»Was ich lieb und was ich bitte,
Gönnen mir die Menschen nicht,
Darum, kleine, moosge Hütte,
Meid ich so des Tages Licht.
Bin herauf zu dir gekommen,
Wo ich oft der Welt vergaß,
Gerne sinnend bei dem frommen
Roten Kerzenschimmer saß.
Weil ich drunten mich verliere
In dem Treiben bang und hohl,
Schließe dich, du kleine Türe,
Und mir werde wieder wohl!« -
So der Einsamkeit gegeben,
Hing ich alten Träumen nach,
Doch der Flamme ruhig Weben
Trost in meine Trauer sprach.
- Leise, wie durch Geisterhände,
öffnet sich die Türe bald,
Und es tritt in meine Wände
Eine liebliche Gestalt.
Was ich lieb und was ich flehte,
Freundlich, schüchtern vor mir stand,
Ohne Sinn und ohne Rede
Hielt ich die geliebte Hand;
Fühle Locken bald und Wange
Sanft ans Antlitz mir gelegt,
Während sich im sel’gen Drange
Träne mir um Träne regt.
- Freundlich Bild im himmelblauen
Kleide mit dem Silbersaum!
Werde nimmer so dich schauen,
Und mich täuschte nur ein Traum.

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