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2014-12-21

Tagebücher Goethe: August 1806



August 1806




1. 08. Karlsbad

Weder getrunken noch gebadet. Am Neubrunnen. Unterhaltung mit von Voght. Über höhere Ansichten des Reiches der Natur und der Freyheit. Mittag beym Landgrafen von Hessen. Zugegen waren der Kreisdirektor von Schiller, Baron Voght und einige andre. Nach Tische Visite bey Bühlers, gegen Abend Voght. Fortsetzung des früheren Gespräches. Sodann von Struve, der einen idealen Durchschnitt des Lessauer und Hohdorfer Gebirges brachte. Einiges an Hakon. Zeitig zu Bette. Briefe von Lauchstädt und Weimar.

2. 08. Karlsbad.

Einige Briefe. Einpacken der Mineralien und Ordnung der Papiere und andrer Dinge. Vorbereitung zur Abreise. Besuch vom Fürsten Reuß. Verwirrung wegen des Wegfahrens. Abends durch Regen vereitelter Spaziergang. Abends nicht gegessen, sondern nach Tümplings Kurmethode Sprudel getrunken und nachher Skizzen in Rücksicht auf Licht-und Schattenmassen erfunden. Eigene Nachfrage des jungen Grafen Rzewnsky nach der Wahrheit des Wertherschen Romans, wobei man sich der Variante zu der Elegie »Fraget wen ihr auch wollt« erinnerte und solche wieder aufzusuchen gedachte.

3. 08. Karlsbad

Weder gebadet noch getrunken. Mit Einpacken beschäftigt. An einigen Orten persönlich Abschied genommen. Berg-Kommissionsrat von Herder. Mit demselben über verschiedene geologische Gegenstände. Blieb derselbe zu Tisch, wo das Gespräch fortgesetzt wurde. Einiges über das Blau- Farbenwerk, über die Münze und andre Einrichtungen. Vor Tische Hr. Bergrat Werner. Dessen Vorstellung von der Entstehung des Sprudels und der übrigen hiesigen mineralischen Quellen. Er legt ein Steinkohlenflöz zum Grunde, das er auf die wunderlichste Weise operieren läßt. Nach Tische mit Müllern den Schloßberg bestiegen und die verschiedenen Quellen besehen. Nachrichten von den verschiedenen Ausbrüchen des Sprudels und andrer Quellen. Blick in die vergangene Zeit, teils historisch, teils hypothetisch. Besuch von Hrn. Baron von Voght. Dann besuchten wir Herders in der goldenen Krone, trafen Werner auf der Wiese und nahmen so Abschied. Nachher mit Packen und Vorbereitung auf die Reise beschäftigt. Briefe an Serenissimum nach Teplitz, an Demoiselle Vulpius nach Lauchstädt.

4. 08. Karlsbad

Früh um 5 Uhr von Karlsbad ab, bey bedecktem Himmel. Wir vermieden Zwota wegen teurer Bewirtung, rasteten in Maria-Kulm, wo wir die Kapelle des Wunderbildes, die Kirche, die Hallen und die Galerien durchliefen. Es ist noch ein Probst und drey Kapitularen daselbst, welche Kreuzherren vom roten Sterne (militarischen Ordens) sind. Sehr flüchtige und ungeschickte Art, Chausseen anzulegen. Sie sind sehr schmal, und in den kleinsten Teilen ist keine Linie beobachtet. Bauern machen sie zur Frohne, welche sich sehr darüber beklagen, weil sie schon seit 12 Jahren eine Steuer zum vorseyenden Straßenbau erlegten. Abends um 6 Uhr in Eger angekommen. Vorzüglich gute Musik beym Zapfenstreich. Maëstro und primo-Hautboist ist ein gewisser Radeck.

5. 08. Karlsbad

Früh nach 7 Uhr ging der Wagen ab, Mad. Unzelmann abzuholen. Wir gingen zum Scharfrichter, Huß genannt, welcher eine schöne Münzsammlung besitzt, welche sich besonders über alle moderne europäische Reiche und Provinzen erstreckt. Auch von antiken Münzen ist gutes dabey, obgleich wenig. Er hat sie erstlich nach dem Range der Staaten und dann nach der Zeit geordnet. Sie sind sehr sauber aufbewahrt und gehalten. Außerdem hat er sich mit Abschriften von Dokumenten, die sich auf Eger und Egrische Familien beziehen, viele Mühe gegeben. Auch besitzt er allerley andre Dinge, besonders Waffen, aus der mittleren Zeit. Unter mancherley Gefäßen zeichnet sich ein kristallines, sehr sauber geschnittnes und ein etwa 15 Zoll hohes Fa yence-Gefäß aus, das mit erhabenen Figuren gearbeitet und mit bunten Glasuren gemalt ist. Einige gute Dinge von gebranntem Ton, die er durch einen Geistlichen aus Rom erhalten hat. Worunter besonders eine einen Zoll große tragische Maske, die einem Jupiter ähnlich sieht, eine Menge andrer Curiosa, auch einige Mineralien. Kam Mad. Unzelmann von Franzensbad, die bey uns zu Mittag aß, worauf wir sie auf das Rathhaus und auf das alte Schloß führten. Abends kehrte sie wieder zurück.

6. 08. Asch

Früh gegen 6 Uhr aus Eger abgefahren. Trübes Wetter. Über Franzensbad u.s.w. nach Asch, das wir schmutzig fanden, wie das erstemal, den Gasthof höchst schlecht bestellt, wo wir Mittag auf der Straße hielten, da der Postmeister über Feld gegangen war. Der Pfarrer mit den vielen Kindern und Zwillingen. Politische Neugier des Mautners. Einfallender Regen. Schwarze Chaussee mit Kieselschiefer überschüttet. Abends um 7 Uhr in Hof. Nachricht von der Erklärung des rheinischen Bundes und dem Protektorat. Reflexionen und Diskussionen. Gutes Abendessen. Nachricht von einem Balle den nächsten Sonnabend, zu Ehren des Tauenzienschen Regiments, das durch Hof u.s.w. nach Hannover marschiert. In Asch fanden wir eine Hökin, welche kleine Birnen 6 für einen Kreuzer verkaufte. Sie holen diese, so wie ihr übriges frisches und getrocknetes Obst, Gemüse und andres Gartenwerk, auch Grütze und dergl. von Bamberg herauf, wie wir denn schon von Carlsbad her kaum einen Obstbaum antrafen, woraus man die Höhe und das Winterhafte dieser Gegend erkennen kann. Auch schon in Hof wurde uns gesagt, daß sie ihr Obst und Gemüse, besonders Blumenkohl, aus Nürnberg mit dem Postwagen kommen lassen, weshalb sie im Gasthof einen ordentlichen Accord haben.

7. 08. Pößneck.

Von Hof gegen 6 Uhr, nach eingenommenem guten Kaffee, ausgefahren. Marmorbruch gleich vor der Stadt, von weitem Umfang. Der Stein wird zum Bauen und Kalkbrennen, nach seinen verschiedenen Eigenschaften gebraucht. Auch sind schon größere Blöcke zu Säulen und andern architektonischen Gliedern angewendet worden. Nicht weniger wurde davon nach Bayreuth geschickt, der daselbst besonders zu Tischplatten verarbeitet wird. Ich sah die Bausteine aus den großen Massen durch Schießen gewinnen. An der einen Seite war ein sehr schönes Motiv zu einer landschaftlichen Partie. Bei dem Gute Zettwitz des Hrn. von Plots vorbei, welches schöne Gebäude und Anlagen hat. Abwechselnd Wetter, so wie abwechselnde Chaussee, doch sowohl im Preußischen als Sächsischen und Reußischen durchaus Anfänge dazu, wobei der härtere Tonschiefer, sowie das einbrechende Quarzgestein vorteilhaft benutzt wird. Zwiespalt des Bedienten und Kutschers auf dem Bocke, welcher uns mehr in Leidenschaft versetzte als die Spaltung des römischen Reichs. In Gefell den Pferden etwas Heu gegeben. Waren auch nicht einmal Eier zu finden. Mittags in Schleiz, im Gasthof zur Sonne gutes Essen und guter Wein. Viele Wappen am Landschaftshause gegenüber, die auf einen sehr ausgebreiteten Lehnhof deuten. Schrecklicher Weg gleich vor der Stadt, und überhaupt übler Weg auf dieser Station. Nach Sonnenuntergang in Podelwitz. Vorher schöner Regenbogen und besondre strahlende und farbige Phänomene in Westen. Uneigennütziger Mann der uns von Podelwitz einen schlechten Weg nach Pößneck wies. Kleiner muntrer Betteljunge, der vom Terminischen kam und uns den Fußpfad nach dem Städtchen führte. Nachtquartier in Pößneck, im Goldnen Löwen, einem wohleingerichteten Gasthofe. Zwischen Schleiz und Buch (vor Podelwitz) trafen wir im Hohlwege mehrere Bäume mit sonderbaren horizontalen Wurzeln an.

9. 08.

Ausgepackt. Manches geordnet. Das indeß angekommene durchgesehen. Literaturzeitung gelesen. Bey Lenz im Kabinette, wo alles in der besten Ordnung gefunden wurde. Spazieren. Major von Knebel angetroffen, der in Weimar gewesen war und verschiednes erzählte. Bey Major von Hendrich gegessen. Geheime Hofrat Stark. Abends bey Frommann. Vorher Prof. Fuchs. Abends Ständchen der Studenten wegen der Prorektorwahl.

10. 08.


Anstalten zur Abreise. Einiges zur Geschichte der Farbenlehre griechischer Epoche. R.A.A. Bartholomä. Polizeisekretär, welcher die Sachen von Carln in Empfang nahm. Hierauf Hr. Geheimerat Hufeland von Berlin, Hr. Dr. und Prorektor Gabler. Die Abgeordneten von den Studierenden, wegen der gestrigen Nachtmusik. Dr. Seebeck, welcher von seinen Versuchen über die Oxydation und Desoxydation, über mehr und weniger Erwärmung durch gefärbtes Licht Nachricht erteilte. Ins anatomische Museum, wo alles ganz ordentlich, aber wegen Ausbleibung der Gläser keine Vermehrung sichtbar war. Nachmittag und Abends bey Major von Knebel, wo Geh. Rath Hufeland und Professor Luden zu Nacht speisten.

11. 08. Weimar

Früh eingepackt und nach Weimar, woselbst ich Dr. Meyern und seine Frau fand. Auspacken und Einrichtung

12. 08. Weimar


Früh verschiedenes geordnet. Auf dem Hofamte mit Hofkammerrat Kirms und von Pappenheim. Bey der regierenden Herzogin. Nach Tische Ordnung der angekommenen Medaillen. Bey Frau von Stein. Abends an den Reisezeichnungen einiges weitergeführt.

13. 08. Weimar

Früh verschiedenes teils abgetan, teils vorbereitet. Mit Hofkammerrat Kirms Theatersachen behandelt. Graf und Gräfin von Voß aus Berlin nebst Fräulein von Göchhausen. Zu Tische Oberkonsistorialrat Lenz und Prof. Fernow. Nach Tische mit Meyers nach Tiefurt. Zeitig zurück und zu Gores, woselbst die regierende Herzogin mit ihren Damen, die Gräfin Backhof und der russische General Metsch zum Tee waren.

14. 08. Weimar

Egerwasser getrunken. Expedition in der Genslerischen Sache. Bey Hrn. Geh. Rat Voigt. Zu Tische Meyers von Bremen und Professor Meyer. Fernere Ordnung der Medaillensammlung. Abends mit Frau von Stein spazieren. Nachts Verkleidung der Dr. Meyern in einen Knaben.

15. 08. Weimar


Geordnet und eingepackt. Nach Jena. Schöner Morgen. Um 11 Uhr angekommen. Einrichtungen gemacht, und was zu tun sey, schematisiert. Nach Tische Dr. Voigt, wegen der Angelegenheiten der naturforschenden Gesellschaft. Buchbinder Wilhelmi, dem das Auftragen der Zeichnungen übergeben wurde. Gegenüberstehende Briefe. An Graf Stolberg, wegen der Galizynschen Gemmensammlung. An Zelter mit dem Ringe. An Blumenbach, Ankündigung Karlsbader Mineralien. An von Mannlich, Dank für die letzte Medaillensammlung. Bestellung einer neuen. Abends zu Major von Knebel, aus den Fenstern etwas gezeichnet. Zum Nachtessen geblieben.

16. 08. Jena

Verschiedene von den Reise – Zeichnungsentwürfen weiter ausgeführt. Kam Dr. Meyer mit seiner Frau, welche das mineralogische und naturhistorische Kabinett besahen. Hofrat Voigt und nachher Eichstädt. Über verschiednes neues Literarisches und einige Rezensionen. Er teilte mehrere Bücher mit, die Briefe von Gleim, Müller und Heinse, Jacobi's Schrift dagegen, Steffens Grundzüge der philosophischen Naturwissenschaft. Mittags mit Meyers bey Hrn. von Hendrich. Nach Tische vorstehende Bücher durchgesehen. Abends spazieren mit Meyers, welche nachher mit ins Schloß gingen und bis gegen neun Uhr blieben. Abschied, indem sie den andern Morgen verreisen wollten. Brief vom Geh. Rath Voigt. Donarien von Meyer.

17. 08. Jena

Morgens einiges gezeichnet. Die Geschwister durchgegangen. Kam Dr. Seebeck, mit selbigem einige Versuche in der Kamera obscura besonders Oxydation und das Entgegengesetzte durch die prismatischen Farben. Mittags bey Hrn. von Hendrich mit Hofrat Volker. Nach Tische einige Zeichnungen aufgetragen, die Angelegenheiten bei Museen weiter überlegt. Kam Major von Knebel, mit dem ich später noch spazieren ging.

18. 08. Jena

Gezeichnet. Expedition nach Weimar wegen der Theatersachen. Brief an Cotta. Waren die Karlsbader Mineralien von Hrn. von Struve angekommen. Machte Dr. Seebeck die Versuche, wegen der Wärme verschiedener Farben. Zu Tische bey Major von Hendrich. Tragische Nachricht von Haugwitzens Entleibung und Hinrichtung. Auf's Kabinett, mit Lenz die neue Einrichtung des Wurm- und Insektenzimmers beredet. Prof. Schelver. Nachher mit Dr. Voigt und Knebel auf dem Museum der naturforschenden Gesellschaft. Abends zu Hause.

19. 08. Jena.

Egerwasser getrunken. Expeditionen nach Weimar und sonst. Besuch von Prof. Luden. Einige Revision, den vierten Teil meiner Schriften betreffend. Dr. Seebeck gegen Mittag Versuch wegen der verschieden erwärmenden Eigenschaft der Farben. Bei Major von Hendrich zu Tische. Preußische Fortifikation von Erfurt. Erinnerung an Akyanoblepsie, von Bibra in Meiningen, Ritter und von Tümplingischer Alumnus. Abends mit Major von Knebel spazieren, dann bei ihm zum Abendessen. Von der Schädlichkeit der Kartoffeln. »Phädrus Anekdote von Tiberius in Atriensem, so wohlfeil verkaufe er seine Ohrfeigen nicht.« Abends spät das Leben der Kaiser Caracalla und Geta von Lampridius. Dessen Ausführung eines Volksglaubens,»daß die Völker, die einen Gott Lunus haben, ihre Weiber regieren, hingegen die eine Göttin Luna haben, von ihren Weibern regiert würden«. Nicht getrunken. Gezeichnet. Den Vierten Band noch völlig revidiert und abgeschickt. Sowie nebenstehende Briefe. Testimonium für Schnetter. Dr. Heiligenstät, wegen der Batschischen Abfindung. Dr. Hegel; Dr. Seebeck in der Kamera obscura. Versuche wegen der mehr oder weniger wärmenden Kraft der gefärbten Lichter. Bey Major von Hendrich zu Tische, Frau Hauptmann von Griesheim aus Hessen. Romanhafte Begebenheiten ihres Lebens. »Außer Stand geheiratet.« Nach Tische Zeichnungen aufgeklebt. Älius Lampridius. Der Name Antonin war auf dem Wege ein Kaisernamen zu werden, wie Napoleon und andere. Äußere Kennzeichen der Mineralien, besonders die Farben.

21. 08. Jena


Früh an den Landschaften, ihrem Aufziehen und Ajustiren beschäftigt. Hugo Grotius von Luden. Hadrianus von Älius Spartianus. Den vierten Bogen des historischen Teils der Farbenlehre ajustirt und in die Druckerey geschafft. Von Hövel, Geognostische Bemerkungen über die Gebirge in der Grafschaft Mark. Zu Tische bey Major von Hendrich. Neues Arrangement seiner Talersammlung. Einiges gezeichnet. In den botanischen Garten. Mit dem Gärtner, mit Prof. Schelvern. Cleome pentaphylla. Betrachtungen über das neue Werk von Steffens.

22. 08. Jena.

Egerwasser getrunken. Brief an von Humboldt nach Rom (Mein Befinden, Dank für sein Gedicht über Steffens und dessen neuste Produktion). Runges Brief und Aufsatz über die Farben nochmals durchgegangen. Antwort an denselben nach Wolgast. An von Uslar nach Rehburg, wegen Goldschmith. Veränderung im Museum, wodurch die Marina in ein Zimmer gebracht wurden. Sonstige Anstalten deshalb. Major von Knebel kam mit seinem Sohne, denen ich die Karlsbader Suite, in Bezug auf das noch Erwartete, vorzeigte. Abends Thüringer Chronik. Sehr genaue Nachricht in derselben von einem vom Himmel gefallenen Stein.

Am Napoleonsfest in Frankfurt am Main verhüllte sich beim Feuerwerk zuletzt der Name des Kaisers in einer Rauchwolke, daß er nicht sichtbar war; welches von der Menge als ein Omen aufgenommen wurde.

23. 08. Jena

An den Landschaften gearbeitet. Werners geognostische Hefte. Fernere Einrichtung des naturhistorischen Kabinetts. Spazieren im Paradies. Gegen Abend bey Hofrat Eichstädt. Abends Sendung von Weimar. An Demoiselle Vulpius mit einer Anweisung an Ortmann. An Hrn. Geh.R. Voigt die Kopien der Katalogen.

24. 08. Jena

Früh spazieren nach dem Philosophengange. Schöner Morgen. Wernerische Geognosie. Schema zu einem geognostischen Vortrag. Dr. Voigt wegen der nächsten Angelegenheiten der Naturforschenden Gesellschaft. Buchbinder Wilhelmi, ihm die Skizzen übergeben. Nachmittag nach Dornburg. Gezeichnet. Abends zurück. Schönes Wetter und angenehme Fahrt.

25. 08. Jena.

Früh spazieren nach der Schwedenschanze zu. Gezeichnet. Spät nach Hause gekommen. Naturhistorisches Museum und dessen Neu-Arrangement. Wernerische Geognosie. Major von Knebel und Dr. Seebeck. Optische Versuche, besonders die paroptischen Farben betreffend. Sächsische Suite durchgesehen. Abends zu Knebel. Gezeichnet. Dr. Voigt und Prof. Luden kamen hin. Neuer Katechismus für die sämtlichen französischen Christen. Dort gegessen. Den Inhalt der Nibelungen erzählt.

C reatus

A d

N ullum

O fficium

N isi

I n

C uram

V entris

S ui.


(Aus einem Makulaturblatt von Wismayrschen Notizen von Italien, pag. 210.)

»Den besten Buhlen, den ich hab' (han) liegt
Der wohnt bey mir im Keller;
Er hat ein graues Röcklein an
Und heißt der Muscateller.«
Simon Dach.

An Wolf nach Halle.

26. 08. Jena

Eger Wasser getrunken. Die Gelbsachen bei Museen durchgedacht und berichtigt. Bibliothekar Vulpius angekommen, brachte einen Bedienten auf die Probe mit. An Geheimerat von Voigt, Martensische Sachen, rückständige Bauzettel, eingeschlossen an Demoiselle Vulpius.

27. 08. Jena.

Früh im Botanischen Garten. Mit Schelvern pathologische Fälle. Elpenor Anfang. Prof. Hegel, hernach Knebel, Mineralogie und Geologie von Karlsbad. Mineralogisches Kabinett. Bei Seebeck in der camera obscura. Nach Tische vierter Bogen vom 2. Teil der Farbenlehre. Dr. Voß aus Kopenhagen, mit etwas barscher Voßität. Abends Gäste: Major von Knebel, von Hendrich, Hofrat Voigt, Dr. Voigt, Prof. Göttling. Hofrat Voigt als Clubkommissarius hat Not, dem Wirt auf der Rose begreiflich zu machen, daß in ein gekniffenes Maß weniger geht als in ein ordentliches polizeigemäßes, bis er es ihm durch die Papiertüten, die der Materialist vorher aufbläst, ehe er den Tabak oder Kaffee hineintut, anschaulich macht. Hinterlistiges Setzen der Holzklaftern auf abhängigem Boden. Gehn an eine runde oder eckige Tafel mehr Gäste? Obiter die Konsequenz des reflektierten Lichtes und als wirklich an dem blauen Kronleuchter wahrgenommen!

28. 08. Jena

Früh am Elpenor fortgefahren. Hernach Dr. Seebeck und Hofrat Eichstädt. Major von Knebel und Sohn. Mittag bey Hrn. Major von Hendrich, mit Vulpius. Darstellende Erzählung vom Hofapotheker beym weimarischen Vogelschießen. Das Lager von Mühlberg tritt ein. Diadoche der Grobheit von Bode, Buchholz, Brunnquell und Stephani. Regelschiebende Harmonie. Bonifacius Taufema. Question über die Temperatur der Erde. Bonifacius Briefe. Medaille von Ariost. Nachher geognostische Bücher, besonders Agricola De ortu et causis subterraneorum. Abends bey Frommanns, mit Prof. Hegel.

29. 08. Jena

Carlsbader Zeichnungen ajustirt. Um zwölf Uhr mit Prof. Hegel über Steffens neuestes Werk. Um 6 Uhr zu Knebel. Altdeutsche Übersetzung des Petrarchischen Werks über das menschliche Leben mit Holzschnitten. Warme Nacht und vollkommen schöner Mondschein. Von Knebels nach Hause begleitet.

30. 08. Jena

Karlsbader Zeichnungen ins Portefeuille gebracht. Verschiednes im Kabinett geordnet. Zu Mittag Versuche mit Dr. Seebeck in der Kamera obscura, die mehr oder weniger erwärmende Eigenschaft der Farben betreffend. Beym Major von Hendrich zu Tische. Neue Münzkatalogen. Nachmittag große Carte botanique d'après Ventenat. Abends in den Doubletten des Mineralienkabinetts verschiednes ausgesucht, besonders Strontiane herausgefunden. Abends Briefe von Weimar. An Wernerburg mit Zusendung seines Aufsatzes über Rousseau.

31. 08. Jena

Früh Egerwasser getrunken. Verschiednes zum Schlusse besorgt. Was zunächst zu thun sey, notiert. Papiere und andres eingepackt. Gegen Mittag Major von Knebel und Dr. Seebeck. Über die optischen Dinge, sowie über manches Mineralogische. Briefe, nebenstehende. Briefe: An Wolf nach Halle, ein Wort über Steffens. An Herrn Pierseme (bey den Herren Pfad und Wunderlich) nach Hanau. Abgeschlagenes Theatergesuch. An Hofrat Orlay nach Dresden. Antwort auf seinen lateinischen Brief aus Eger. Zu zwey gegessen, weil Hr. Major von Hendrich weggereist war, um seine Haushälterin zu holen. Nach Tische in dem Instrumentenzimmer herausgenommen, beobachtet u.s.w. Verzeichnis der Münzsammlung, welche den 17. September in Dresden verkauft werden soll. Kamera obscura. Nach 5 Uhr zu Dr. Seebeck in Garten. Preisschrift von Weiß. Verschiednes die Farbenexperimente betreffend. Abends zu Hause. Horatii ars poëtica von Schelle. Neue Erklärung der Stelle: Vos exemplaria graeca etc. Kam Hr. Major von Hendrich zurück mit der Nachricht, daß sich die Tümplingsche Familie hier festsetzen werde.



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