Launende Liebe
Das Mädchen
Unerhört scheint's, wenn ich nachsinn', unerhört,
Wie der braunlockige Wildfang mit dem Trotz,
Der hervorbricht aus der Sanftmuth,
Im Gebüsch dort sich vermaß!
Was belohnt dich für das Kränzlein, das so schön
Von dem Feldhut mir zurückstrahlt in dem Born?
Es belohn' ach! war die Antwort,
Mich ein gutwilliger Kuß!
Ja ein gutwilliger! denk doch! Ich entfloh;
Denn empor stieg mir die Schamröth' und der Zorn!
Unerklärbar, wie das Kränzlein
Um den Feldhut ich behielt!
O warum nicht, wenn es sein muß, ihn geraubt!
Zu bestehn ist ja die Schamröth' um den Kuß,
Den nach jungfräulicher Abwehr
Man hinwegreibt mit der Hand!
Der Jüngling
So entfleuch denn, o du Jungfrau, die so freundliche Melodie singt,
Wie mit Arglist die Siren' einst, und, du zaubernde Basiliskin!
Mit dem Anblick so bethört!
Ich umwand dich mit dem Kränzlein: o da lächelte die Gestalt mir
Mit dem Kränzlein im Krystallborn, und ich schauderte vor Entzückung
In dem Tonfall des Gesangs.
Da der Wahnsinn zu dem Brautkuß mich begeisterte, da entflohst du
In das Hainthal. O wie schalkhaft, ob ich folgete, du dich umsahst;
Ich verstand wohl, und ich blieb.
Bei der Gottheit Aphrodita's und der Chariten im Gefolg' ihr!
Wenn die Huld nicht ihn gefügt hat zu gefälligerer Vereinung,
Und die Anmuth ihn geweiht;
Wenn die starrsinnige Jungfrau ihn entheiliget, daß gefühllos
Er den Mund streift: bei der Kypris und den Chariten! mir ein Abscheu
Ist der unkußliche Kuß!
Doch vergiß, Herz, das emporhebt, wie sie lächelte, da das Kränzlein
Um den Feldhut ich herumwand, und mit leiserer Melodie nun
Wie mich ansah aus dem Born!
Aussöhnung
Der Jüngling
Einsam ruhest du, Mädchen, hier
Am mitkundigen Born? Lieblich bezauberte
Dein Gesang; und im Traum' entzückt
Noch dein unter dem Kranz lächelndes Angesicht.
Das Mädchen
Einsam wandelst du, Jüngling, her
Zum mitkundigen Born? Rede, gefiel im Ernst
Mein Gesang? O bekränzt von dir,
Sah ich röther vor Scham glühen die Wang' im Born.
Der Jüngling
Aber wunderlich lohntest du
Mir den Huldigungskranz! Einer Verlobten gleich
Beim argwöhnischen Bräutigam,
Bogst dem Flehenden du spröde den Mund hinweg.
Das Mädchen
Aber wunderlich flehtest du,
Daß ich Mädchen erschrak! Gleich dem gebieterisch
Anbefehlenden Ehemann,
Jüngling, fodertest du, was nur erschmeichelt wird.
Der Jüngling
Wenn mit schmeichelndem Flehn ich nun
Schamhaft foderte; sprich, wärst du gefälliger?
Weh mir! wieder entflammt der Zorn
Deine Wang' und den Blick senkest du abgewandt!
Das Mädchen
Du voll trotziges Ungestüms!
Du, der alles verargt, selber die Blödigkeit
Noch unkundiger Mägdelein!
Nimm, o Trauter, die liebathmende Seel' im Kuß!
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