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2014-12-17

Tagebücher Goethe: Juli 1795



Juli 1795




1. 07. Jena.

Hufeland Lebenskraft. Brandis. Darwin. Brown. Weichardt. Jakobs empirische Psychologie. Reil. Händel der Bremenserin Hennings Hause.

2. 07. Schleif.

Von Jena. Mittag in Pößneck. Das Städtchen scheint einen guten Stadtrat zu haben, es ist eine Chaussee angelegt, wovon der Stadtrat auch das Chausseegeld einnimmt, sie denken auch das offne Wasser in der Stadt zu überwölben; überhaupt ist es ein nahrhaftes Städtchen, in welchem sich viel Tuchfabriken befinden, auch sind Gerber daselbst, wie in dem benachbarten Kahla. Ein Fabrikant, der Seige heißt, baut außerhalb der Stadt nach Schleiz zu ein großes Gebäude.

Außer dem bekannten Ton bei Göschwitz ist der Weg bis Pößneck sandig, nach Schleiz zu fängt der Tonschiefer an, der, indem er auf seiner Oberfläche verwittert, sehr guten Feldbau zuläßt.

In Schleiz im Blauen Engel übernacht.

Beim Schloß ist ein schönes Vorwerk, der Graf hat noch zehnandere Güter im Lande, die er durch Voigte bewirtschaften läßt;es scheint eine Administration umso ehr möglich, als die Landesartdurchaus überein ist. Die Schäfereien sind besonders verpachtetnebst den zum Futter nötigen Wiesen, der Voigt hateine gewisse Besoldung, von der er das Gesinde mit halten muß,ingleichen gewisse Deputatstücke. E r hat die Kühe im Pacht undgibt von jeder jährlich 7 RI. Er besorgt den Feldbau, zwei Kornschreiberunter der Aufsicht einiger Räte besorgen das übrige,worüber nähere Erkundigung einzuziehen.

Das Feld bestehet aus leicht abhängigem Boden, in den Mulden sind die Wiesen, doch sieht man in der Gegend, durch die man fährt, wenig Wasser.

Mühldorf den Grafen Kospoth gehörig, scheint daher seinen Namen, von der in der Gegend sehr notwendigen Mühle erhalten zu haben.

Die von Müffling haben mehrere Güter in dieser Gegend.

3.07. Adorf.

Mittags in Plauen; der Postmeister Ermisch ist ein wohlhabender Mann und hat eine starke Familie von 11 Kindern.

Der Ort ist nahrhaft und hat schöne Mosselin-Fabriken.Überhaupt stehen die Orte in dieser Gegend gut, weil sie große Fluren und guten Feldbau haben.

Ich fand am Wege Braunstein und Granit; man sagte mir, sie brächen bei Bergen, in Trieb. Die Mühlsteine, die sie in dieser Gegend brauchen, kommen von Markneukirchen. Der Tonschiefer fährt in allen seinen Abänderungen fort, und verwittert meistens zu sehr kleinen Teilen. Sowohl die Frucht als wie die Fichtenwälder gedeihen sehr gut; ich sollte denken, wenn man’s mit Mist zwingen könnte, so müßte der Fruchtbau auf einen hohen Grad zu treiben sein. In diesen Gegenden sieht man keine Futterkräuter, aber auch keine Lehde, alles ist bebaut oder Wald. Abends Adorf im Posthaus. Bei verschiedenen Mädchens bemerkte ich eine wunderliche Bildung der Nase, sie ist spitz unterwärts gezogen und vor den Läppchen eingedrückt.

4.07. Karlsbad.

Früh daselbst weg, bei Schönbach hält man an, den Koffer versiegeln zu lassen, das wohlgelegene Gut gehört den H. v. Korb.

Gleich hinter Schönbach hört der Tonschiefer auf, man kommt in einen guten fruchtbaren Boden, der aus einer gelben, gelbroten, kalkigtonigten Erde mit mäßigen Quarzstücken bestehet. Die Früchte stehen gut darauf und man findet hier viel Kleebau; auch werden die Ränder und Lehden umgerissen. Dieser Boden entstehet durch Verwitterung des Glimmerschiefers, der die Gebirgsart dieser Gegend ausmacht, und sowohl die Farbe des Erdreichs als auch die Eisensteine, die man darinnen findet, scheinen sich von den Eisengranaten herzuschreiben, die in der Vermischung des Glimmerschiefers stecken; auch hat sich diese Verwitterung wieder teilweise zu einem Konglomerat zusammengesetzt. Hinter Zwodau bis Karlsbad scheint das Gebürg aus einem Sandstein zu bestehen, der ungleich verwittert, die härteren Stücke bleiben liegen, indem die aufgelösten vom Wasser fortgeführt werden. Die Wege werden dadurch abscheulich, der Wert des Bodens ist sehr abwechselnd sowie die Gegend. Um Zwodau wird viel Hopfen gebaut. Bei Karlsbad Granit.

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