Und als er drei Wochen dort oben war,
Da sagte er: Nein, meine Lieben,
Das gefällt mir nicht, und ich wünschte sogar,
Ich wäre dort unten geblieben.
Dort unten lebt sich’s zwar herzlich schlimm,
Doch lebt sich’s hier oben noch schlimmer;
Mich ärgert der unausgesetzte Klimbim
Und der Singsang der Frauenzimmer.
Dafür ist mir wahrhaftig mein Herz zu schwer;
Ich ging, solang ich noch Mensch war,
Auch nicht in Paris in die Folies Bergeres
Oder in Berlin in die Frenche Bar.
Du alter Schwede dort an der Tür,
Laß mich lautlos wieder entweichen;
Ich habe zwar gerade kein Trinkgeld bei mir,
Doch bist du ja meinesgleichen. -
Sankt Peter erwidert höflich: „Durchlaucht,
Ich begreife durchaus Ihre Klagen.
Wer den ganzen Tag seine Pfeife raucht,
Dem kann es bei uns nicht behagen.
Die Engelgeschöpfchen sind nicht Ihr Fall,
Drum ging ich an Ihrer Stelle
Hier gleich gegenüber in die Walhall’,
Oder ich ginge vielleicht in die Hölle . . . “
„Beim Himmel, das läßt sich hören! Ich geh
In die Hölle. Mein guter Sankt Peter,
Du mußt mich empfehlen. Du warst ja von je
Ein gewaltiger Schwerenöter!“
Und als er nun schritt durch das Höllentor,
Sprühten Flammen ihm unter den Füßen;
Laut heulte und jauchzte der Höllenchor,
Den erlauchten Gast zu begrüßen.
Von seinem Throne stieg Luzifer
Und sagte: „Sei herzlich willkommen;
Du lebtest und starbst als ein Reaktionär,
Der gegen den Strom geschwommen.
Das war dein Anfang: Du bandest stracks
Dem deutschen Michel die Hände,
Doch der deutsche Michel brach knacks auf knacks
Seine Fesseln, und das war dein Ende.
Du warst ihm ein Vater besonderer Art;
Du hieltest ihn stets bei den Haaren
Und hast ihn vor allem Guten bewahrt,
Um das Böse ihm zu ersparen.
Die deutsche Einheit, das deutsche Reich,
Das war alles in frohem Gedeihen,
Da schlugst du den Michel erst windelweich,
Von der Freiheit ihn zu befreien.“
Der Fürst erwidert: „Mein lieber Freund,
Ich tat nach meinem Gewissen;
Du weißt nicht, wie manche Nacht ich geweint
In meine einsamen Kissen.
Ich war nur Mensch, und ich bin Pessimist;
Mir bot jene Welt keine Freuden,
Und außerdem bin ich ein strenger Christ,
Das läßt sich nun mal nicht vermeiden.
Der deutsche Michel war, als ich kam,
Ein gespenstiges Fabelwesen;
Die ganze Freiheit, die ich ihm nahm,
War aus Büchern zusammengelesen.
Die Füße, die ich ihm amputiert,
Auf denen könnt er nicht laufen;
Die Einheit, in der er gänzlich vertiert,
War die Einheit im Raufen und Saufen.
Er lag beduselt in Satans Macht;
Und wenn ich ihn tüchtig geprügelt,
So hat das sein Blut in Umlauf gebracht
Und seine Schritte beflügelt.
Ich weiß, o Luzifer, daß du mir grollst,
Der Erbfeind mußte sich trollen,
Und wenn es kommt, wie ich hoffe, so sollst
Du mir noch viel grimmiger grollen.
Doch könnt ich leider vor deinem Gestank
Den Michel nicht gänzlich bewahren,
Drum hab ich denn auch des Teufels Dank
Für all meine Mühe erfahren.“
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