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2014-12-11

Tagebücher Goethe: Dezember 1778





Dezember 1778


Schrieb einige Scenen an Egmont. War zugefroren gegen alle Menschen.

5. 12. Weimar.

Alba und Sohn. As zu Hause. Machte eine Runde zu Fus aufs Eis. Abends zu [Ch.v.Stein] Galiani gelesen.

6. 12. Weimar.

Früh in der Ilm gebadt. Mit Wedeln im Jägerhaus zu den Hünern und Phasanen. Geritten mit ihm nach Tiefurt. Knebel badte. las sein Tagebuch von vorm Jahr. Der Herzog kam. Mittags zu Hause gessen dann zu Wieland, ins Conzert. zu [Ch.v.Stein] war ihre Mutter da.

7. 12. Weimar.

Vor Tag in Stern. Zu Hause angefangen an Blondel. bey [Ch.v.Stein] gessen. (nach Tisch die Moulures gezeichnet.) Abends Cr und M.

8. 12. Weimar.

(Früh Blondel.) bey Herdern gessen. Nach Tiefurt wo mich alles an den Menschen ärgerte. Drum macht ich mich weg nach Hause. Hatte Lust zu nichts. (Zeichnete wenig an den Moulures.) Aristophanes konnte mich des Schlafs nicht erwehren.

9. 12. Weimar.


Conseil leidig Gefühl der Adiaphorie so vieler wichtig seyn sollender Sachen. Zu [Ch.v.Stein] essen, wenig aber gut nach Tisch gesprochen, sie kommt mir immer liebenswürdig vor, obgleich fremder. Wie die übrigen auch. Nachm zu Hause die Toskanische Ordnung gezeichnet, viel Liebe zur Bau kunst. Wenn nur die Aufmercksamkeit dauerte.

10.-12. 12. Weimar.

Meist zu Hause nach Blondel gezeichnet.

13. 12. Weimar.

Früh Monolog Albas.

14. 12. Weimar.

Feuer in der Schule. Abends Tanz bey [Herz.Anna Amalia]. Gespr. mit dem [Herz.C.August] über Ordnung,Pol.und Gesezze. Verschiedne Vorstellung. Meine darf sich nicht mit Worten ausdrücken, sie wäre leicht misverstanden und dann gefährlich. Indem man unverbesserliche Übel an Menschen und Umständen verbessern will verliert man die Zeit und verdirbt noch mehr statt dass man diese Mängel annehmen sollte gleichsam als Grundstoff und nachher suchen diese zu kontrebalanciren. Das schönste Gefühl des Ideals wäre wenn man immer rein fühlte warum man’s nicht erreichen kann.

15. 12. Weimar.


Lichtenberg. Das alte Lied von der Exekution. Archteckt gezeichn. zu Hause gessen. Abend wenig zu [Ch.v.Stein] wieder nach Hause. Das Corinth. Cap. gez.

Diese letzte Zeit meist sehr still in mir. Architecktur gezeichnet um noch abgezogner zu werden. Leidlich reine Vorstellung von vielen Verhältnissen. Mit Knebeln über die Schiefheiten der Sozietät. Er kam drauf mir zu erzählen wie meine Situation sich von aussen aus nähme. Es war wohl gesagt von aussen. - Wenn man mit einem lebt soll man mit allen leben, einen hört soll man alle hören. Vor sich allein ist man wohl reine, ein andrer verrückt uns die Vorstellung durch seine, hört man den dritten so kommt man durch die Parallaxe wieder aufs erste wahre zurück.

Garstiges Licht auf Fr. geworfen durch viel seiner Handlungen die ich eine Zeit her durch passiren lassen. Gutheit von Steinen. Warnung solcher Menschen gut, aber nur selten. Offters ziehen sie einen in ihre enge, arme Vorstellung. Jedes Menschen Gedancken und Sinnes art hat was Magisches. Kriegte die Lebens beschr. von Kr. Dachte über die Musik, und die Zeichen Akad. Hundsfüttisches Votum von K in der Bergw. Sache. Klauer fieng an Fritzens Statue an. Mit war die [Ch.v.Stein] sehr lieb Gutmütiger Schn. Ich bin nicht zu dieser Welt gemacht, wie man aus seinem Haus tritt geht man auf lauter Koth. und weil ich mich nicht um Lumperey kümmre nicht klatsche und solche Rapporteurs nicht halte, handle ich oft dum. - Viel Arbeit in mir selbst zu viel Sinnens, dass Abends mein ganzes Wesen zwischen den Augenknochen sich zusammen zu drängen scheint. Hoffnung auf Leichtigkeit durch Gewohnheit. Bevorstehende neue EckelVerhältn. durch die Kriegs Comiss. Durch Ruhe und Geradheit geht doch alles durch.

Knebel ist gut aber schwanckend, und zu gespannt bey Faullenzerey und Wollen ohne was anzugreifen. Der Prinz in seiner Verliebschafft höchst arm. Der Herzog immer sich entwickelnd und wenn sichs bey ihm mercklich aufschliesst, krachts, und das nehmen die Leute immer übel auf. Im ganzen wird spät, vielleicht nie die Schwingung zu mindern seyn die der Ennui unter den Menschen hier erhält. Es wachsen täglich neue Beschwerden, und niemals mehr als wenn man Eine glaubt gehoben zu haben.

30. 12. Weimar.

Nachm. nach Apolda mit Seckend. gefahren. War die JagdParthie vergnügt. Nachts bis halb 1 mit S. die Neuiahrsw. geschmiedet.

31. 12. Weimar.


Morgens halb sechs auf. gegen neun auf die Jagd leidlich geschossen vergnügt Abends zu Pferd schnell herein.




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