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2014-12-23

Tagebücher Goethe: Oktober 1810



Oktober 1810








1. 10. Bürgel

Von Altenburg nach Gera. Begegnete uns die Herzogin von Kurland mit ihrem Gefolg, die nach Wien ging. Zu Gera im goldnen Baum eingekehrt. Zu Mittag gegessen. Nach Tische mit 2 Pferden, über Köstritz bey finstrer Nacht am neuen Gasthof in Thai Bürgel angelangt.

2. 10. Weimar

Um 6 Uhr ausgefahren, nach Jena. Bey Obrist von Hendrich. Bey Herrn von Knebel, daselbst gesehen Niethammer und Professor Voigt, Mad. Bohn und Dem. Seidler. Bey Herrn von Hendrich zu Tische, sodann nach Weimar.

3. 10. Weimar

Ausgepackt und Einrichtungen getroffen. Um 11Uhr Besuch des Theaterpersonals. Unter uns gegessen.Nach Tische bey Durchl. dem Herzog. Abendsin der Vorstellung: Spiele des Zufalls. Kleines Balletvon Uhlich und Familie.

4. 10. Weimar

Theatersession. Um 11 Uhr bey Durchlaucht der Herzogin. Bey der Gräfin Henkel. Mittags zu Hause. Nach Tische Mad. Deny. Hernach Mad. Lortzing. Abends Gesang.

5. 10. Weimar

Verschiedene Briefe und andere Beschäftigungen. An Hrn. Brizzi nach München durch Herrn Kammmerrat Bertuch. Herr Genast wegen Theaterangelegenheiten. Herr Kammerrat Bertuchwegen gegossener und zu gießender Medaillen. Bey Hofe zu Tafel. Graf Batthiany und Gemalin. Abends zu Hause. Zeitungen gelesen und andres nachgeholt.

6. 10. Weimar

Briefe. An Hauptmann von Verlohren, nach Dresden mit Inlage an Graf Bose und Emma Körner. An Hrn. Gesandten von Reinhard nach Kassel. An Hrn. Dr. Engelmann nach Frankfurt a/M. wegender Pforrischen Zeichnungen. Visiten. Bey Frau von Heindorf, Hofmarschall von Ende, Geh. RatVoigt und Sohn. Die drey letzten traf ich nicht. Bey Hofrat Wieland, Frau Hofmarschallin ...... . Mittags zu Hause. Beym unsichtbaren Mädchen. Abends in Don Carlos.

7. 10. Weimar

Einiges expedirt. Um 11 Uhr Gesang. Zu Tafel bey Hofe. Nachher zu Hause. Abends mit August, der viel von Heidelberg und den dortigen Studentenangelegenheiten erzählte.

8. 10. Weimar

Das biographische Schema supplirt. An die Wanderjahre gedacht. Mittags Rentsekretär Urlau von Capellendorf. Nach Tische Bergrat Voigt. Abends im Theater: das Intermezzo.

9. 10. Weimar

An den Wanderjahren fortgegangen. Nachher Kapellmeister Müller, weitläuftig mit ihm über die Verhältnisse der Musik besonders des Gesanges. Mittags Bergrat Voigt kam die Pietra fungaja undwurde ausgepackt. Vor Tische bey Frau Hofrat Schopenhauer und Frau von Schiller. Abends zu Hause.

10. 10. Weimar

An den Wanderjahren, geologischer Teil. Visiten. Kleine Prinzeß. Von Müffling und Gore. Mittags allein. Nach Tische Mad. Lortzing, Rolle der Agnes Sorel. Abends im Theater: der Machtspruch.

11. 10. Weimar

Briefe. Nachher Theatersession. Mit August geognostische Unterhaltung. Mittag bey Hofe. Nachmittags beym Herzog. Abends bey Frau von Heygendors.

12. 10. Weimar

Falkische Bibliotheksgeschichte. Mit August über die Geologie, Trebra und Haberle über diesen Gegenstand. Mittags allein. Nach Tische Lacretelle Histoire du XVIII. siècle. Abends Probe von der unruhigen Nachbarschaft. Einen Augenblick zu Fräulein Göre, wo ich Osborn traf.

13. 10. Weimar

Lacretelle Histoire du XVIII. sièle. Mittags die kleine Beck. Abends im Theater: die unruhige Nachbarschaft.

14. 10. Weimar

Lacretelle. Musik; die Damen zum ersten Mal. Mittag Dem. Engels. Zwiebelmarkt. Mehrere Schauspieler. Abends allein.

15. 10. Weimar

Lacretelle. einige Überlegung wegen des Romans und der Biographie. Kamen die Pferde an. Spazieren gefahren nach Belvedere. Pflanzen besehen. Mittag bey Frau Hofrat Schopenhauer. Abends bey Frau von Stein. Kam Augustens Dekret als Kammer-Assessor.

16. 10. Weimar

Briefe. An Fürst Lichnowsky nach Troppau mit dem Dichterverzeichnis. An Buchhändler Perthes nach Hamburg. Zeichnungen von Hammer angekommen. Lacretelle. Dissertation de lapide fungifero. Mittags bey Hofe. Abends zu Hause. Biographisches Schema. Vaterländisches Museum.

17. 10. Weimar

De la richesse minèrale. Nach Belvedere gefahren. Die Voigtischen Tabellen mitgenommen und die Pflanzen darnach durchgegangen. Mittags Weisser zu Tische. Unterhaltung mit ihm über Kunstgegenstände, den bronzenen Stier, das Goresche Grabmal und dergleichen. Kammerrat Riedel über die Logenangelegenheiten. Abends für mich.

18. 10. Weimar

Richesse minèrale. Dissertation De lapide fungifero von Severin (Neapel 1642) wieder aufgelegt Wolfenbüttel 1727. Theatersession. Mittags Kapellmeister Müller mit Frau und Tochter. Kaufmann Riquet aus Leipzig. Nach Tische Gespräch mit Kapellmeister Müller über Musik, seine Klavierschule u.s.w. Abends mit August, frühere akademische und künftige Geschäftsverhältnisse.

19. 10. Weimar

Richesse minèrale. Lacretelle. Um 11 Uhr auf die Bibliothek, mit Herrn Geh. Rat von Voigt conferirt; verschiedenes abgetan. Die Kunstsachen und Kupferwerke besehen. Mittags bey Hofe. Es wurde spät gespeist, weil Durchlaucht der Herzog von Allstädt von der Jagd erwartet wurde. Späße mit Herrn von Stryck. Abends zu Hause einiges geordnet. Dann bey Frau von Stein, wo die Hoheiten gegenwärtig waren.

20. 10. Weimar

Früh Expedition nach Jena. An Hrn. von Knebel, an Hrn. Obrist von Hendrich nach Jena. Nach Belvedere gefahren, die Harperischen Landschaften zu sehen und sonstige Ölsische Gemälde. Mittag allein. Nach Tische Mad. Deny wegen ihrer Debütrolle. Abends im Theater: Cajus Graccchus nach Monti von Herrn von Stryck.

21. 10. Weimar

Lacretelle. Siegwart. Musik. Misericordias Domini cantabo in aetemum von Mozart. Die meisten Damen waren gegenwärtig. Mittags mit August bey Hofe. Abends zu Hause mit August. Verschiedenes durchgesprochen.

22. 10. Weimar

Wegen Brizzi mit Serenissimo konferiert. Machte August seine Visiten. Bedachte ich einige Hauptmomente des biographischen Schemas. Mittags Tischner von Kettendorf, Gespräch über Ökonomie, Viehstand, besonders spanische Schafe. Abends Estafette an Brizzi. An Hrn. Brizzi nach München durch Estafette.

23. 10. Weimar

Einiges auf die Sammlung der zerstreuten Gedichte bezügliches. Biographisches Schema. Siegwart. Ums Webicht gefahren. Zu Tische unter uns. Nach Tische Tibull von Koreff, mit dem Original verglichen. Dem. Engels Rolle der Isabeau. Abends zur Hoheit zum Tee, verweilt bis gegen 10 Uhr.

24. 10. Weimar

Nebenstehende Briefe. An Stadtgerichtsrat Schlosser nach Frankfurt am Main. An Hofrat Fuchs nach Jena. Mittags Werneburg zu Tische. Die Meinigen waren noch Ettersburg gefahren. Hofrat Meyer, der von Gotha, besonders den Kunstsachen, die Prinz Friedrich mitgebracht, erzählte. Abends im Theater: die beschämte Eifersucht, worin Mad. Deny debütierte, und die kurze Ehe.

25. 10. Weimar

Kupferstecher Müller und Miniaturmaler Raabe mit dem Porträt der Hoheit. Professor Köthe. Theatersession. Mittags bey Hofe. Lange an Tafel gesessen. August ging nach Jena. Keine Musik. Abends Siegwart und dergl.

26. 10. Weimar

Mittags bey Hofe. Geburtstag der Kaiserin Mutter. Abends Ball bey der Hoheit; August kam dazu von Jena zurück.

27. 10. Weimar.

Aristophanes Wolken von Welcker übersetzt. Den Siegwart abgeschlossen. Auf die Bibliothek, wegen der deutschen Literatur von 1770 an. In den Park, dem Prinzen von Mecklenburg und Fürst Putbus begegnet. Mit denselben in den Park und das Römische Haus. Mittag Geheimer Rat von Müller, der lange blieb und Zeichnungen besah. Abends allein. Brief von Frau von Grotthuß.

28. 10. Weimar.

Brief an Frau von Grotthuß. Musik. Viele Damen gegenwärtig. Mittags Wolffs zu Tische. Nachher den Standhaften Prinzen gelesen. Abends zu Hause allein.

Allgemeine deutsche Bibliothek. Meusels Miscellaneen artistischen Inhalts.

29. 10. Weimar

Neue Sammlung der Gedichte durchgegangen. Allgemeine deutsche Bibliothek. Spazieren gefahren. Mittags bey Hofe, wo ich Frau von Berg fand. Abends allein zu Hause. Fortgesetzte Lektüre der allgemeinen deutschen Bibliothek. An Fr. v. Grothus Berlin.

30. 10. Weimar

Allgemeine deutsche Bibliothek. Reichardts Reise nach Wien 2. Band. Spazieren gefahren mit meiner Frau und Mad. Lortzing. Nachher bey Frau von Berg, die ich nicht antraf. Mittags Herr Oels. Dessen Rolle im standhaften Prinzen. Abends Leseprobe des standhaften Prinzen. Bey der Herzogin zum Souper. Frau von Berg und ihre Verwandten.

31. 10. Weimar

Allgemeine deutsche Bibliothek. Regierungsrat Clausen von Breslau, der von seiner Rheinreise an einem Fuße beschädigt zurückkam. Mittags unter uns. Abends Vorstellung von Egmont. Nach derselben zu Frau von Berg.

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