September 1799
13. 09. Weimar.
Kam Herr Hofrat Schiller von Rudolfstadt und ich beschloß den Garten zu verlassen, um mit nach| Jena zu gehen. Bei dem 6 wöchentl. Aufenthalt im Garten waren die vorzüglichsten Beschäftigungen 1. Sammlung meiner kleinen Gedichte, 2. Bei dieser Gelegenheit Studium der Rhythmik, 3. Winckelmanns Briefe wurden abgeschrieben und revidiert, 4. Bei dieser Gelegenheit Studium seiner schon gedruckten Briefe sowie seiner ersten Schriften. 5. Las ich Herders Fragmente als auf die Literatur damaliger Zeit sich beziehend. 6. Machte ich mich mit dem Monde, so viel es die Witterung zuließ, bekannt mit Hülfe des Auchischen Teleskops und der Schröterischen Selenotopographie. 7. Fing ich an den Athenäus zu lesen. 8. Der rasche Gang des Schloßbaus wurde dirigiert. 9. Die Preiszeichnungen kamen nach und nach ein und wurden beurteilt. 10. Ein langer Brief von Humboldt aus Paris kam an und ward zum Behuf der Propyläen redigiert. 11 . War ich in einigen Proben der Liebhaber-Gesellschaft behülflich. 12. Wurde die Ausstellung der Zeichenschule einigemal besucht.
15. 09. Weimar.
Zog ich aus dem Garten herauf. Früh mit Herrn Hofr. Schiller. Mittags aß Herr Geh.R. Voigt mit uns. Hr. Hofrat Schiller fuhr nach Jena. Nachmittags Hr. O. C. R. Heidenreich von Dresden. Abends Lucinde und Schellings Naturphilosophie.
16.09. Jena
Ordnung gemacht und das Nötige noch expediert. Brief an Hrn. v. Humboldt nach Paris. Packetchen an Hrn. Synd. Schlosser nach Frankfurt mit den Reichardtischen Katalogen. Vor Tische Gernings griechische Silbermünzen besehen. Nach Tische auf Jena. Abends bey Herr Hofr. Schiller. Die ersten Akte der Maria Stuart.
17. 09. Jena
An Humboldts Briefen weiter diktiert. Verschiedene Briefe. Hrn. Maj. v. Knebel. Hrn. G. R. Voigt, mit der Schererischen Sache mit dem Exceptionsschreiben zurück. An Advokat Steinhäuser nach Plauen wegen dem magnetischen Apparat. Regist. Vulpius. Kupferbücher verlangt. An Dem. Vulpius. Verschiednes auszurichten. Tiecks romantische Dichtungen. Gegen Mittag spazieren im Paradies. Expedition nach Weimar. Spazieren. Lobeda. Abends bey Schiller über Mackbeth und dessen mögliche Aufführung.
18. 09. Jena.
Früh. Faust vorgenommen. Auf dem Kabinett. Etwas von Humb. Brief. Mit Schiller spazieren gefahren. Nachher über den Magneten. Zu Tisch bei Loder. Den Mond beschaut.
19. 09. Jena.
Weniges an Faust. Schellings Naturphilosophie. Voyage de Constantinople. Abends zu Schiller, erst über Magnetismus, dann über Verhältnis der Empirie zur Transzendental-Philosophie, dann den ersten Akt von Maria wieder gelesen. Bei Tische über die Farbenlehren, besonders über den historischen Teil.
20. 09. Jena
Früh einiges die Farbenlehre betreffend. Mit Conducteur Götze im Mühlthal, nachher im Paradiese, wo ich Dr. Paulus antraf. Nach Tische Expedition nach Weimar. Hrn. Geh.R. Voigt. Schererische Sache. Weg durchs Mühlthal. Stipendiensache. Hrn. Hofk.R. Kirms. Leisringische Sache. Abends zu Hofrat Schiller war Prof. Schelling zugegen. Über Plastik und Mahlerey. Nachher Schluß des ersten Akts der Maria. Nachher etwas Magnetisches.
21. 09. Jena
Früh Optische Literatur Sturm und Gravesande. Am Eisrechen im Botanischen Garten. Gegen 4 Uhr mit Schiller spazieren gefahren. Über den Optischen Vortrag. Schwierigkeit sich am Anschaun zu halten. Nicht dogmatisch zu werden. Abends zweyter Akt der Maria.
22. 09. Jena
Briefe und Pakete von Weimar. Expedition der Briefe die sich auf die Preisaufgabe beziehen. An Hrn. Ferd. Hartmann in Stuttgart eingeschl. an Hrn. Heinrich Rapp. An Hrn. Friedrich Kolbe in Düsseldorf eingeschl. an Hrn. Commiss.R. Gädike; sämmtliche zurückbehaltne Konzepte. Rat Schlegel. Flemming. Versbau. Don Quixote. Nach Tisch mit Schiller zu Griesbach Abends Schelling. Interessantes Gespräch über Naturphilosophie und Empirismus.
23. 09. Jena
Humbolds Brief weiter diktiert. Prof. Schelling. Einleitung in den Entwurf seiner Naturphilosophie. Über Religion. Reden. Nachtische mit Schiller spazieren gefahren. Über Tiecks Zerbin und die Reden über Religion.
24. 09. Jena
Humb. Brief.mit dem Stallmstr wegen des Pferdes. Loder wegen verschiedner Dinge. Schlegel wegen der Elegieen. Expedit. nach Weimar. G.R. Voigt Scherers Schreiben Nachricht wegen der Intercession. Kirms Commun. an die Reg. wegen Leisrings. Vulpius Zettel unterschr. Jagemann Tausend und eine Nacht. Eingeschl. sämmtl.an Dsle Vulpius. Abends bey Schiller. Kleine Gedichte an Gädike. Erste Sendung.
25. 09. Jena
Früh spazieren. Rat Schlegel wegen der rhythmischen Zweifel. Nach Tische mit Götzen verschiedene Punkte wegen des Wasserbaues. Abends bey Schiller.
26. 09. Jena
Früh Rat Schlegel, Forsetzung der Korrekturen. Spazieren. Nachmittags im Kabinett. Tausend und Eine Nacht. Jacobis Briefe an Fichte. Abends bey Schiller; Reden über die Religion.
27. 09. Jena
Früh spazieren. Mit Rat Schlegel die Epigramme durchgegangen. Nach Tische die letzte Sendung der Schwestern von Lesbos durchgesehen. Hrn. Prof. Meyer. Manuskript von den Schwestern von Lesbos. Abends bey Schiller.
28. 09. Jena
Früh Humboldts Brief. Dann spazieren. Hr. Rat Schlegel, Nachmittag Herr Friedr. Schlegel. Abends bey Schiller.
29. 09. Jena
Früh Rat Schlegel. Schluß der rhythmischen Untersuchung. 2te Szene von Mahomet. Abends bey Schiller mit Gries und Schelling.
30. 09. Jena
Schluß des ersten Akts von Mahomet. Fremde auf dem Kabinett. Aranjo Portugiesischer Gesandter in Paris. Herr und Mad. Cappadoce.
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