> Gedichte und Zitate für alle: Gedichte von P. Flemming: Elegie An sein Vaterland (18)

2015-01-22

Gedichte von P. Flemming: Elegie An sein Vaterland (18)




Elegie

An sein Vaterland

Ach! das ich mich einmal doch wieder solt’ erfrischen
an deiner reichen Lust / du edler Mulden-Fluß /
Da du so sanffte gehst inn bergichten Gepüschen /
da / da mein Harttenstein mier boht den ersten Kuß.
Wie jung / wie klein’ ich auch ward jener Zeit genommen
aus deiner süßen Schoss / so fallt miers doch noch ein /
Wie offt’ ich lustig hab’ inn deiner Fluth geschwommen.
Mier träumet offte noch / als solt’ ich umm dich seyn.
Itzt wolt’ ich mier erst Lust / und dier Ergötzung schaffen.
Inn dem ich nach der Kunst / die mich und dich erheebt /
Ein unerhörtes Lied / nicht von Gradivus Waffen /
Für dem du nun / Gott loob / itzund hast außgebeebt /
Ein Lied / von stiller Ruh’ / und sanfftem Leeben spielte /
Wie unser Maro itzt bey seinem Bober thut /
Ein Lied / das Himmel hatt’ / und etwas solches fühlte /
das nach der Gottheit schmekk’ / und rege Muth und Bluth.
Als ich denn pflag zu tuhn vor sieben halben Jahren /
(Wo ist sie itzund nun / die liebe schone Zeit!)
Da ich so helle sang bey Philyrenens Paaren /
daß sich mein Thoon erschwung biß an die Ewigkeit.
Ich sang der deutschen Ruhm / und ihrer theuren Printzen /
Biß Mars mich da trieb’ aus / der Unhold aller Kunst.
Da macht’ ich mich beloobt bey vielerley Provintzen /
das Lief- und Rußland auch mier boten ihre Gunst.
Rubelle / die ich pflag mehr als mich selbst zu lieben /
Rubelle / von Gestalt und Sitten hooch-benahmt /
dieselbe hatte mier die Pest auch auffgerieben.
Doch hat sich ihre Frucht inn mier sehr reich besaamt.
Die weisse Balthie / ümm die zu einem Schwane
Zeus itzt auch würde noch / fing mich mit ihrer Zier.
Nach dieser wurd mier hold die lange Roxolane.
Ach! aber / ach! wie weit binn ich von beyden hier!
Zwar / es verstattet mier das Kaspische Gestade /
daß ich ümm seinen Strand mag ungehindert gehn:
Auch bittet mich zur zeit zu Ihrem schonen Bade /
Auff urlaub deß Hyrkans / manch’ Asische Siren’.
Ich binn den Nymfen lieb / den weichen Zirkassinnen /
Dieweil ich ihnen fremd’ und nicht zu heßlich binn.
Und ob einander wier schoon nicht verstehen können /
So kan ihr Auge doch mich günstig nach sich ziehn.
Was aber soll ich so / und auff der Flucht nur lieben.
Kupido wird durch nichts / als Stätigkeit vergnügt.
Was den zu laben scheint / das macht ihm nur betrüben /
der allzeit alles hat / und niemahls nichts doch kriegt.
Ich stürbe miers denn ab / so hoff’ ichs zu erleeben /
Daß / wenn ich diesen Lauff zu ende habe bracht /
Ich dier den ersten Kuß / O Landsmannin wil geeben /
Was ferner kann geschehn / das laß ich ungedacht.


alle Gedichte von Flemming                                                                                                       weiter

alle Gedichte nach Themen

Keine Kommentare: