April 1813
1. 04. Weimar
Nebenstehender Brief. An Hofrat Eichstädt nach Jena. Biographisches durchgedacht. Rezension von Schlegels Museum und andere gelesen. Im Garten. Theatersession. Gesandtschaftsrat Schwebel. Mittag für uns. Nach Tische mit August. Sodann mit Hofrat Meyer. Spanier in Treuters Garten. Heiterer Tag.
2. 04. Weimar
Einige Expeditionen. Im Garten, Biographisches durchgedacht. Ging ein Artilleriepark durch nach Erfurt. Weißer reparierte die Apostel. Die großen Kinder, Lustspiel von Müllner. Die Schuld, Trauerspiel von Müllner. Mittag für uns. Nach Tische die antiken Granite pp. Herr Geheimer Regierungsrat von Müller. Die neusten Politica und Militaria. Abends allein. Abwechselnd heiter und windig.
3. 04. Weimar
Biographie, Schluß des 3. Bandes. Herr Baron von St. Aignan schickte mir zum Abschied Kupferstiche. Legationsrat Bertuch wegen des Höhenbildes. Mittag für uns. Nach Tische einige Marmor. Geheimer Regierungsrat von Müller und Herr von Poseck, von Leipzig zurück. Hofrat Meyer. Einzug der Russen in Hamburg und Leipzig. Der Wasserträger. Bedeckt, feucht. Regen.
4. 04. Weimar.
Biographisches. Konzeption des Dämonischen und Egmonts. Schweizerreise Schema. Prinz Bernhard und Graf Edling. Professor Riemer. Über die Kolossal-Statue des Domitian. Blieb derselbe zu Tische. Die römischen Prospekte aufgenagelt. Abends Hofrat Meyer. Heiterer Tag.
5. 04. Weimar
Biographisches, Merck und Darmstädter Verhältnisse. Prinz Bernhard Visite gemacht, den ich nicht traf. Mittag für uns. Kam nach Tisch der kleine Seebach. Oberforstmeister von Fritsch. Legationsrat Bertuch wegen des Höhenbildes. Professor Riemer. Grammatica und Rhetorica. Sodann die Einleitung des Thucydides in seine Geschichte.Trüber Tag, Abends heiter.
6. 04. Weimar
Biographie durchgelesen, einiges schematisiert. Mittags die Seebachischen Kinder. Bey Hofe gespeist. Die Hoheit nahm Abschied. Abends für mich. Lexicontechnologiae Graecorum rhetoricae. Jo. Chr. Gottl. Ernesti.Gelinder bedeckter Tag.
7. 04. Weimar
Die vergleichende Höhenkarte korrigiert und an Bertuch abgesendet. Kammergerichts-Visitation, Wetzlarischer Aufenthalt durchgedacht. Im Garten. Die Hoheit reiste ab. Mittags für uns. Geheimer Regierungsrat von Müller. Die Resultate der Sittengeschichte 2. Stück von Herrn von Gagern. Hofrat Meyer. Schützens Handbuch der Geschichte. Blinder Lärmen wegen der Russen. Warmer Tag.
8. 04. Weimar
Kammergerichts-Visitation. Wetzlarischer Aufenthalt. Im Garten. Kleiner Aufsatz zu der Höhenvergleichung und Vorwort zum 3. Bande der Biographie.Theatersession. Spazieren. Mit Frau von Schardt gesprochen. Mittag unter uns. Nach Berka. Halb 7 Uhr wieder zu Hause. Rat Völkel. Abends von Gagern, die Vornehmen oder Aristocratie. Die Russen waren von Jena bis Umpferstedt gerückt. Die Rede von Chateaubriand auf seinen Vorgänger Chenier an Ihro Kaiserl. Hoheit abgesendet. Sehr schöner Tag.
9. 04. Weimar
Kammergericht und Verwandtes. Herr von Groß. War ich viel im Garten. Mittag Dem. Sokolow und Herr Moltke. Nach Tische etwas Musik. Abends Professor Riemer. Sehr schöner Tag.
10. 04. Weimar
Ging Gräfin Henckel und die übrige Suite ab. Datt, de pace publica. Anderes zu dieser Materie Gehöriges. War ich für mich im Garten. Mittag bey Hofe. Die fürstliche Familie allein. Nach Tafel Zeichnungen und Werner'sche Gedichte, die Prinz Bernhard aus Italien mitgebracht. Die Dorfsängerinnen. Sehr schöner Tag.
11. 04. Weimar
Im Garten, die Wetzlarische Epoche durch schematisiert. Kupferstich nach des Orcagna Triumph des Todes. Mittag Legationsrat Falk. Wurde gekannegießert. Etwas weniges über Natur, bey Gelegenheit der Karlsbader Feldspathkrystalle. Hofrat Meyer. Über Orcagna und jene Zeiten. Sehr schöner Tag.
12. 04. Weimar
Biographisches. Wetzlar. Orden. Göttingen, dieBarden pp. Major von Knebel. Speiste derselbe mituns. Nach Tische das Gespräch fortgesetzt. Kamseine Frau, dann sein Sohn. Abends Professor Riemer.Lexicon technologiae latinorum rhetoricae.Nachts im Mondschein spatzieren bis zum RömischenHaus. Aushängebogen des SeebeckischenAufsatzes über die neuentdeckten Farbenerscheinungen.(Bar. v. St. Aignan wird in Gotha überfallen.)Schöner Tag.
13. 04. Weimar.
Nachricht von der Überrumpelung des französischen Gesandten in Gotha. Das nächste Biographische durchgedacht. Meist im Garten. Mit Mad. Wolff über etwa zugebende Stücke. Aufsatz wegen der Seebeckischen Entdekkung, der nicht abging. Mittags für uns. Nach Tische Mad. Lortzing. Fräulein von Reitzenstein, welche Abschied nahm. Abends Hofrat Meyer. Dessen Zeichnung für die Großfürstin. Ein Band des Vasari. Etwas bedeckter Tag.
14. 04. Weimar.
Biographisches. Taedium vitae pp. Im Garten, Bewegung wegen der gesperrten Tore, Nachricht, daß das sächsische Kontingent in der Ruhl gefangen worden. Betrachtungen über die Seebeckische Entdeckung. Mittag für uns. August stand auf der Wache. Nach Tische Wolffs. Nachher Professor Riemer und Hofrat Meyer. Zeitig zu Bette. Gespräch mit Professor Riemer. Schöner Tag.
15. 04. Weimar.
Entschluß nach Teplitz zu reisen. Vorbereitungen ward der Tag aufgeopfert. Mittag Professor Riemer. (Der Kaiser reist von St. Cloud ab) Sehr schöner, warmer Tag.
16. 04. Weimar
Vorbereitung zur Reise. Mit Durchl. dem Herzog spazieren im Park. Zu Durchl. der Herzogin, zur kleinen Prinzeß, der Erbprinz war bey mir. Mittag Dem. Engels. Später Professor Riemer, Wolffs. Hofrat Meyer. Verschiedne Überlegungen und Beredungen. Abends bald zu Bette. Das Wetter änderte sich.
17. 04. Naumburg.
Früh 6 Uhr aus Weimar gefahren. 3/4 auf 7 Uhr nach Umpferstedt, 1/2 8 Uhr bei Roßla, 1/2 auf 9 Uhr beim Kohlenwerk, 3/4 auf 10 in Eckartsberga. Gedicht gemacht. Der treue Eckart. Um 11 Uhr in Kösen, gegen 12 Uhr in Naumburg, im Scheffel eingekehrt. Daselbst zu Mittag gegessen. Brief nach Weimar angefangen. Das Gedicht abgeschrieben. In dem Dom Betrachtung der Altertümer daselbst. Nach Hause.Tagebuch in Briefform. Horaz. Englische Literatur. Bedeckt, windig, etwas Regen.
18. 04. Leipzig.
1/4 auf 6 von Naumburg ab. Trübes und stürmisches Wetter. Vortreffliche Chausseen, aber ganz menschenleer. Regen und Schloßen vorübergehend. 1/4 auf 8 in Weißenfels. Es heitert sich auf. 1/4 auf 10 Lützen. Gegen 12 Uhr in Leipzig, im Hotel de Saxe eingekehrt. Die ersten Truppen auf der Reise trafen wir in Markranstädt, ihrer zwei schienen mit einem Stäbchen etwas zu entscheiden, nach der Art wie es bei uns im Ballspiele mit der Pritsche geschieht. Spaziergang durch die Stadt und die locos classicos besucht. Abends in ein Deklamatorium von Herrn Solbrig.
19. 04. Meißen.
1/4 auf 6 von Leipzig ab. 1/2 9 in Wurzen. Hölzerne Brücke zum Übergang der Truppen; schien gut konstruiert. Gegen 12 Uhr in Oschatz, im Löwen eingekehrt, Parodie des Lieds: Ich habe geliebt, nun lieb ich nicht mehr. 3/4 auf 3 abgefahren bei gutem Wetter, um 7 Uhr in Meißen angelangt und im Ring eingekehrt. Vorher schöne Ansicht des Elbtals in der untergehenden Sonne. Früh starker Schnee, Nachmittag heiter.
20. 04. Dresden
Um 7 Uhr auf das Schloß. Die Anlage der Schanzen besehn. Magazin der Porzellainfabrik. Dom. Schönes Kind. Herr Hauptmann von Wedel. Gefrühstückt. Nach der verbrannten Brücke. In dieStadtkirche, wo ein gutes Gemälde hängt, das Augsburgische Confessionsbekenntniß vor Karl v. mit allen Portraiten symbolisch darstellend. Im Dom gleichfalls ein bedeutendes Gemälde aus dem 16. Jahrh. Ich zeichnete die Baldachine über den Chorstühlen der Domherrn, die aus abwechselnden Kapellen und Schlössern bestehn. Vortreffliche Fischein polnischer Sauce. Halb 1 Uhr abgereist. Köstlicher Weg und herrlicher Anblick der bebauten Hügel des rechten Elbufers. Gegen 4 Uhr in Dresden. Unendliche Promenirende zum 3. Feyertag. Über die Wiederhergestellte Brücke. Zu Verlohren. Anstalt die Hoheit aufzunehmen. Mad. Fleischmann und Töchter. Körner, Tochter und Dem. Stock. Einquartiert bey Hofrat Burgsdorff. Graf Edling. Erdmann aus Allstedt, in russischen Diensten. Verzeichnis der mit den Majestäten kommenden Personen.
21. 04. Dresden
Brief an Frau Geh. Rat von Goethe nach Weimar durch Herrn Verlohren. Bey Hofmarschall von Ende, Besorgung der Pässe. Bey Körners, wo wir Herrn Arndt fanden. Nach Hause frühstücken. An den Briefen weiter geschrieben. Um 3 Uhr Mengsische Gypse. Herr von Nolten. Abends in der Oper Cosi fan tutte. Als die Liebhaber sich ins Schiff setzten, flüchtete ich auch. Sah Schwebeln aussteigen. Nachts Lärmen und Einquartierung von Russen mit Fackeln. Windig und früh Regen.
22. 04. Dresden.
Am Tagebuch geschrieben. Auf dem Kupferstichkabinett, Kupfer nach Raffael. Sehr gemischte Sammlung von Handzeichnungen. Mittag für uns. Nach Tische auf die Galerie. Blieb ich in der Niederländischen Schule, und betrachtete, da die vortrefflichsten Sachen weggeschafft waren, viele köstliche Dinge, auf die ich niemals gemerkt hatte. Den Plan von Dresden. Nach demselben vor Tisch zum Seetore hinaus, die Vorstädte links bis an die Elbe durchstrichen. Bei Frau von Grotthuß, die ich nicht zu Haus fand. Abends bei Körners. Das Wetter bedeckt und kühl. Ein Fündling. Seltsames Gestein, dem man keinen Namen geben kann und das sich vielleicht nur einmal findet. Das Wetter bedeckt und kühl.
23. 04. Dresden
Nach Tharandt, hinausgefahren in 7/4 Stunden. Im Badehaus eingekehrt. Zu Cotta. Mit dessen Sohne zur Anpflanzung. Zu O'Carolls. Dr. Kappe angetroffen. Mit demselben hin und wieder gegangen. Lustige Geschichte von Professor Friesberg, der, um seine Bibliothek vor Mäusen zu bewahren, sie den Katzen einräumt. Mittag gut gegessen. Nach Tische Forstrat Cotta. Interessante Unterhaltung. Besonders merkwürdige Muschelversteinerungen im Sandstein. Nachricht von einem unmittelbaren Übergang aus dem Porphyr in den Sandstein in der sächsischen Schweiz. Schnelle Rückkehr. Bey Frau von Grotthus.
24. 04. Dresden
Unruhiges Treiben wegen der Ankunft der Potentaten. Ging ich über die Brücke nach der Neustadt zu Hrn. v. Kügelgen. Kam dahin Frau von Grotthus. Wieder zurück nach Hause. Mit Frau von Burgsdorff in die Expedition des Finanzcollegiums, deren Fenster auf die Brücke schaut. Sodann mit Forst Rat Cotta nach dem schwarzen Thor. Die Ankunft des Kaisers abgewartet, welcher halb 1 eintraf. Die Garden defiliren sehen. Zurück in die Stadt. Auf dem Neumarkt hielten Kaiser und König. Infanterie, Kavallerie und starke Artillerie defilirten vorbey. Zu Hause gespeist. Gegen den großen Garten zu und durch denselben gefahren. Nachts Illumination. Bey Frau von Grotthus Punsch und gute Gesellschaft. Zur Illumination mit ihr und andern. 24. (War der größte Theil des Fr. Heers über dasThüringer Gebirg gegangen.)
25. 04. Pirna
Vorbereitungen zur Abreise. Alles Nöthige besorgt, bezahlt. Bey Hauptmann Verlohren. Hofrat von Burgsdorf besuchte mich. Er ging zur großen Cour beym Kaiser und König. Russen, die rote Eyer kauften. Bey Frau Hofrat von Burgsdorff, mich zu bedanken. Ein Uhr abgefahren. Vortrefflicher Weg. Herrliches Wetter. Reiche und schöne Gegend. Um etwa 3 Uhr in Pirna im Rößchen abgestiegen. Durch die Stadt an die Elbe. Zurück zuTische. Abermals an die Elbe. Vorher im Dom, vortrefflicher Sockel des Taufsteins. An der Elbe Gespräch mit einem entlassenen Sächs. Artilleristen. Allerley Notizen über Kalk, Sand- und Mühlsteine. Desgl. über Schiffbau. Er führte uns auf die Höhe hinter den Sonnenstein. Unendlich schöner Sonnenuntergang. Der Sonnenstein gegenwärtig große Anstalt eines Irren-, Kranken- und Besserungshauses. Aussicht nach dem Königstein, Lilienstein pp. Nach 7 Uhr nach Hause. NB. Assignation von 100 rthlr. an Verlohren, Avisbrief an Frege. An Verlohren die 6 ersten Blätter des Tagebuchs. (Napoleon in Erfurt.) Sehr schöner Tag.
26. 04. Töplitz
Um 6 Uhr von Pirna ab. Halb 10 in Peterswald. 1/4 auf 12 von da ab. Schöne Aussicht bey der Capelle. Durch starken Duft die Berge vortrefflich abgestumpft. Um 3 Uhr in Töplitz. Im Schiff eingekehrt, und zwar im Gartenhause. Mittag für uns. Ausgepackt. Nach Tische Herr von Ende. Höhnrauch. Früh heiter, Nachmittag bewölkt, etwas Regen.
27. 04. Töplitz
Zeichnung der Tabagie. Reiserechnung berichtigt. Der Kaiser von Rußland war angekommen, die Hoheit zu besuchen. Den Dr. Ambrosi aufgesucht, die neue Einrichtung des Fürstenhauses besehn. Im Claryschen Garten. Am Tagebuch geschrieben. Mittag für uns. Dr. Ambrosi. Spazieren gefahren, über die Steinbäder nach Turn und um die Stadt. Brief an die Gräfin O'Donell. Schöner sehr warmer Tag.
28. 04. Töplitz
Gebadet. Sammlung für altdeutsche Literatur und Kunst. Mittag bey Ihro Hoheit. General Risch und von Hoch. Abends gegen Bilin gefahren. Pseudovulcanische Chaussee. Abends im Garten. Wanderung der Gräfin Beust auf den Schloßberg. Suetons Caligula. (Napoleon in Weimar.) Früh sehr heiß, Abends Gewitter.
29. 04. Töplitz
Gebadet. Am 11. Buche diktiert. Mittag für uns. Nach Graupen. Auf die Grube Regina. Schöne Zinnstufen. Die Hoheit auf der Chaussee angetroffen. Abends bey derselben. Die Stufen Vorgezeigt und die Zeichnungen vom Sachsenspiegel. (Nap in Naumburg) Brief an die Gräfin O'Donell abgeschickt. Bedeckter, schöner Tag.
30. 04. Töplitz
Biographica. Deutsch Alterthümliches nach Hagen, Schlesische Reise nach Büsching. Gebadet. Mittags bey der Hoheit, speisten Graf und Gräfin Callenberg mit. Die Lektüre vom Morgen fortgesetzt. Abends zur Hoheit, die Geschichte von der klugen Hausfrau und dem wilden Jäger. Kalt und feucht.
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