Einst schlug mit wundersüßem Schall
Die klagenreiche Nachtigall.
Ein muntrer Sperling hörte zu:
„O säng ich, Nachtigall, wie du!
Doch warum soll mirs nicht gelingen?
Ich will auch lernen also singen.“
Die Nachtigall spricht: „Nun wohlan!
Es singe, wer da singen kann!
Denn nie war ich um Kunst bemüht,
Nur aus dem Herzen quillt mein Lied.
Nur meiner Liebe zarte Klagen
Und tiefe Seufzer will ich sagen.“
„Wenn Liebe den Gesang dir gibt,
Wer ist mehr als der Spatz verliebt?
Auch klagen kann ich.“ Was geschieht?
Der Sperling zirpt ein Klagelied,
Und seine Buhle war zufrieden;
Ihr war ein Sperlingsohr beschieden.
Nicht also wars die Nachtigall:
„Was quälest du den Widerhall?“
Sprach sie; „o bleib in deiner Art,
Die meine laß mir aufgespart!
Du tändelst froh, ich singe Schmerz;
Wie der Gesang, so ist das Herz.“
Die ihr der Sappho Töne wagt,
Hört, was die Nachtigall euch sagt!
Ein muntrer Spatz, der seufzen will,
O, schwieg’ er mit den Seufzern still!
Ein Lied voll Philomelens Schmerz
Erfordert Philomelens Herz.
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