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2014-12-23

Tagebücher Goethe: Mai 1811



Mai 1811









1. 05. Weimar

Brief an Hrn. von Beroldingen. Erdbeben von Lissabon. Klopstocks Briefe. Ritter Degrieux. Mittags unter uns. Nach Tische Fortsetzung des Vormittägigen. Abends bey der regierenden Herzogin. Vorlesung der biographischen Papiere. Erste Hälfte des Leipziger Aufenthalts.

2. 05. Weimar


Briefe. Theatersession. Herr Doktor Cotta von Stuttgart. Mittags bey Hofe. Nachher im Garten. Abends Dr. Cotta.

3. 05. Weimar

Nebenstehende Briefe geschlossen und gesiegelt. An Hrn. Baron von Beroldingen nach Hildesheim. An Hrn. von Leonhardi nach Frankfurt. An Hrn. Brizzi nach München. An Hrn. Prof. Zelter nach Berlin. An Hrn. Dr. Windischmann nach Aschaffenburg. Spazieren um den blühenden Park zu sehen. Herr von Boisserée von Köln. Herr von Oliva von Wien. Kapellmeister Müller wegen Jephtha. Federzeichnungen zum Faust von Cornelius, welche Boisserée mitgebracht. Zu Tische unter uns. Nach Tische Frau von Niebecker. Abends verschiedene Überlegungen und Besorgungen wegen der bevorstehenden Reise.

4. 05. Weimar

Cicero's Briefe von Wieland 4. Teil. NebenstehendeBriefe. An Hrn. Kammerrat Frege nach Leipzig wegen einer Assignation von 800 rthlr Sächs. an Hrn. Hofschauspieler Haide gestellt. Ingl. an Hrn. Doktor Cotta gegenwärtig eben daselbst. Letzter Bogen von Hackert zur Korrektur. Mittags Herr von Boisserée und Herr von Oliva, Hofrat Meyer und Haide. Nach Tische etwas Musik. Abends im Theater: Je toller je besser.

5. 05. Weimar


Cicero's Briefe. Nach Capellendorf gefahren. In die Gärten und auf den Sperlingsberg. Daselbst die Gegend, wo die Schlacht am 14. Oktober vorgefallen, übersehen. Abends zurück. Großer Sturmregen. Cicero's Briefe.

6. 05. Weimar.

Briefe. Verschiedenes zur Abreise vorbereitet. Um 11 Uhr Herr von Oliva aus Wien. Herr von Boisseree aus Köln. Musik. Baumeister Steiner zeigte seine Paulinzella vor. Boisseree seine architektonischen Risse. Zu Mittag Obgenannte, nebst Raabe, Deny, Strobe und Eberwein, Hofrat Meyer. Nach Tische die architektonische Unterhaltung fortgesetzt. Abends bei Durchlaucht der Herzogin die Vorlesung fortgesetzt bis zur Abreise nach Straßburg.

7. 05. Weimar.

Briefe. Um 11 Uhr Boisseree, mit ihm seine architektonischen Zeichnungen durchgesehen. Mittag bei Hofe. Griesbach. Nachher zu Hause Whist gespielt mit den Frauenzimmern und John. Abends bei Frau von Heygendorf.

8. 05. Weimar

Briefe. Zu dem neuen Theaterbau. Zu Chevalier O'Hara und Hofrat Wieland. Mittags Herr Boisserée. Von Köln und der Gegend, älteren und neuen Verhältnissen, seinen Studien, Lebensgange. Abends im Theater: Tancred.

9. 05. Weimar

Briefe und Expeditionen. An Hrn. Baron von Reinhard nach Kassel. An die Direktoren der Badeanstalt zu Halle. An Hrn. Carl Erbstein nach Dresden mit einer Anweisung an Hrn. v. Verlohren von 33 rthlr. 6 gr. An Hrn. Kammerassessor Werlich nach Rudolstadt mit seiner Abhandlung über die mikroskopische Wurmförmigkeit der Oberfläche. An Hrn. Kammersekretär Nauwerk nach Ratzeburg. An General Inspektor Leonhard nach Hanau. An Herrn von Kügelgen nach Dresden nebst dem Dädalus von Nauwerk. An Hrn. Male rCornelius nach Frankfurt a. M. An Herrn. Sekretär Schlichtegroll nach München. An Hrn. General-Major und Ritter von Klinge nach Petersburg mit einem Exemplar von Hackert. An Frau Ober Berghauptmann von Trebra nach Freyberg. Theatersession. Boisserée zu Tische. Über Friedrich Schlegel und sonstige neue literarische Gesinnungen. Nach Tische Frau von Schardt und Fräulein Staff. Geheimer Regierungsrat Müller. Erzählung der letzten jenaischen Bau- und Entschädigungsgeschichten. Abends für mich, die nächsten Anstalten zu bedenken.

10. 05. Weimar

Briefe. Mad. Lortzing und Dem. Weber einige Szenen zu probieren. Herr Boisserée, nochmals die Zeichnungen durchgesehen. Auch die Durchzeichnungen der Risse vom alten Straßburger Münster. Mittags Boisserée, Mad. Lortzing und Raabe zu Tisch. Nachher zu Herrn Geheimen Rat von Voigt. Abends unter uns. Mit August über seine gegenwärtigen Studien und Tätigkeiten.

11. 05. Weimar

Briefe und Expeditionen Ins Schloss Boiserai's Zeichnungen Frühstück Bois. zu Tische Nach Tische mehrere Personen vom Theater. Cheval. Ohara. War Camilla.

12. 05. Jena

Gegen 9 Uhr von Weimar weggefahren. Nach 11 Uhr in Jena. Zu Herrn Obrist von Hendrich. Zu Hause einige Briefe geschrieben. An Hrn. Geh. Rat Willemer nach Frankfurt, Raaben recommandirt. Kam Herr Boisserée. Speisten wir beym Herrn Obrist. Nach Tische auf das Museum zu Bergrat Lenz. Zu Major von Knebel, wohin Boisserée auch kam. Abends für mich und bald zu Bette.

13. 05. Schleiz

Um 5 Uhr von Jena ausgefahren. Sehr schöner Tag. Um 11 Uhr in Podelwitz. Um 2 Uhr von da ab, und um 6 Uhr in Schleiz. Daselbst zu Nacht geblieben.

14. 05. Franzensbrunn

Um 6 Uhr von Schleiz ab, um 1 Uhr in Hof. Zu Mittag gegessen. Dann bey Heinrich Büttner. Wenn etwas von Karlsbad durch Fracht zu spediren wäre, würde Joseph Becher daselbst, es an Herrn Heinrich Büttner in Hof gelangen lassen. NB. »Königl. Bayerischer Mautpaß mit Anspruch auf Rückvergütung». Besuchte uns der Kreis- und Polizey-Director von Rüdiger. Nach 7 Uhr in Asch, gegen 8 Uhr abgefahren. Gewitter und Regen. Brach die Achse. Nachts um 2 Uhr in Franzensbrunn. (Das Übel macht eine Geschichte und dasGute keine.)

15. 05. Franzensbrunn

Biographisches. Vorwurf wegen des Großvaters. Bleichen der Kupferstiche. Spazieren. Regenwetter. Zu Hause. Bernoulli's Handbuch, geognostische Übersicht der Schweiz. Am Brunnen. Zu Hause über Bernoulli, Geschichte der Geognosie und sonst.

16. 05. Franzensbrunn

Geschichte des Ritters Degrieux und Manon Lescot epitomisirt. Verschiedenes andere zur biographischen Arbeit. Kirchweihfest von Franzensbrunn. Vormittag Regen. Nachmittag schönes Wetter. Auf den Kammerberg. Abends Bernoulli's geognostische Übersicht der Schweiz.

17. 05. Karlsbad

Früh halb 6 von Franzensbrunn ausgefahren. Um 9 Uhr in Zwota, um 1 Uhr in Karlsbad. Gegen Abend auf die Prager Chaussee, die zwar noch nicht ganz fertig, doch zu befahren.

18. 05. Karlsbad

Früh um 5 Uhr an den Brunnen. Wenig fremde Kurgäste, meist Karlsbader, besonders Frauen und Mädchen. Frau Amtmännin und einige andere, die kein ander Gespräch hatten als das neue Edikt, das alle Menschen confus macht, anstatt sie aufzuklären. Spazieren bis zum Platz der Kaiserin. Dasnächste Biographische durchgedacht. Plutarchs moralischeSchriften. Bey Müller. Abends den Chotekschen Weg bis zum Platz der Kaiserin. Fortgesetzte Lektüre des Morgens und Gespräch darüber.

19. 05. Karlsbad

Biographisches. Wahl und Krönung. Plutarch. Unterredung über denselben bey und nach Tische. Abends gegen die Carlsbrücke. Sehr schöner Tag und Abend.

20. 05. Karlsbad

Biographisches. Krönungstag. Plutarchs kleine Schriften. Mittags Unterhaltung darüber. Nachdenken über die bevorstehenden Arbeiten. Einteilung in Bücher. Überlegung der noch beyzubringenden Hauptmotive. Abends nach dem Posthofe. Sehr schönes Wetter.

21. 05. Karlsbad.

Biographisches. Schluß der Krönungsgeschichte. Plutarchs moralische Schriften. Mittags Unterhaltung darüber, sowie über einige Lebenszustände der früheren Zeit. Gegen Abend nach der Neuen Brücke, die Pragerstraße hinauf. Betrachtung des verschiedenen teils anstehenden, teils angefahrenen Gesteins. Die Terrassengärten hinter der Kirche herunter. Sehr schöner Tag. Vor Tische ein starkes Gewitter aus Süden, das aber durch den Nordwind vertrieben und so der Himmel völlig gereinigt wurde.

22. 05. Karlsbad

Biographisches. Einzelnes. Plutarchs moralischeSchriften. Bey Müller. Nach Tische das erste Buch revidiert und durchgedacht. Abends die Pragerstraße hinauf. Verschiedene Steinarten mit nach Hause gebracht, besonders das Quarzgestein in seinen Abänderungen.

23. 05. Karlsbad.

Am Brunnen mit dem Postmeister über das Patent. Ereignisse bei Publikation desselben, Geldkurs. Erwartung der Auslösungsscheine. Hoffnung wegen derselben und Sorge. Biographisches. Verschiedene Einschaltungen. Briefe. An Ritter von Gentz nach Wien. Gegen Abend nach Weheditz zu einem Bauern, der sich zum Weinhändler erhoben hatte. Abends über die Höhe des Galgenberges zurück. Gingen drei bejahrte Männer nach Weheditz zu Weine:

Obrist Otto alt 87 Jahr
Steinschneider Müller 84
ein Erfurter 82

253 Jahr

sie zechten wacker und nur der letzte zeigte beim Nachhausegehen einige Spuren von Bespitzung.

24. 05. Karlsbad

Biographisches. Revision des ersten Buchs. Aufmerksamkeit auf Motive, welche vergessen worden, so wie Translocation derselben. Plutarchs moralische Schriften. Gegen Abend einen kleinen Spaziergang gemacht. Wegen des Regens nach Hause Die Juden boten 970 für 100.

25. 05. Karlsbad

Den Brunnen ausgesetzt. Revision des ersten Buches. Plutarch Peters Büchsenmacher Bruder des römischen. Nach Tische Hr. v. Burgsdorf. Gegen Abend ihm und seiner Dame die Visite gemacht. Mit R. zur Carlsbrücke.

26. 05. Karlsbad


Fortgesetzte Revision des ersten Buchs. Vorher Promenade nach der Pragerstraße. Höchst schöner Morgen. Mittags Steinschneider Müller zu Tische. Übersicht und Überlegung der drey ersten biographischen Bücher. Abends Promenade nach der Carlsbrücke. Nachher Unterhaltung über Plutarch und Psychologisches.

27. 05. Karlsbad

O'Kelly angetroffen. Überlegung verschiedner einzufügen derStellen in die Biographie. Revision des 2. Buchs. Erneuertes Schema der 3 ersten Bücher. Gegen Abend zu O'Kelly. Französisches Werk Dumesnilsur Nach der Carlsbrücke. Psychische Kur des Schlucksens an einem Jungen. Zeitig nach Hause. Plutarch. Gemeinschaftliche Betrachtungen darüber.

28. 05. Karlsbad

Nach der Prager Straße. Okelly. Baron Etling K. Sächs. Kammerherr. Am zweyten Buch revidiert. Mittags französche Dialogen. Zum Postmstr. Choteckischer Weg. Zur Carlsbrücke. Abends Germanismen in Vergleich mit den Gallicismen.

29. 05. Karlsbad.

Revision des zweiten Buchs der Biographie.Plutarch. Nach 11 Uhr kamen die Frauenzimmer an. Ging der Tag hin mit Aus- und Einräumen. Abends Spaziergang nach dem Posthofe und zuletzt am Sprudel.

30. 05. Karlsbad

Zusammen am Sprudel, und die gewöhnlichen Frühpromenaden durchgegangen. Mittags zusammen. Gegen Abend den Schloßberg hinauf zum Findlaterschen Obelisk, sodann zu dessen Tempel. Trafen wir den Generalsuperintendent Demme von Altenburg mit Familie. Gingen über den 4 Uhr-Weg nach Hause.

31. 05. Karlsbad

Zu Hause geblieben. Mit den Frauen spazieren. Mittag unter uns. Abends auf den Hammer Forellen angeschafft. Die neue Chaussee die nach Eich führen soll befahren. Chev. Ohara kam an. Abends auf der Wiese spazieren.


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