Januar 1813
1. 01. Weimar
Betrachtung über die angekommene Bacchus-Herme. Visiten vom Hof, der Stadt und dem Theater. Serenissimus. Mittags Weißer, Professor Riemer, Dem. Engels und Lefevre. Nach Tische mit Riemer. Sprachvertheilung über die Welt. Hofrat Meyer, Geheimer Regierungsrat von Müller. Abends Dürand, Dem. Engels und Lefevre. An Dr. Ehrmann nach Frankfurt a. M. Heiterer Tag.
2. 01. Weimar
Brief an Friedländer. Tableau des peuples qui habitentl' Europe par Fréderic Schoell. Mittag Legationsrat Falk und Professor Riemer. Kunstwerke vorgezeigt. Über die verschiedenen Charaktere derselben. Dann Politica. Abends für mich. Päpstliche Münzen von Venuti. Allerley chemische Betrachtungen. Milder Tag.
3. 01. Weimar
Briefe. An den Prinzen Friedrich von Gotha mit zwey Fäßchen Eingemachtem. Die Sänger Moltke, Deny, Uschmann, Kötschau, ein von Professor Riemer gedichtetes Lied vortragend. Nachher verschiedeneandere Gesänge von Zelter und sonst. Mittag Professor Riemer, über die Sprachkarte. Abends Hofrat Meyer, über die Herme und sonstige Kunst- und politische Sachen. Gelinder Tag.
4. 01. Weimar
Parodie des Gedichts Eine liebenswürd'ge Schöne. Bey den Frauenzimmern, um dasselbe zu probieren. Verschiedne Physica und Chemica. Mittag bey Hofe. Abends im Schauspiel. Die Rosen des Herrn von Malesherbes und das Geheimnis nebst einem Ballet. Gelinder Tag.
5. 01. Weimar
Auszug des Aufsatzes über die Schwefelwasser. Versuche die Nähnadeln durch violettes Licht zu magnetisiren. Versuche den Doppelspath betreffend. Spazieren gefahren nach dem Webicht. Mittags unter uns. Nach Tische Satyros und kleine Gedichte gelesen. Abends bey Ihro Hoheit zum Concert. Schöner heitrer Tag.
6. 01. Weimar
Verschiedne Briefe mundirt. An Jacobi diktiert. Ging ich spazieren, begegnete Ihro Hoheit. Besuchte Frau Gräfin Henckel. Vor Tische Legationsrat Bertuch wegen der Abdrücke und Berghöhenkarte. Bey Tisch für uns. Nach Tische Lesage's Atlas. Abends Phädra. Schöner heitrer Tag.
7. 01. Weimar
Etwas über den Doppelspath. Theatersession. Bey Herrn Geheimen Rat von Voigt. Mittags für uns. Abends Gesang und Gesellschaft: Frau von Stein, von Schiller, von Wolzogen, von Egloffstein, von Niebecker und Fräuleins. Blieben zum Abendessen. Schöner Tag.
8. 01. Weimar
Philostrats Gemälde. Um 10 in der Probe von der Erfüllung. Bey Frau von Stein. Ein wenig spazieren. Mittag bey Hofe. Kammerherr von Hagen. Abends Rabusche. Befand mich nicht ganz wohl. Fieberhafte Nacht. Geh. R. Jacobi, München. Gelinder Tag.
9. 01. Weimar
Blieb lange im Bette. Überdachte die Einwirkung Shakespears auf die deutsche Literatur, und anderes. Beschäftigte mich mit den Bildern des Doppelspaths und berichtigte die zu dem kleinen Aufsatz gehörigen Tafeln. Andere physikalische Betrachtungen. Mittag für uns. Bergmanns Streifereyen unter den Calmucken. Flucht er Kosacken nach China 1771. Herr Geheimer Regierungsrat von Müller. Tauwetter.
10. 01. Weimar
Betrachtung über Shakespear. Beendigung des Aufsatzes über den Doppelspath und Zeichnungen hierzu. Hofrat Sulzer. Professor Riemer. Dieser blieb zu Mittag. Nach Tische Philostrats Gemälde. Die Seyboldische Übersetzung und meine Redaktion mit dem Griechischen verglichen. Abends Cranz, Brüderhistorie. August, der von Frau Hofrat Schopenhauer herkam. Gelinder Tag.
11. 01. Weimar
Versuche mit dem Doppelspath. Cranz, Geschichte der Brüdergemeinde. Hofrat Huschke. Gegen Mittag kamen die Frauenzimmer von Jena. Dr. Kieser kam mit, welcher zu Mittag bey uns blieb. Das Modell vom Schlammbade ausgepackt und vorgezeigt. Hofrat Meyer. Philostratische Gemälde und anderes. Der Taubstumme. Gelindes Wetter.
12. 01. Weimar
Früh mit Professor Kieser, ehe er nach Berka ging. Über das Badegeschäft und andere Dinge. Cranz, Geschichte der Brüdergemeinde. Aufsatz über die Wirkung des Doppelspaths für Seebeck. Mittag für uns. Nach Tische Professor Kieser. Über jenes Geschäft, sodann über die Fortschritte und Liberalität der Chemiker, alle Meinungen und Vorstellungsarten gelten zu lassen und aufzunehmen. Dem. Engels. Mad. Lortzing als Taubstumme. Hofrat Meyer brachte die Zeichnungen zur Medaille. Professor Riemer. Seebecks Briefe und Sendung. Bedeckter Himmel, gelinde Kälte.
13. 01. Weimar
Nebenstehender Brief. Hrn. Major von Knebel mit den Staelischen Papieren und dem Neujahrsaufsatz ins Modejournal von Sickler. Die neusten Autographa geordnet und eingeschrieben. Den Schluß des 11. Buches durchgesehn. Mittag Professor Kieser. Mit demselben über die Rezension der Moldenhawer'schen Beyträge zur Anatomie der Pflanzen. Über andere physikalische und medizinische Gegenstände. Abends Sculture del Capitolio. Im Schauspiel der Puls und die Erfüllung. Zu Abend Professor Kieser, der um 10 Uhr weg fuhr. Bedeckter Tag, gelinde Kälte.
14. 01. Weimar
Brief an Zelter. Abermalige Durchsicht des 11.Buchs. Die Münzen für Friedländer eingepackt nebst Brief. Brief der Gräfin O'Donnell. Mittag für uns ohne August. Betrachtung über die capitolinischen Altertümer, besonders das Basrelief mit Prometheus. Abends Hofrat Meyer. Artistisches und Politisches. Gelinder Tag.
15. 01. Weimar
Briefe. An Dr. Seebeck, den Aufsatz über die Erscheinungen des Doppelspaths. Dr. Schlosser nach Frankfurt a. M., Quittung der letzten Rechnung. Besorgtes Einpacken der Münzen für Friedländer. Von Charpentier übersendete Darstellung der Höhen von Schlesien, nebst Karte. Spazieren gefahren. Mittag für uns. Lied die Wochenlust. Nach Tische Dem. Engels, die dasselbe sang. Herr Geheimer Regierungsrat von Müller, Herr Vizepräsident von Müffling. Professor Riemer. Abends Wolffs und Dem. Engels. Heiterer Tag.
16. 01. Weimar
Geologie der Berkaischen Gegend und Fahrt nach Berka. Besichtigung des ehemalig Müller'schen Hauses, Unterhaltung mit dem Organisten. Rückfahrt. Mittag für uns. Nach Tisch Unterhaltung mit August über Publica und Privata. Abends Zauberflöte. Sehr schöner Tag.
17. 01. Weimar
Brief an die Gräfin O'Donnell. Einladungen auf morgen. Herr von St. Aignan. Geheimer Regierungsrat von Müller und Hofrat Meyer. Mittag Professor Riemer. Unterhaltung über den Ursprung mancher Worte, besonders aus dem Pronomen hergeleitet. Über die Ansicht der Gegenstände, insofern sie männlich oder weiblich bezeichnet werden. Blieb ich für mich in Betrachtung antiker Medaillen. Fräulein von Pogwisch. Dem. Lefevre. Kamen die Griesischen Stanzen an, welche ich die Lefevre lesen ließ. Abends meine Frau aus der Schopenhauer'schen Gesellschaft. Dem. Ulrich von Berka zurück. August von Hofe. Bedeckter neblicher Tag, kalt.
18. 01. Weimar
Die idyllische Cantate zur Hälfte. Visconti Iconographie. Vorbereitung zum Gastmal. Mittag Geheimer Regierungsrat von Müller und Frau, Legationsrath Falk und Frau, Regierungsrat Müller, Hofrätin Schopenhauer und Tochter, Frl. von Reitzenstein und von Täubern, Professor Riemer. Nach Tische Fortsetzung des Gesprächs. Unter der Komödie für mich allein. Abends Dem. Lefevre. War Menschenhaß und Reue gespielt worden. An Stadtrat Friedländer Berlin. Medaillen. Früh Nebel, Nachmittags heiter.
19. 01. Weimar
Zweyte Hälfte der idyllischen Cantate. Capitolinisches Museum von Mori. Spazieren gefahren nach der Galgenschenke zu. Mittag Dem. Engels. Hofrat Meyer. Zeichnung der Medaille. Visconti's Iconographie. Abends Hofrat Meyer. Früh war die Nachricht von dem Tode des Erbprinzen von Oldenburg angekommen. Schöner kalter Tag.
20. 01. Weimar
Die Zeichnung der Medaille an Herrn Geheimen Rat von Voigt gesendet. Die capitolinischen Altertümer. Herr Genast, wegen der nächst zu spielenden Stücke. Neueste Literaturzeitungen. Rezension der Reinholdischen Synonimik. Um 12 Uhr im Schlitten ums Webicht. Mittag für uns. Capitolinische Monumente. Abends Hofrat Meyer, über die Giustinianische und Velletrische Minerva. Die capitolinischen Trophäen Duftiger, sehr kalter Tag.
21. 01. Weimar
Brief an die Gräfin O'Donnell. Theatersession. Französischer Roman Le père et la fille, woraus das Sujet zur Oper Agnese genommen. Mittag für uns. Nach Tisch ungarische Stufen von Jena, ingleichen Nachricht von Bergrat Lenzens Befinden. Mad. Lortzing, Dem. Lefevre. Abends Herr und Mad. Wolff. Ihre Rollen aus Ödipus mit ihnen durchgegangen. Blieben sie Abends zu Tisch, ingleichen Dem. Engels, Lefevre und Professor Riemer. Bedeckter kalter Tag.
22. 01. Weimar
Vorbereitung zum Münzenkatalog. Überlegung der Inhaltsanzeige von der Oper Agnese. Zwey Komödien des Herrn von Pirch. Im Schlitten bis Lützendorf. Mittag Hofrat Meyer. Die Frauenzimmer und August waren zum Geburtstagsfest beym Bibliothekar. Die ungarischen Mineralien nummeriert. Geheimer Kammerrat Ridel, wegen der Wielandischen Todtenfeyer. Blieb für mich und dachte die Sache durch. Mit Dem. Lefevre die Babet aus dem Wirrwarr. Einige Mineralien in dem Lenzischen Handbuch aufgeschlagen. Bedeckter Tag, gelind.
23. 01. Weimar
Überlegung der beyden Aufsätze für Agnese und Wieland. Karstens Tabellen, besonders Gebirgsarten. Schlitten gefahren über Oberweimar und zurück. Nebenstehender Brief. An Bergrat Lenz; zurückgesandt die letzten Societätsbriefe. Mittags für uns. Nach Tische die Gebirgsarten in natura. Geheimer Regierungsrat von Müller. Abends für mich, die bevorstehenden Arbeiten durchgedacht. Der Wald von Herrmannstadt. Gelinder Tag.
24. 01. Weimar.
Abschrift des Verzeichnisses der Gebirgsarten des Leitmeritzer Kreises. Aufsatz wegen Wieland schematisiert. Herr Hauptmann von Verlohren aus Dresden. Neuste Kriegsnachrichten aus Norden. Professor Riemer. Elftes Buch mit ihm durchgegangen. Blieb derselbe zu Mittag, ingleichen Professor Werneburg. Gespräch über die Mängel unserer Gymnasien, sowohl in Absicht auf Organisation als Disziplin. Nahm ich die Urgebirge vor. Oberforstmeister von Fritsch, über die verschiedenen Verhältnisse der Gebirgsarten zur Holzkultur. Abends Dem. Lefevre, Rolle aus dem Wirrwarr. Nachher Odyssee, Nausikaa. Schöner kalter Tag.
25. 01. Weimar.
Wieland begraben. Aufsatz über die Oper Agnese. Herr Genast. Demselben den Aufsatz gegeben. Brief an Reinhard nach Kassel. An die Frau Gräfin O ’Donell nach Wien, Herrn Hauptmann von Verlohren mitgegeben. Zu Frau von Stein. Bald wieder zurück. Mittag für uns. Nach Tische Urgebirg. Legationsrat Falk. Gegen Abend August von Oßmannstedt, der die Umstände des Begräbnisses erzählte. Vorher Herr Wolff Zeichnungen. Paket von Woltmann. Abends Dem. Engels und Lefevre. Der Wirrwarr. Schöner kalter Tag.
26. 01. Weimar
Brief an Reinhard nach Kassel. Mundum des Aufsatzes zu Agnese. Woltmannische Sendung studiert. Legationsrath Bertuch wegen der Höhenvergleichungslandschaft. Über Wieland. Antike Glaspasten. Mittag unter uns. Meine Frau befand sich nicht ganz wohl. Fernere Ordnung der Urgebirgsarten. Hofrat Huschke, über die Wielandische Begräbnißfeyer. Mad. Lortzing, die in Blankenhayn gewesen. Professor Riemer. Abends Dem. Lefevre, welche die Geschichte der Aurora aus dem Damencalender erzählte. Sendung von Heidelberg. Bedeckter Tag.
27. 01. Weimar
Brief an Herrn von Reinhard nach Cassel. Werneburgs neues System der Notenschrift an Prof. Zelter nach Berlin, durch Dr. Osann. Schema zu dem Aufsatz über Wieland ferner bearbeitet und überhaupt diesen Gegenstand durchdacht. Mittag für uns. Nach Tische ungarische Stufen. Abends im Schauspiel mit Hofrat Meyer, der Ring von Schröder. Betrachtung über das englische Theater und über das Verhalten der Stücke. Gelinder Tag.
28. 01. Weimar
Das Schema zu dem Aufsatz über Wieland, dasselbe nachher öfters durchgesehn und durchgedacht. Mittag für uns. Nach Tische weitere Betrachtung des Schemas. Shaftesbury's Werke. Abends in her Probe von Agnese. Decesaris von Gotha.
29. 01. Weimar
Shaftesbury's Werke. Wielands Horaz. Mittag Decesaris. Unterhaltung über die Reise des Prinzen nach Spaa, über München nach Hause. Geheimer Regierungsrat von Müller. Italiener mit Kupfern. Abends Hofrat Meyer.
30. 01. Weimar
Shaftesbury. Bey der regierenden Herzogin gratulieren. Bey dem Herzog. Konsistorialrat Günther, den ich nach Hause brachte. Mittag für uns, der Assessor bey Hofe. Aufsatz über Wieland. Abends Vorstellung von Agnese. Bedeckter Himmel. Gelind.
31. 01. Weimar.
Über Shaftesbury. Aufsatz über die Landschaft von Ruysdael. Herr von St. Aignan, Schwebel, von Müller und Hofrat Meyer. Mittag Decesaris, Riemer und Dem. Engels. Einige Musik. Riemer, über das übertriebene Lob, das man den Griechen beizulegen pflegt, deren Künste und Wissenschaften uns imponieren, daher wir auch ihre übrigen Handlungen und Verhältnisse als musterhaft anzusehen pflegen. Abends Konzert im großen Saal. Vorher bei Madame Dillon. Bedeckter gelinder Tag.
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