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2014-12-25

Tagebücher Goethe: Mai 1813



Mai 1813






1. 05. Töplitz

Der erste May wurde von Musikanten angeblasen. An der Biographie, Geschichte und Verhältnis des Kammergerichts. In den fürstlichen Garten. Mittags für uns. Schema des 11. und 12. Buchs rekapituliert. Ordnung in den Papieren. Abends zur Hoheit. von Alopäus, Gräfin Nesselrode, Fürstinnen Wolkonsky. Später kam Fürst Bariatinsky. Nachricht vom Tode Kutusows. Kalt und trübe.

2. 05. Töplitz

Nicht gebadet. Das ganze Schema des dritten Bandes durchgedacht. Graf Moschinsky, ein alter Bekannter von Eger und dem Erfurter Kongress her. Hofmed. Schwabe. Alopäus. Mittags für uns. Nach Tische bey Graf Callenberg, bey Alopäus, Schwabe und Völkel, bey Herrn von Ende, bey den Hofdamen, welche nach Dresden fuhren. Gegen 7 Uhr zurHoheit. Herr von Lützow und Sohn. Schlacht zwischen Weißenfels und Leipzig. Bedeckt, doch warm.

3. 05. Töplitz

Nicht gebadet. Nebenstehende Expeditionen. Der Erbprinzeß von Mecklenburg mit Wielands Todtenfeyer. Prof. Zelter mit Wielands Andenken und dem Liedchen: Ich habe geliebt pp» beydes durch Herrn von Lützow. Dem Edlen von Lämel nach Prag. Herr von Lützow. Betrachtung des biographischen Schemas. Besuch bey Herrn von Lützow und bey Graf Moschinsky. Mittags bey Ihre Hoheit. Graf Hohenthal, v. Maltitz, Gräfin Callenberg u. a. Nach Tafel mit der Hoheit nach Culm. Abends zu Hause. Halb bedeckter, angenehmer Tag.

4. 05. Töplitz

Biographisches, am 14. Buch. Völkel mit einem Brief von Verlohren und der Nachricht eines Siegs über die Franzosen in der Gegend von Merseburg. Gebadet. Mittags für uns. Gegen Bilin gefahren, in die pseudovulcanische Grube, woraus die Chaussee beschüttet wird. Abends bey der Hoheit allein. Nach Tische bey Minister von Hohenthal. Gespräch über astrologische und cabbalistische Weissagungen, auch die Schrepferischen Geschichten. Warmer, schöner Tag.

5. 05. Töplitz


Biographisches, am 14. Buch. Gebadet. Im Park. Mittag für uns. Spazieren gefahren nach der Kalkgrube, sodann nach der Steinkohlengrube gegen Dux hin. Abends rhetorische Technologien. Zur Hoheit.Warmer, halb bedeckter Tag.

6. 05. Töplitz

Biographisches. Lavater. Gebadet. Spazieren über das Schießhaus zu des Maurers Gebäude. Mittag bey der Hoheit. Brief an Hrn. Hauptmann Verlohren mit mancherley Bestellungen durch Herrn von Ende. Beruhigende Nachrichten von Weimar. Abends spatzieren gefahren. Kohlenwerk hinter Turn. Griechische und römische rednerische Technologie. Horaz.Warmer, angenehmer Tag.

7. 05. Töplitz

Biographisches. Lavater. Gebadet. Vor Tische im Park. Herr von O'Caroll. Nachricht von der Schlacht am 2. Mai. Mittag für uns. Nach Dux. Dasselbst den Weimarischen Marstall angetroffen. Die Merkwürdigkeiten des Schlosses besehn. Zwey Centauren von Bronze fußhoch von Giacomo Zoffoli mit viel Kenntnis des menschlichen und pferdischen Körpers vortrefflich ausgearbeitet und erhalten. Der Künstler hat seinen Namen an der Base vorn hin gesetzt, sich aber den Spaß gemacht, an der Seite wunderliche griechische Namen einzugraben. Abends für mich. Skizzen einiger heute aufgenommenen Gegenstände. Kam die Herzogin von Oldenburg an.
Bedeckt, windig.

8. 05. Teplitz.

Biographisches. Basedow. Nicht gebadet. Begegnete Miß Dillon, welche Nachricht von einer verlornen Schlacht bei Nossen mitteilte. Zu Gräfin Fritsch. Kam die Begleiter in der Frau von Alopeus und Gräfin Henckel. Alle waren in Bewegung und Sorge des zu erwartenden Einmarsches der Franzosen in Dresden. Bei Herrn von Eichler und Frau von Leipziger. Mittag für uns. Nach Ossegg. In der Kirche, welche erst durch Ziska, nachher im Dreißigjährigen Krieg verwüstet worden, nichts bedeutendes Altertümliches, außer vier in Holz halberhobenen geschnittenen Halbfiguren. Wappen zwischen ihnen, an der Vorderseite der Betstühle des Volks nach dem Chor zu. Auf dem Rückweg begegneten uns preußische Reiter mit Handpferden. In der Stadt waren mehrere blessierte Russen angekommen. Napoleon in Dresden. Schöner Tag.

9. 05. Teplitz


Biographisches. Rheinreise bis Koblenz. Nicht gebadet. Bey Gräfin Henckel und den Hofdamen. Im fürstlichen Garten. Brief von Weimar und Prag. Mittag bey der Hoheit, welche nach Tafel abreiste.Bey Frau von Rühle. Beym Antiquar, der aber nicht einheimisch war. Bey Dr. Kappe, wo ich Körners fand. Abends für mich, Technologie der Griechen und Römer. Zeddelchen an meyne Frau durch einen Lohnkutscher. Schöner Tag.

10. 05. Töplitz

Dr. Kappe. Gebadet. Obrist v. Kleist und Professor Möckel. Nebenstehende Expeditionen. An Frau von der Recke nach Karlsbad mit Wielands Andenken und Brief an meine Frau. An Dr. Stolz nach Aussig. Bey Dr. Kappe. Mittags für uns. Bey Obrist von Kleist und Appell. Rat Körner, wohin Frau von Ompteda kam. Unterwegs dahin Frau von Korff. Warmer Tag, Abends Gewitter.

11. 05. Töplitz

Schematisiert am 14. Buch. Gebadet zum 9. Mal. Für mich Gil Blas von Santillana. Mittags für uns. Gegen Abend mit Dr. Kappe nach der Schönau. Trafen Körners. Mit Dr. Kappe zurück. Geschichte von den Juden, die für eine Gefälligkeit 1500 Dukaten bieten, die 4 [*Pfund] Tee, die angenommen werden, bis auf 1 vermindern und auch dieß nicht abgeben. Früh Regen, Abends heiter.

12. 05. Töplitz

Am 14. Buche. Gebadet zum 10. Mal. Im fürstlichen Garten Dr. Kappe angetroffen. Mit einem Medicus von Dresden. Mittag für uns. Nach Bilin. Dr. Reuß angetroffen. Geologische Unterhaltung mit demselben. Aus der fürstlichen Kanzlei den Vorrat von geschliffenen und ungeschliffenen Granaten besehn. Preiscourant derselben. Nachts Feuerschein über dem Gebirge. Bedeckt, warm.

13. 05. Töplitz

Biographisches am 14. Buch. Nicht gebadet. Dr. Kappe. Geschichte des türkischen und cirkassischen Mädchens, welche die Fürstin Bariatinsky erzogen hatte. Harte Behandlung der Dienstboten von russischen Frauen. Mittag für uns. Biographisches durchgedacht. Abends bey Körners. Mit Dem. Körner und Mad. Reichenbach spazieren gefahren. Sodann zu Hause. Ernesti's Technologie. Trüber Tag.

14. 05. Töplitz

Biographisches. Komplettierung des 12. Buchs. Bey Graf Hohenthal, den ich nicht antraf. Im Park mit Hofrat Weber und Frau von Rühle. Mittag für uns. Abends nach Graupen, den Bergmeister besucht. Mit demselben über Zinnbergwerke und was sonst in der Nähe bricht. Erkundigung eines Leipzigers nach geologischen und mineralogischen Dingen. Hatte Graf Edling angefragt. Gab demselben einen Brief an meine Frau mit. An Frau Geh. Rat von Goethe.Bedeckt, warm.

15. 05. Töplitz

Einiges an der Biographie. Zum 11. Mal gebadet. In dem Park. Einen Augenblick bey Dr. Kappe. Mittag für uns. Über Janigg und Wernsdorf nach Klostergrab und weiter aufwärts. Sehr schönes fruchtbares Thal. Unterwärts gewässerte Wiesen. Oberwärts guter Feldbau, beynah bis auf die Höhe des Gebirgs. Bey dem Bergmeister. Die Gruben sind äußerst schwach belegt. Die Kayserlichen im Nickelsberg mit zwey Mann. Man regt die Bürgerschaft an, die untere, die ihnen gehört, wieder besser zu betreiben. Es brechen im Gneis Quarzgänge mit Silber. Früh bedeckt, Nachmittag heiter.

16. 05. Töplitz

Fest des Heiligen Johannes von Nepomuck. Zum 12. Mal gebadet. Das biographische Manuskript revidiert. Bey Dr. Kappe, wo Ambrosi war. Die Russen brachen auf, indem Nachricht von einer österreichischen Erklärung gegen Frankreich gekommen war. Graf Bubna war früh nach Dresden abgegangen. Mittag für uns. Nach Tisch gegen Dux. Wir trafen unterweges die Weimarischen Stallknechte. Die Hoheit hatte ihren Wagen nach Prag holen lassen. An die Gräfin Fritsch nach Prag. Schönes Wetter.

17. 05. Teplitz.

Deutsches Theater schematisiert. Zum dreizehntenmal gebadet. Dr. Kapp, mit der Nachricht, daß die Neustadt geräumt und befestigt werden sollte. Im Park mit Appellationsrat Körner. Mittags für uns. Dresdner Anzeigen. Ab weißender Palmen. - Heerwurm. Spazieren gefahren auf der Biliner Chaussee. Allerlei Nachrichten besonders von Körners unruhiger Nachbarschaft. NB. Gebier. Der Erbe des Herrn von Gebier in Wien verkauft die große hinterlassene Korrespondenz seines Erblassers an einen Buchhändler. Dieser sortiert sie nach den Personen und vermeldet ihnen nun, daß sie ihre Briefe gegen Erlegung eines gewissen Quanti wieder erhalten könnten, sollten sie solche aber nicht einlösen, so würden sie gedruckt werden. Dieser Spekulant scheint die Preise der Briefe nach der Verfänglichkeit derselben angesetzt zu haben, indem er ihn von 8 Gr. - 1 Fl. angesetzt, wodurch denn mehrere Personen, die sich allerlei Klatschereien und Mißreden bewußt waren, in beträchtlichen Schaden gekommen. Abwechselnd.

18. 05. Teplitz.

Biographisches, dreizehntes Buch. Zum vierzehntenmal gebadet. Briefe nach Prag und Leipzig. Zu Hause das Manuskript durchgegangen. Mittag für uns. Der Biographie ersten Teil angefangen. Abends für mich spazieren nach der Schönau pp. Bedeckter Tag.

19. 05. Töplitz

Biographie, 13. Buch. Götz von Berlichingen. Zum 15. Mal gebadet. Zu Dr. Kappe. Mittag für uns. Graf Brühl, der durch große Umwege aus dem preußischen Hauptquartier kam. Spazieren gefahren mit Dem. Stock und Körner. Abends für mich. Erstes Buch der Biographie. An Hrn. v. Lämel nach Prag mit einer Assignation auf 400 rthlr. Sächs. und einem Brief an Frege nach Leipzig. An Hrn. Rat Völkel, Dank und Nachricht der Wiedererstattung der 200 fl. Bedeckt.

20. 05. Töplitz

Biographisches, Werther. Gebadet zum 16. Mal. Zur Gräfin Brühl. Für uns. Nach Tische kam das Paket mit 450 fl. v. Lämel. Spazieren gefahren, durch Schönau gegen Doppelburg und zurück. War auch früh das Schema der nächsten Arbeiten aufgesetzt worden. Bedeckt, etwas windig.

21. 05. Töplitz

Biographie. Fortsetzung an Werther. Zum 17. Mal gebadet. Spazieren. Dr. Kappe angetroffen. Mittag für uns. Nach Doppelburg. Wegen des Regens gleich zurück. Zu Körners. Würtembergischer Leg. Sekretär , welcher viel von europäischen Landen, deren Sitten pp. erzählte. Stallmeister Sieber brachte einen Brief vom Hofkammerrat Kirms. Veränderlich.

22. 05. Töplitz

Expedition nach Weimar durch Stallmeister Sieber. Zum 18. Mal gebadet. Mittags für uns. Nach Tische mit Körners gegen Bilin zu gefahren. Abends die wackelnde Glocke. Englische Literatur.

23. 05. Töplitz

Biographisches, Werther betreffend. Zum 19. Mal gebadet. Dr. Kappe. Im fürstlichen Garten. Für uns. Briefe von Comt. Fritsch und Lämel. Spazieren gefahren. Gegen Mariaschein. Abends bey der Gräfin Brühl. Ziemlich heiter, jedoch kühl.

24. 05. Töplitz

Das dreyzehnte Buch meist supplirt. Zum 20. Mal gebadet. Professor Hauff, Mathematiker, ehemals in Marburg, Wien, Augsburg, Mähren, Dänemark pp. Wegen technischer Talente angestellt und wohl angesehn, aber wegen politischem Eigensinn nirgends lange aushaltend. Für uns. Mit Körner und Tochter spazieren gefahren. Chaucer und Spencer. Expedition nach Weimar durch Stallmeister Sieber, eigentlich durch den Fritschischen Reutknecht: Serenissimo. Relation von Töplitz. Der Todtentanz an Prinz Bernhard. Ein Brief. An meine Frau Schluß des Reisetagebuchs. Nachricht von dem bisherigen. An August, Russisches Hauptquartier, die wackelnde Glocke und sonstige Notizen.

25. 05. Töplitz

Das 12. Buch revidiert, am 11. mundirt. Zum 21. Mal gebadet. Katalog der Mineraliensammlung, welche Werner ausgiebt. Mittag für uns. Französische Sprache und über die Vorteile, die sich daraus ziehen ließen, wo die eigne und die fremde Sprache umschreiben muß. Gegen Bilin gefahren. Englische Poesie. Dr. Ambrosi, das pro et contra der Kriegsneuigkeiten. Veränderlich und kalt, wie vorher.

26. 05. Töplitz

Am 12. Buch revidiert, am 11. mundirt. Zum 22. Mal gebadet. Bey Frau Dr. Kappe. Im Park. Mittags für uns. Mit Graf Oginsky im Garten. Gegen Abend mit Dem. Stock und Körner gegen Bilin. Bei Körners. Englische Literatur. Früh heiter, Abends Regen.

27. 05. Töplitz

Das 12. Buch durchgesehn, am 11. mundirt. Zum 23. Mal gebadet. Brief von Verlohren. Hrn. von Verlohren wegen der Büchersendung. Mittags für uns. Nach Tische im Garten. Die Legationsverwandten des Grafen Bubna gesprochen. Nach Mariaschein. Frau von Ompteda getroffen. Unter uns Scherz über die Manichäische Lehre aus einem Makulatur Bogen. Zeitig zu Bett.

28. 05. Töplitz.

Am 12. Buch redigiert, am 11. mundiert. Zum vierundzwanzigstenmal gebadet. Zeitig gegessen. Nach Bilin. Mit Dr. Reuß nach dem Felsen, den das Vollk Borschen nennt. Geologische Unterhaltungen und Nachricht von mancherlei vorkommendem Gestein in Böhmen. Der Biliner Fels ruht unmittelbar auf Gneis, von welchem man Stücke im Klingstein entdeckt. Abends Macbeth. Schöner, klarer Tag.

29. 05. Töplitz

Biographisches wie gestern. St. Schütze von Karlsbad kommend. Dr. Kappe. Zum 25. Mal gebadet. Brief von der Gräfin O'Donnel. Im Park. Mittag für uns. Im Garten vom Graf Callenberg Abschied genommen. Mit Körners gegen Mariaschein gefahren. Bey der Gräfin Brühl. Vollkommen heiterer Tag.

30. 05. Töplitz

Brief nach Wien angefangen. Die Relation von dem Aufsatz über Teplitz revidiert. Zum 26. Mal gebadet. In dem Park. Für uns. Gute Krebse und Betrachtung über die sogenannten Krebsaugen. Abends mit Dr. Schütze gegen Bilin. Einiges von den Chausseehaufen mitgenommen, ingleichen Strontian im Basalt. Sehr schönes Wetter.

31. 05. Töplitz

Biographisches wie gestern. Zum 27. Mal gebadet. Im Park. Für uns. Gegen Abend mit Dem. Stock und Körner spazieren gefahren und das kleine Wundergebäude des Maurers besucht. Allein gegen Dux zu. Abends kamen noch Körners zu mir mit einem Brief von Verlohren, enthaltend einen Brief von zu Hause. Heiterer Tag.



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