Jäger
Guten Morgen, am Fenster droben!
Mein Kind, so frühe schon da?
Der Tag ist dem Jäger zu loben,
Da er frühe die Schöne sah.
Mädchen
Was soll ich schlummern und träumen,
Wenn der Morgen so lieblich strahlt?
Ich sah nach den Apfelbäumen,
Wie die Sonne sie übermalt.
Jäger
Du hast ja der Äpfel viele,
Nur wenige möcht ich von dir;
Sie wären in Mittags Schwüle
Eine süße Labe mir.
Mädchen
Dort unten am Wiesenraine
Da seh ich Lieschen im Gut;
Grüße sie schön! ich meine,
Sie füllt dir mit Äpfeln den Hut.
Jäger
Wohl hab ich die Äpfel am Raine
Im Vorübereilen gesehn:
Doch rot und gülden wie deine
Sah ich sie nirgends stehn.
Mädchen
Die Schlüssel zu Haus und Garten
Führet die Mutter allein;
Doch willst du ein Weilchen warten,
Gleich soll sie gewecket sein.
Jäger
Die Mutter, die möchte schmälen,
Wecke die Mutter nicht!
Ich muß mich schon weiterstehlen,
Da niemand mir Äpfel bricht.
Mädchen
Nein, Jäger, kämest du morgen,
So lehnt ich die Türen fein.
Dann braucht nicht Mutter zu sorgen,
Wir brechen uns Äpfel allein.

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