> Gedichte und Zitate für alle: Goethes Tagebücher: Februar 1830

2015-01-05

Goethes Tagebücher: Februar 1830





Februar 1830



1. 02. Weimar

Nebenstehendes: Herrn Factor Reichel, nach Augsburg, Manuskript zum 32. Bande. An denselben einen Brief zur Anmeldung. – Einiges Poetische. Brief von Sieber aus Paris, so verrückt wie eine gedruckte Beylage. Hier kann man nicht sagen, in diesem Wahnsinn ist Methode, aber dieser Wahnsinn beherrscht ein unglaubliches Wissen. Mittags allein. Abends Oberbaudirektor Coudray. Hernach Wölfchen. Die Vorbereitungen im Hause und in der Stadt zu dem morgenden Maskenzug gingen lebhaft fort. Professor Riemer sendete seine wohlgerathenen Gedichte.

2. 02. Weimar


Einiges Poetische. Dr. Weller, zufrieden, dankbar für die neuste Entscheidung seiner Lage. Professor Göttling gleichfalls mit den letzten Anordnungen zufrieden. Hofrat Döbereiner. Wurden sämmtlich zu Tische gebeten. Das Diplom der Warschauer Gesellschaft war angekommen. Bey Tische mancherley Verhandlungen. Einiges von der letzten Zusammenkunft in Heidelberg. Einiges philologische Neue. Jenaische soziale Verhältnisse. Absichten die Besitzungen der Erholung zu erweitern und zu verbessern. Sodann für mich. Abend die Familie maskiert, zum Balle vorbereitet. Im Laufe des Tages waren die in Dresden von den Aktionärs gewonnenen Gemälde angekommen.

3. 02. Weimar.


Mein Sohn gab Nachricht von den Ereignissen der Nacht. Alles war glücklich und gut abgelaufen. Französische Tagesblätter. Betrachtung inwiefern der Le Globe und Le Temps nebeneinander bestehen und wie sich ihre Vorzügegegen einander verhalten. Betrachtung der eingesendeten Gemälde. Geborne schöne Talente, Bemühung, Fleiß, manches lobenswürdige und doch zuletzt nur kümmerliche Resultate. Daran ist die neue Zeit schuld, es ist nichts Munteres in den jungen Leuten. Die Sehnsucht wird durchaus als das Letzte aIler Dinge gepriesen, und überall zeigen sich wo nicht kranke doch deprimierte Gemüter. Dabei haben sich Künstler und Kunstfreunde das Wort Ernst angewöhnt; sie sagen, es sei diesen Künstlern Ernst, das heißt aber hier weiter nichts als ein starrsinniges Beharren auf falschem Wege. Einiges Poetische. Mittag Dr. Eckermann und Wölfchen. Wiederholung der Geschichte des Festes. Ottilie erzählend von ihrer Seite. Abends nur mich. Memoires de St. Simon. Französische Tagesblätter.– Herrn Frommann, mit einem revidirten Exemplare der Metamorphose, Jena. Herrn Hofrath Meyer Billet.

4. 02. Weimar

Einiges Poetische. Hofrat Vogel. Gesundheitszustand der Frau Großherzogin-Mutter. Andere persönliche und Hofverhältnisse. Ihro Kaiserliche Hoheit und Demoiselle Mazelet. Mittag für mich. Fortgesetzte Studien und Betrachtungen über mancherley Gegenstände. Abends Gräfin Line, Fräulein Jacobi. Herr Oberbaudirektor Coudray und Wölfchen. Die Gemälde von Dresden an die beyden durchlauchtigsten Fürstinnen gesendet. Interessante Mittheilung von Herrn Soret. Früh Herr Monday, Engländer.

5. 02. Weimar


Einiges Poetische. Antwort an Herrn von Quandt diktiert. Nebenstehendes: Herrn Oberschenk von Vitzthum hier. – Manches geheftet und geordnet. Herr Hofrat Vogel, Befinden der Frau Großherzogin-Mutter. Die Schmellerischen Porträte bis auf das letzte nummeriert und katalogirt. Mittag Walther, welcher viele musikalische und andere Faxen machte und sehr unterhaltend war. Rezension des Traité de haute composition musicale par A. Reicha. Zeitschrift Cäcilia, 11. Band, Heft 42. Manches andere Vorliegende bedacht. Herr Canzler von Müller. Dazu Ottilie. Unterhaltung über das letzte große Maskenfest.

6. 02. Weimar.


Einiges Poetische. Sonstige Ordnung, Einheften und Vorarbeiten. Nachricht von dem großen Eisgang der Seine. Der Großherzog in Erwiderung meines Geburtstagsschreibens. Mittag Hofrat Vogel. Brachte Meckels System dervergleichenden Anatomie. Nach Tische mein Sohn, Festzug auf morgen im Fürstenhause ankündigend. Ich fuhr in mancherlei Tätigkeiten und Betrachtungen fort. Zeichnungen der Enkel, welche gut ausgefallen waren. Abends entsagte Wölfchenauf meinen Rat der Euryanthe, dagegen spielte ich Domino mit ihm.

7. 02. Weimar

Nebenstehendes: Dem Herrn J. Busch, Artillerie- Wirtschafts-Fourier, Dresden. – Einiges Poetische. Sonstige Konzepte. Mein Sohn einige Requisiten zum Maskenzug verlangend. Ihro Königliche Hoheit der Herr Großherzog. Fortgesetztes Gespräch von gestern. Mittag Dr. Eckermann. Aufmunterung desselben zu Fortsetzung und Vollendung seines poetischen Geschäftes. Mémorial de Sir Hudson Lowe, von Frau Großherzogin gesendet. Mein Sohn mit den Kindern präsentierte sich zur Maskerade gehend, welche sich auf dem Hinweg zum Schloß der Frau Großherzogin-Mutter im Fürstenhause vorstellten. Blieb für mich. Das zunächst zu fördernde Poetische durchdenkend.

8. Februar. Weimar.
Memorial von Hudson Lowe, mit sorgfältiger Sammlung der vorhandenen Notizen geschrieben, sehr gut vorgetragen. Auf alle Fälle eine Komposition. Man sieht von vorne herein noch nicht deutlich zu welchen Zwecken. Einiges die Separatakten zu bilden und zu ordnen. Mittag Hofrat Meyer. Die neuangekommenen Kunstwerke vorgelegt. Abends Oberbaudirektor Coudray. Neue Eisenbrücke in Bamberg. Noch einiges über die durchgeführte Maskerade. Memorialde Hudson Lowe. Vorher Aushängebogen des 3. Bandes der Witischen Konfessionen.

9. 02. Weimar

Einiges Poetische. Revision von Konzepten. Sekretär Kräuter kam, eine alte Forderung der Herren Levrault in Straßburg zu berichtigen. Mittag Wölfchen. Das Mémorial de Hudson Lowe geendigt. In Meckels System der vergleichenden Anatomie gelesen und die Erinnerungen angefrischt. Abends Professor Riemer. Wiederholung des Maskenzugs. Verschiedene Gedichte. Wirkung derselben und Sonstiges. Ich teilte ihm das bisher Vorgekommene mit. Auch die Verrücktheiten von Sieber aus Paris gesendet.

10. 02. Weimar
Die Cottaische Angelegenheit wegen des Nachdrucks nochmals überlegt. Nebenstehendes ausgefertigt: Herrn Geh. Rat von Müller, hier. Herrn Oberbaudirektor Coudray, die Nachricht von der Bamberger Hängebrücke zurückgesendet. – Einiges Poetische. Mittag Dr. Eckermann. Einiges über die Engländer, ihr Verweilen, Abreisen, Wiederkommen und Betragen. Die Krankheit der Frau Großherzogin war bedenklicher geworden. Ich setzte das Notwendigste fort. Herr Geh. Rat von Müller. Wölfchen las mir die ersten Akte des blauen Ungeheurs vor. Später las ich die letzten.

11. 02. Weimar

Früh Nachrichten von dem Befinden der Frau Großherzogin, das sich nicht sonderlich gebessert hatte. Kam ein Packet von Reichel an. Ein anderes von Graf Sternberg. Das Nötige wegen beider besorgt. Mittag speiste Walther mit mir. Wolf kam nach Tische, und der Narrenspossen war kein Ende. Blieb nachher für mich. Die französischen Zeitungsblätter wie gewöhnlich. Den Unterschied der ästhetischen Urteile des Temps und des Globe. Jenes ist sehr rein und natürlich, augenblicklich der Sache gemäß; in diesem sieht man mehr geschichtliche Kenntnis, und das Urteil erhält daher eine andere Basis und Wendung. Die Sorge für das Heil unsrer Frau Großherzogin-Mutter ward etwas gemildert. Notiz von einem artesischen Brunnen, der den Marseillern auf einem ihrer bedeutenden Plätze St. Ferréol gelungen war. Bey dieser Gelegenheit schlug ich die malerische Fußreise durch's südliche Frankreich von C. F. Mylius nach.

12. 02. Weimar

Einiges Poetische. Briefkonzepte und Munda. Mittag Wölfchen. Die Angelegenheit und Akten des Prager Museums durchdenkend und arrangierend. Abends Professor Riemer. Die tolle Sieberische Ankündigung zu munterer Betrachtung durchgegangen.

13. 02. Weimar

Nebenstehendes abgeschlossen: Herrn Geh. Rat von Cotta nach München. Herrn Varnhagen von Ense, Brief und Packet, Berlin. – Anderes vorbereitet. Poetisches behandelt. Hofrat Vogel, Befinden der Frau Großherzogin-Mutter. Mittag allein. Das kleinere Italiänische Portefeuille durchgesehen. Poetisches fortgesetzt. Kirchners letzter Bericht von Paris an die Oberbaubehörde.

14. 02. Weimar

Den eingegangenen Bericht gelesen und überlegt. Einiges Poetische. Sonstiges Geforderte. Das kleine Niederländische Portefeuille. Schreiben des Herrn von Vitzthum. Mittag Dr. Eckermann und Wölfchen. Verscheiden der Frau Großherzogin gegen 2 Uhr. Wurde geläutet. Ottilie und Ulrike kamen. Später Herr Soret, auch Hofrat Vogel. Abends für mich. Mancherley Vorbereitungen.

15. 02. Weimar

Einige Konzepte, Munda, Poetisches. Nebenstehendes: Herrn Professor Zelter, Berlin. – Sendung von Rochlitz: Für Freunde der Tonkunst. Mit Ottilien spazieren gefahren. Speiste Wölfchen mit mir. Herr Hofrat Vogel über die nächsten Zustände berichtend. Herr Hofrat Soret, mit einer freundlichen Botschaft von der Frau Großherzogin. In Rochlitz verschiedenes mit Anteil und Beyfall gelesen. Einige Portefeuilles Zeichnungen und Kupferstiche durchgesehen und mit näherm Urteil betrachtet. Einiges Poetische vorbereitet.

16. 02. Weimar.

Nebenstehendes: An Frau Großherzogin zum Geburtstag. – Von Halle ein Missionsbericht mit Niemeyers Porträt. Hermes 32. Band, 2. Heft.Hofrat Bachmann von Jena ließ sich melden. Im Globe eine Anzeige von deutscher Literatur gab zu eignen Betrachtungen Anlaß. Hier ist nämlich nur vom augenblicklich Wirkenden die Rede, vom fortdauernd Wirksamen nicht; deswegen sieht die deutsche Literatur viel magerer aus als sie ist, und auf diesem Wege erfahren die fremden Nationen nur das Geringste von uns. Die Franzosen geben uns viel deutlichem Begriff vom Nach wirkenden, Erlöschenden, wieder Aufflammenden, Andringenden, Abgelehnten, Eindringenden als hier geschieht, wo überhaupt nur von der Tageswelle die Rede ist. Spazieren gefahren mit Ottilien. Mittag für mich. Das altdeutsche Portefeuille durchgesehen. Einiges disponiert zu nächster Ausführung. Abends Herr Kanzler von Müller. Sodann Coudray, die Zeichnungen des errichteten Katafalks vorlegend. Hofrat Vogel, Nachrichten aus dem Trauerhause.

17. 02. Weimar

Poetisches disponiert. Rochlitz, Für Freunde der Tonkunst, 3. Teil. Mit Ottilien um 12 Uhr spazieren gefahren. Mittag Dr. Eckermann. Wir besahen nach Tische das Niederländische Portefeuille. Dazu kam Herr Hofrat Soret, einiges in Auftrag Ihro Kaiserlichen Hoheit überbringend und vermeldend. Abends für mich. Spielte mit Wölfchen Domino. Friedrich war im Fürstenhause gewesen. Referierte von dem Anstand der Ausstellung der Fürstlichen Leiche.

18. 02. Weimar

Die Bestattung war morgens früh 4 Uhr vor sich gegangen. Friedrich erzählte davon. Nachher Wölfchen, der mit der Familie von oben zugesehen hatte. Herr Léon de la Borde übersendete das erste Heft Du Voyage de L'Arabie Pétrée, das uns mit einem nie gesehenen, Sinne verwirrenden Zustand bekannt macht. Nebenstehendes: Herrn Factor Reichel, Augsburg. – Ich fuhr mit Ottilien spazieren. Einiges Bedenkliche besprechend. Mittag Wölfchen. Gegen Abend Herr Kanzler von Müller, von der Funktion des heutigen Morgens erzählend, auch einen biographischen Aufsatz der Heimgegangenen besprechend. Nachher Fräulein Jacobi. Gleich nach Tische Frau von Gerstenbergk. Abends mit Wölfchen Domino gespielt. Ich hatte in den Zwischenzeiten des Herrn de la Borde 1. Heft und die kurze Beleuchtung der Tafeln durchgelesen.

19. 02. Weimar

Briefkonzept mit John. Anmeldung der Frau Großherzogin. Leipziger Verzeichnis der 22. Kupferstich-Auktion. Ihro Kaiserliche Hoheit die Frau Großherzogin. Hofrat Meyer zu Tische. Mit ihm die la Bordischen Kupfer besehen. Anderes besprochen und eingeleitet. Professor Riemer um 6 Uhr. Zeigte demselben die la Bordischen Blätter vor, und ward anderes auf Literatur, deren Förderniß und Hindernis Bezügliches besprochen. Besonders die Möglichkeit, daß eine Partei ein Werk dergestalt verschreyen kann, daß es weder gelesen noch auf irgend eine Weise benutzt werden darf.

20. 02. Weimar

Angekommener Kupferstich nach Cornelius, Orpheus vor Pluto im Höllenreiche vorstellend, eröffnet und studiert. Der früher angekommene Brief von Boisserée mit Vergnügen, als eine wahrhaft freundschaftliche Kommunikation, durchgedacht. Mittag Herr Hofrat Vogel. Er erwartete den Abdruck seines Werkes. Andere Zeit-, Tages-, Hof- und Familienverhältnisse durchgesprochen. Abends Oberbaudirektor Coudray, den Vorschlag zu einem Katafalk in der Kirche vorlegend. Wir sahen das Raphaelische Portefeuille durch, woran er sich sehr ergötzte. Später Wölfchen.

21. 02. Weimar


Poetisches, Konzept und Mundum. Manches vorbereitet und eingeleitet. Um 12 Uhr Prinz Carl und Herr Hofrat Soret. Wölfchen zeigte seine Kupfer vor. Mittag Dr. Eckermann. Ordnete manches. Bereitete anderes vor.

22. 02. Weimar
Nebenstehendes abgesendet: An die Direktion des Deutsch-Amerikanischen Bergwerk-Vereins, Elberfeld. An die Frau Großherzogin, den Kirchnerischen Brief in Abschrift. An die Oberbau-Direktion denselben Originalbrief zurück. – Poetisches, Konzept und Mundum. Der Herr Gesandte von Schröder und Herr von Vitzthum. Billet von Frau von Pogwisch, näher zu betrachten. Mittag Ottilie und Walther. Sodann Herr von Müller, welchem den Münchner Kupferstich vorwies. Er brachte einen sehr einsichtigen Aufsatz gegen die Franzosen zu Gunsten der Königl. Bayerischen Dichtungen. Besprach einiges von dem Unternommenen zum Andenken der Höchstseligen Frau Großherzogin. Nachher Wölfchen bis spät.

23. 02. Weimar

Einiges Poetische, Mundum. Nebenstehendes in Bezug auf Bibliotheksangelegenheiten: An Frau von Pogwisch, hier. – 25 Taler von der Kasse zu Förderung eines literarischen Unternehmens. Ottilien die Frommannische Korbrechnung bezahlt. Verschiedenes geheftet und das Nächste beschaut und überlegt. Mittags allein. Das nächste Poetische durchgeführt. Abends die weiteren Plane bedacht. Niemand war gekommen.

24. 02. Weimar

Mein Sohn beschäftigte sich mit John, die Expedienda zu absolvieren. Munda der Konzepte von gestern Abend. Neues partielles Schema. Schmeller seine Abwesenheit entschuldigend. Major von Knebel sendete einen schon früher verfaßten Aufsatz über das Leben und die Weisheit des Epikur. Vermeldete, daß eine neue wohlfeilere Ausgabe seiner Übersetzung des Lukrez im Werke sey. Herr von Schröder, russischer Gesandter. Neuste Verhältnisse, besonders des französischen Staates. Mit Ottilien spazieren gefahren. Mittag Dr. Eckermann. Vom gestrigen Konzept bey Melos. Verhältnisse und Studien der Engländer. Nach Tische den Münchner Kupferstich vorgezeigt. Sodann Fräulein Frommann. Dazu Hofrat Soret. Zeigte denselben gedachtes Kupfer und das erste Heft von Herrn de la Borde Arabia Petrea. Später Fräulein Jacobi. Familien- und Weltverhältnisse. – Herrn Dr. Weller, Zurücksendung von 6 Bibliotheksquittungen.

25. 02. Weimar

Poetisches, Konzept und Mundum. Um 12 Uhr die Frau Großherzogin und Demoiselle Mazelet. Mittag Hofrat Meyer, besahen das Plutonische Reich von Cornelius und stellten sorgfältige Betrachtungen darüber an. Herr Kanzler von Müller. Die Relation des Globe vor Gericht gefordert. Ich las gleich das erste Stück. Worauf dieses geschehn; der Artikel freylich stark und stellt die Existenz der Bourbonischen Familie in Frage. Man hat ihnen lange nachgesehen, und sie sind immer kühner geworden. Blieb für mich und las Meursii Creta etc.

26. 02. Weimar.


Geschäftssachen expedirt: Herrn Hofrath Meyer, hier. Herrn Geh. Rath von Müller. – Einiges geordnet und vorbereitet. Brief und Verzeichnis, ausgestopfte Tiere und Balge betreffend, von Naturalienhändler Frank durchgesehen. Um 12 Uhr mit Herrn Professor Riemer spazieren gefahren. Wir besprachen Charakter und Verdienst der neuern Philologen der verschiedenen Nationen, besonders des vergangenen und gegenwärtigen Jahrhunderts, durch. Er speiste Mittag mit mir. Ich zeigte ihm das Kupfer von Orpheus Höllenfahrt, das uns manche Betrachtungen über die mit Leidenschaft sich retardierende deutsche Kunst zu machen Gelegenheit gab. Blieb abends allein. Überlegte das nächste Poetische.

27. 02. Weimar

Angenehme Sendung von Göttling. Zeugnis seiner Genesung. Das nächste Poetische, Konzept und Mundum. Nebenstehendes ausgefertigt: Herrn Major von Knebel, Zurücksendung eines Manuskripts mit Brief. Herrn Professor Göttling, Jena. – Allein spazieren gefahren. In den untern Garten. Die Wiese war überschwemmt. Ein Schwan zog gleichmütig auf der Fläche umher. Um's Webicht. Mittag Hofrat Vogel. Polizeiliches, besonders über preussische Geschäftsform und die dadurch bewirkten Administrations-Vorteile. Vorher Fräulein Seidler; die Angelegenheit der jungen Facius und die Dresdner Verhältnisse besprechend. Einiges Poetische fortgeführt. Manches Antiquarische. Ein Promemoria mit Verzeichnis von Büchern den Landfrauen nützlich.

28. 02. Weimar

Anfang des Aufsatzes zu Ehren der verstorbenen Frau Großherzogin von Herrn Geh. Rat von Müller durchgesehen und gebilligt. Die Göttlingischen Anmerkungen zur vorigen Sendung durchgesehen und benutzt. Demoiselle Seidler; die Angelegenheit der Angelika Facius nochmals durchgesprochen. Kupferstich nach der Jubiläumsmedaille, Gedicht und Prosa zum Chaos, kommuniziert von Ottilien. Fuhr allein spazieren. Mittag Herr Geh. Hofrat Helbig. Einige Angelegenheiten durchgesprochen und abgetan. Um 6 Uhr Herr Geh. Legationsrath von Conta. Die Kassler Angelegenheit mit ihm besprochen und sonstige Publica; ferner gab er Nachricht von seinen geognostischen Wanderungen in dem dortigen wundersamen Gebirge. Mit Wölfchen Domino gespielt. Dr. Eckermanns Gedicht für München. – Herrn Geh. Rat von Müller, seinen Aufsatz zurück. Herrn Professor Riemer, den 37. Band meiner Werke zur Durchsicht.

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