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2014-12-13

Tagebücher Goethe: Mai/Juni 1780



Mai/Juni 1780





2. 05. Erfurt.

Nach Erfurt die Strasen zu besichtigen die das Obergleit bessert. Kam Abends zum Stadthalter zurück und wir durchschwazten viel politische philosophische und poetische Dinge. Tanzten auch einmal beym Graf Leyen. Gute Tage.

Wnmar. Sonnab. d. 6.ten Mittags wieder zurück. Die Blüten und ersten Blätter sind höchst liebl. es treibt nach der langen rauhen Witterung alles auf einmal.

13. 05. Weimar.

Das grüne ist über die massen schön die Blüten durch den Regen bald vertrieben. War die Zeit manigfaltig beschäftigt. Brachte des Prinzen und Kn. Sache in Ordnung. War [Herz.C.August] sehr verlegen über einen zur Unzeit abgeschickten Boten zu [Luise von Werthern]. Hatt ich gute Blicke in Geschäften. Geht das alltägliche ruhig und rein. War das Theater fertig. Kalliste probiert auch Bätely. Ist Kall. ein schlecht stück und Bat schlecht komponirt, es unterhält mich doch, das Theater ist eins von denen wenigen dingen an denen ich noch Kinder und Künstler Freude habe. Händels Messias ward oft probirt gab mir neue ideen von Deklamation. Lies mir von Aulhorn die Tanz Terminologie erklären. War im Jägerhaus und lies alles völlig zu rechte machenden Prinzen auf künftigen Winter zu logiren. Ging Fritsch weg. Verzogen' sich einige hypochondrische Gespenster. Es offenbaaren sich mir neue Geheimnisse. Es wird mit mir noch bunt gehn. Ich übe mich und bereite das möglichste. In meinem iezzigen Kreis hab ich wenig, fast gar keine Hinderung ausser mir. In mir noch viele. Die Menschlichen Gebrechen sind rechte Band würmer, man reist wohl einmal ein Stück los und der Stock bleibt immer sizzen. Ich will doch herr werden. Niemand als wer sich ganz verläugnet ist werth zu herrschen, und kan herrschen. Bracht ich Lavaters Albrecht Dürers in Ordnung. Ruckte wieder an der Kr. Komm Repositur. Hab ich das doch in anderthalb Jahren nicht können zu stand bringen! es wird doch! Und ich wills so sauber schaffen als wenns dieTauben gelesen hätten. Freilich es ist des Zeugs zu viel von allen Seiten, und der Gehilfen wenige. Brief von Batty. das ist mein fast einziger lieber Sohn an dem ich Wohlgefallen habe, so lang ich lebe solls ihm weder fehlen an nassem noch trocknem. Für Kraft ists schade er sieht die Mängel gut, und weis selbst nicht eine Warze wegzunehmen. Wenn er ein Amt hätte würf er alles mit dem besten Vorsaz durcheinander, daher auch sein Schicksaaln ich will ihn auch nicht verlassen, er nüzt mir doch, und ist würckl ein edler Mensch. In der Nähe ists unangenehm so einen Nage wurm zu haben, der, untätig einem immer vorjammert was nicht ist wie es seyn sollte. Bey Gott es ist kein Canzellist der nicht in einer Viertelstunde mehr gescheuts reden kan als ich in einem Vierteljahr Gott weis in zehn iahren thun kann, dafür weis ich auch was sie alle nicht wissen und thu was sie alle nicht wissen, oder auch wissen. Ich fühle nach und nach ein allgemeines Zutrauen und gebe Gott dass ichs verdienen möge, nicht wies leicht ist, sondern wie ichs wünsch. Was ich trage an mir und andern sieht kein Mensch. Das beste ist die tiefe Stille in der ich gegen die Welt lebe und wachse, und gewinne was sie mir mit Feuer und Schwert nicht nehmen können. | War ein Musikus da der auf dem Contrebass sehr singend spielte I

25. 04. Weimar.


Bisher war keine Rast und kam sehr viel zusammen. War in Neunheiligen, hatte gute Erklärung mit [Ch.v.Stein] über H. L. Trat die Probe der fataln Kalliste mit ein, das ich völlig als Dienst tracktiren musste, um’s nur zu thun. Ward Händels Messias der 3 Theil aufgeführt.

Mai/Juni

NB. vom 26 bis 22 folgenden Monats habe nichts geschrieben. Vorgefallen ist viel und hab ich sehr glückliche Tage gelebt, viel ganzes. Ich war in Gotha und hatte reine Verhältnisse mit allen, die [Ch.v.Stein] ging weg und lies mir ein leeres. Oeser kam und ich vernahm ihn recht ad protocollum. In der Kalliste hatte ich die schlechte Rolle mit grosem Fleis und viel Glück gespielt, und habe allgemein den Eindruck gemacht den ich habe machen wollen. Voigtens Mineralogische Untersuchungen vergnügen mich es wird ein artiges Ganze geben. Oeser brachte die Dekorations Mahlerey auf einen bessern Fus. Und ich fing an die Vögel zu schreiben. Meine Tage waren von Morgends bis in die Nacht besezt. Man könnte noch mehr, ia das unglaubliche thun wenn man mäsiger wäre, das geht nun nicht. Wenn nur ieder den Stein hübe der vor ihm liegt, doch sind wir hier sehr gut dran, alles muss zuletzt auf einen Punckt, aber Ehrne Gedult, ein steinern Aushalten. Wenns nur immer schön Wetter wäre. Wenn die Menschen nur nicht so pover innerlich wären, und die reichen so unbehülflich. Wenn pppp. Ordnung hab ich nun in allen meinen Sachen, nun mag Erfahrenheit, Gewandheit pp auch an kommen. Wie weit ists im kleinsten zum höchsten!


22.06. Weimar

früh leise beschäfftigt. kam die Werthern und Seckend. kam d. Prinz leitete ihn zu neuer wirthschafftlicher einrichtung. Ritt nach Ettersb. war H. Louise da. ward gut gesprochen. Produzirte d. Elecktrophor. mit Oesern über mancherley. herein! Seckendorf. [*Herzog Carl August] d. den Tag mit seinen Feuersprizen pp zugebracht hatte. Abends die Vögel in Ordnung gebracht. Knebels Brief. Ichmache entsezliche Schritte.

23. 06. Weimar

Brach ein Bauerweib in Schmidts Garten das Bein. Kriegs Comm. Bey Cronen gessen. Abends [*Freimaurerloge Amalia].

24 früh Briefe an [*Frau v. Stein] und Knebel. Mittag Tiefurt. Abends [*Freimaurerloge Amalia]

25.06. Ettersberg

Einiges früh besorgt nach Ettersb. fand Clauern der Oesers Büste bossirte. las ihm die Mitschuldigen vor. Waren munter nach Tisch dicktirte ich Jöchh. an den Vögeln sehr lebhafft und sprach viel dazwischen über alle Kunst. Ward Feuer lärm, ritt nach Gros Brembach kam mitten in die Flamme. die Dürrung! der Wind trieb grimmig. War um die Kirche beschäfftigt. Versengten mir die Auglieder und fing das Wasser mir in Stiefeln an zu sieden. hielten sich die Leute gut. und thaten das schickliche. Nun war das Feuer um stellt. Der Herzog kam und der Prinz. Das halbe Dorf brannte ganz hinunter mit dem Winde wie ich ankam. Ging mit einem Husaren aussen weg unterm Wind, kaum durchzukommen. Nach Mitternacht Musst ich ruhen, legte mich ins Wirthshaus über dem Wasser. Ein Husar wachte. früh dem Pfarrer Quartier geschafft und herein. Geschlafen Gelesen geschrieben. Reise Marschall kam.

Verschiednes besorgt. In Ettersburg in Tiefurt Oeser weg. Wolf komponirte das Chor zu den Vögelnp.


                                                               




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