
Hexen lassen sich wohl durch schlechte Sprüche citieren,
Aber die Grazie kommt nur auf der Grazie Ruf.

34. Tassos Jerusalem von demselben.
Ein asphaltischer Sumpf bezeichnet hier noch die Stätte,
Wo Jerusalem stand, das uns Torquato besang.

35. Die Kunst zu lieben.
Auch zum Lieben bedarfst du der Kunst? Unglücklicher Manso,
Daß die Natur auch nichts, gar nichts für dich noch gethan!

36. Der Schulmeister zu Breslau.
In langweiligen Versen und abgeschmackten Gedanken
Lehrt ein Präzeptor uns hier, wie man gefällt und verführt.

37. Amor als Schulkollege.
Was das entsetzlichste sei von allen entsetzlichen Dingen?
Ein Pedant, den es jückt, locker und lose zu sein.

38. Der zweite Ovid.
Armer Naso, hättest du doch wie Manso geschrieben,
Nimmer, du guter Gesell', hättest du Tomi gesehn.

39. Das Unverzeihliche
Alles kann mißlingen, wir können's ertragen, vergeben;
Nur nicht, was sich bestrebt, reizend und lieblich zu sein.

40. Prosaische Reimer.
Wieland, wie reich ist dein Geist! Das kann man nun erst empfinden,
Sieht man, wie fad' und wie leer dein Caput mortuum ist.

41. Jean Paul Richter.
Hieltest du deinen Reichtum nur halb so zu Rate, wie jener
Seine Armut, du wärst unsrer Bewunderung wert.

42. An seinen Lobredner.
Meinst du, er werde größer, wenn du die Schultern ihm leihst?
Er bleibt klein wie zuvor, du hast den Höcker davon.

43. Feindlicher Einfall.
Fort ins Land der Philister, ihr Füchse mit brennenden Schwänzen,
Und verderbet der Herrn reife papierene Saat.

44. Nekrolog.
Unter allen, die von uns berichten, bist du mir der liebste,
Wer sich lieset in dir, liest dich zum Glücke nicht mehr.

45. Bibliothek schöner Wissenschaften.
Jahrelang schöpfen wir schon in das Sieb und brüten den Stein aus,
Aber der Stein wird nicht warm, aber das Sieb wird nicht voll.

46. Dieselbe.
Invaliden Poeten ist dieser Spittel gestiftet,
Gicht und Wassersucht wird hier von der Schwindsucht gepflegt.

47. Die neuesten Geschmacksrichter.
Dichter, ihr armen, was müßt ihr nicht alles hören, damit nur
Sein Exerzitium schnell lese gedruckt der Student!

48. An Schwätzer und Schmierer.
Treibet das Handwerk nur fort, wir können' euch freilich nicht legen,
Aber ruhig, das glaubt, treibt ihr es künftig nicht mehr.

49. Guerre ouverte.
Lange neckt ihr uns schon, doch immer heimlich und tückisch,
Krieg verlangtet ihr ja, führt ihn nun offen, den Krieg.

50. An gewisse Kollegen.
Mögt ihr die schlechten Regenten mit strengen Worten verfolgen,
Aber schmeichelt doch auch schlechten Autoren mehr.









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