> Gedichte und Zitate für alle: Tagebücher Goethe: Januar 1779

2014-12-11

Tagebücher Goethe: Januar 1779





Januar 1779


1. 01. Weimar.

Die Posse mit den Neujahrs Wünschen volführt zu [Ch.v.Stein] essen. Bey Hofe. Mit den Leuten gut.

2. 01. Weimar.

Aufgeräumt, und mancherley Alte Papiere überdacht. Plan für dies Jahr. Mit [Herz.C.August] ausreiten ums Webicht. Volgst. Uechtr. zu Hause gessen. Aufräumen. Abends um die Hügel. Felsen gerennt. Herrlicher Aufgang des Monds. Gezeichnet. Bis gegen Eilf spazieren. Erster Reiner Schnee und hoher Mond.

4. 01. Weimar.

Auf dem Eis, Bergwercks Conferenz. auf dem Eis bis Monds aufgang mit Cr. nach Hause sehr müde.

5. 01. Weimar.

Conseil die Kriegs Commission übertragen. Aufs Eis essen. Nach T. kam [Herz.Anna Amalia] nach den Aepfeln gelaufen um Preise. Abends zu [Ch.v.Stein] sehr lieb und viel geschwäzzt. War ich sehr heiter und ruhig im Gemüth die ganze Zeit her, bis auf weniges Mit Militär Oekonomie beschäftigt, wenig Baukunst. Viel auf dem Eis. War [Ch.v.Stein] sehr lieb. War ich sehr in mir.

9. 01. Weimar.

Abends bey Seckend. Musick. Schweigen.

10. 01. Weimar.

Früh die Officiers und meine künftigen Subalternen. Uber das Geschäfft mich in der Stille bearbeitet. Immer bild ich mir ein es sey besser wenn einer menschlichere Leidenschaften hätte. Ich bin zu abgezogen um die rechten Verhältnisse die meist Lumperey und Armuth Geists und Beutels sind zu finden und zu benuzzen doch muss es gehn. Da ich viel klarer bin und sehr vorsichtig, offt zu misstrauisch das aber nichts schadet.

Abends nach dem Conzert eine radicale Erklärung mit [Herz.C.August] über Cr. Meine Vermuthungen von bisher theils bestätigt theils vernichtet. Endets gut für uns alle, ihr die ihr uns am Gängelbande führt!

13. 01. Weimar.

Die Kriegs Commiss. über nommen Erste Session. Fest und ruhig in meinen Sinnen, und scharf. Allein dies Geschäffte diese Tage her. Mich drinn gebadet, und gute Hoffnung, in Gewissheit des Ausharrens. Der Druck der Geschäffte ist sehr schön der Seele, wenn sie entladen ist spielt sie freyer und geniest des Lebens. Elender ist nichts als der behagliche Mensch ohne Arbeit, das schönste der Gaben wird ihm eckel. Schwierigkeit irdische Maschinen in Gang zu sezzen, auch zu erhalten. Lehrbuch und Geschichte sind gleich lächerlich dem Handelnden. Aber auch kein stolzer Gebet als um Weisheit, denn diese haben die Götter ein für allemal den Menschen versagt. Klugheit theilen sie aus, dem Stier nach seinen Hörnern und der Kazze nach ihren Klauen, sie haben alle Geschöpfe bewaffnet.

Dass ich nur die Hälfte Wein trincke ist mir sehr nützlich, seit ich den Caffee gelassen die heilsamste Diät.

14 .-25. 01. Weimar.

In Ackten gekramt, die unordentliche Repositur durchgestört, es fängt an drin heller zu werden. Das Geschäfft mir ganz allein angelegen. Wenig auf dem Eis ! Beunruhigt das Amt Groß-Rudestedt durch die Preußen, Wiederkunft Rheinbabens, fatale Propositionen. Zwischen zwey übeln im wehrlosen zustand. Wir haben noch einige Steine zu ziehen, dann sind wir matt. Den Courier an den König, in dessen Erwartung Frist. Meist mit der Kriegs Commission beschäftigt, wenig auf dem Eis, geritten.

30. 01. Weimar.

Auf dem Erfurt. Weeg gestürzt. Aerger über die Pferds Wirthschafft. Knebel kranck, mit Reisebeschreibungen sich labend. Klauer an Frizens Modell gearbeitet. Erfindet doch endlich gott sey Danck an dem schönen Körper ein übergros Studium. Und da er erst die Figur aus dem Kopf machen wollte weil der Körper zu mager sey, kan er iezt nicht genug dessen Schönheit bewundern. Die Geschichte, wie es damit von Anfang gegangen ist muss ich nicht vergessen.




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