Ihr Kinder, sperrt die Näschen auf,
es riecht nach Weihnachtstorten;
Knecht Ruprecht steht am Himmelsherd
und backt die feinsten Sorten.
Ihr Kinder, sperrt die Augen auf,
sonst nehmt den Operngucker:
die große Himmelsbüchse, seht,
tut Ruprecht ganz voll Zucker.
Er streut – die Kuchen sind schon voll –
er streut – na, das wird munter:
er schüttelt die Büchse und streut und streut
den ganzen Zucker runter.
Ihr Kinder, sperrt die Mäulchen auf,
schnell! Zucker schneit es heute!
Fangt auf, holt Schüsseln! – Ihr glaubt es nicht?
Ihr seid ungläubige Leute!
Traumballade
Traumkönig geht durch bleiches Land,
rings grüßen ihn verstohlen
die braunen Nachtviolen;
Marlenchen geht an seiner Hand,
Marlenchen, jung Marlenchen.
Traumkönig geht an den Rosmarinstrauch,
da brennen die Lebenskerzen,
sie brennen mit roten Herzen;
Marlenchen fühlt ihren heißen Hauch,
Marlenchen, jung Marlenchen.
Traumkönig geht am See entlang,
die Wasserelfen singen
ein Lied von kühlen Dingen;
Marlenchen überkommt es bang,
Marlenchen, jung Marlenchen.
Traumkönig geht mit leisem Schritt
hinein in die weichen Wellen,
die silbern im Mond aufquellen;
Marlenchen geht in die Tiefe mit,
Marlenchen, jung Marlenchen.

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Inhalt und Einführung in "Das liebe Nest"

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