> Gedichte und Zitate für alle: Goethes Tagebücher: Februar 1831

2015-01-10

Goethes Tagebücher: Februar 1831



Februar 1831




1. 02. Weimar.

Brief an Mylius fortgesetzt. Nebenstehendes ausgefertigt: Herrn Professor Dr. Zelter, Berlin. – Die Sendungen aus Italien gesondert; das zu Verteilende an Ottilien gegeben. Porträt des Herrn von Schröder empfangen. Bey Gelegenheit des Werkes von Vaucher Betrachtungen über Decandolle's Symmetrie des Plantes.
Wie durch eine umgekehrte Methode das Wahre unzugänglich wird. Hofrat Vogel, schöne Unterhaltung über die Wirkungen der verschiedensten Arzneien bei ähnlich scheinenden Übeln und Forderungen; über Einfachheit der Rezepte, Absonderung alles Überflüssigen und dadurch Schädlichen. Das Geistreiche scheint immer zu wachsen, indem es immer dasselbige bleibt, aber immer eine größere Breite beherrscht und dadurch ansehnlicher erscheint. Botanisches von Mantua, mitgeteilt durch Herrn Zahn. Dasselbige angeschlossen an die Lehre von der Spiral- und Vertikaltendenz. Abends Professor Riemer, den Aufsatz über die Spiraltendenz durchgegangen. Später Ottilie, Zelterische Korrespondenz. Die Kinder kamen aus dem Schauspiel und sahen Bilder durch.

2. 02. Weimar

Fortsetzung des Erlasses an Mylius. An Zelter. Desselben Wappen auf die Rückseite der Medaille. Eigenhändige Abschrift des Festgedichtes für Madame Mara, gesendet an Hummel. John wegen Haushaltungsverhältnissen. Botanische Werke nachgesehen in Bezug auf Valisneria. Die Stelle des Dr. Barbieri übersetzt. Dr. Weller. Hofrat Voigt, dessen Besuch ich ablehnte. Dr. Schnauß gab einen Einschluß von Mailand ab. Mittag Dr. Weller, Akademisches und Städtisches Verhandelt. Nach Tische Kupferstiche. Abends Professor Riemer. Die Vertikal- und Spiraltendenz durchgegangen. Später Ottilie. Später die Kinder aus der Dame als Soldat kommend, auch erzählend von der Belvederischen Schlittenfahrt und dem Kinderdiner zum Geburtstag des Großherzogs. – Serenissimo, Schreiben zur Gratulation des Geburtsfestes.

3. 02. Weimar

Nebenstehendes ausgefertigt: Herrn Heinrich Mylius nach Mailand. Herrn Professor Zelter, Berlin. – Einiges Botanische. Zeitige Erwartung des Besuchs. Einiges in Hassenstein-Lobkowitz. Herr von Schröder, Kaiserl. Russischer Gesandter. Ihro Hoheit die Flau Großherzogin und Mademoiselle Mazelet. Herr Wilmot, einer der ältesten Weimar besuchenden Engländer nach der Mounierschen Epoche, Diplomat, gegenwärtig angestellt bey'm Stand Bern. Mittag Ottilie. Gegen Abend Herr von Lützerode, Sächsischer Geschäftsträger an den sächsischen Höfen und am hessischen. Mit allen diesen Besuchenden leidige Unterhaltungen über die Tagesübel, wobey niemand wohl zu Mute ist. Underdessen ward man von den Individualitäten, Besonderheiten, von guten und schlimmen Aussichten durchaus des Nähern unterrichtet.

4. 02. Weimar

Nebenstehendes mit einer Zeichnung ausgefertigt, bezüglich auf Zelters Wappen: Herrn Professor Dr. Zelter in Berlin, mit einer Zeichnung. – Valisneria nach Paolo Barbieri von Mantua. Vaucher wieder aufgenommen. Mittags Dr. Eckermann. Über Hackert und Winckelmann, die er eben gelesen, manches durchgesprochen. Abends Professor Riemer. Das botanische Kapitel vertikaler und spiraler Tendenz durchgesehen. Ihro Königliche Hoheit der Großherzog. Noch einiges mit Riemer. Später Ottilie, Zelterische Korrespondenz. Die Knaben.

5. 02. Weimar


Nähere Untersuchung in Bezug auf Valisneria. Haushaltungs-Einleitungen und weitere Rücksprache deshalb. Einiges Oberaufsichtliche. Mittag Hofrat Vogel. Medizinisch-praktische Unterhaltung. Hauptaugenmerk praktischer Tätigkeit. Merkwürdige Aufklärung hierüber. Auch über die Behandlung der letzt obwaltenden schleimigen Übel. Weitere Aufmerksamkeit auf das Leben Boguslaw von Lobkowitz. Einiges Naturhistorische. Oberbaudirektor Coudray. Sprach über die Vorlesungen in der Gewerkenschule, alsdann auch über die physikalischen Vorlesungen in dem Saale der Bürgerschule.

6. 02. Weimar

Nebenstehendes besorgt: Herrn Professor Riemer, einiges zur Botanik. Herrn Gesandten von Schröder, Autographisches. – Einiges Ökonomische besprochen. Mittag Dr. Eckermann. Weitere Beredung wegen 1807. Ich beschäftigte mich nachher mit Boguslav von Hassenstein, in dem lateinischen Werke. Herr Kanzler von Müller, einige allgemeine Staatsverhältnisse, auch ökonomische besondere. Kamen Serenissimus auf eine halbe Stunde. Ich nahm einige botanische Betrachtungen vor. Notierte was zunächst zu tun sey. Ottilie kam von Hof. Erzählte Dortiges. Auch was sonst sich in diesem Zirkel zugetragen habe. Las in Zelters Korrespondenz. Wurde einiges bemerkt und korrigiert.

7. 02. Weimar.

In ökonomischer Anordnung vorgerückt. Mehrere Konzepte in eignen und oberaufsichtlichen Geschäften. Ehlers Brief von Kassel, der auch von der musikalischpoetischen Seite in jene wunderlichen Zustände hineinschauen läßt. Manches vorbereitet. Kam eine Sendung von Herrn von Quandt mit neuen Probeabdrücken von Kupferstichen jener angeschafften Bilder, welchen man billigerweise Beifall geben muß, da sie keine Spur tragen von jener grenzenlosen Absurdität, deren sie sich in Düsseldorf nicht schämen, von schaler Frömmelei und hohler Altertümelei. Mittag Dr. Eckermann. Später allein. Nachts Herr Hofrat Soret. Nachher las Ottilie vor.

8. 02. Weimar

Beschäftigung mit Oberaufsichtlichem. Nebenstehendes abgesendet: Erlaß an Demoiselle Seidler. An Grubers Erben in Lindau. An Sekretär Vulpius, hier. – Häusliche Angelegenheiten, besonders Rechnungssachen betreffend. Um 1 Uhr Herr Hofrath Meyer. Die Dresdner Preiskupfer mit ihm durchgesehen. Verhältnismäßig billig gelobt. Abends Professor Riemer. Einiges auf die botanischen Arbeiten sich Beziehendes durchgesehn. Ottilie las die Zelterische Korrespondenz 1829 zu Ende.

9. 02. Weimar


Durch John Bezahlung der Haushaltungsschulden. Manches bezüglich auf die notwendige Veränderung. Unterhaltung über diesen Gegenstand mit Ottilien und Vulpius. Sonstiges vorbereitend überdacht. Mittag Dr. Eckermann. Weitere Besprechung, Tagebuch und Briefe betreffend. Sonstige Vorbereitungen zu der Veränderung im Haushalt. Abends Büchner, mit welchem das Weitere verabredet worden. Ottilie kam aus der physikalischen Vorlesung und erzählte das Vorgetragene. Las sodann in den Zelterischen Briefen.

10. 02. Weimar.

Büchner stellte mir den jungen Straube vor, welcher als Koch in meine Dienste trat. Das Allgemeine durchgesprochen. Das Weitere Vorbehalten. Vulpius entließdie Köchin mit billiger Entschädigung. Von dieser Last befreit könnt ich an bedeutende Arbeiten gehen; ich kann hoffen, die Epoche werde fruchtbringend sein. Mittags Ottilie. Vorher Herr von Schröder, russischer Gesandter. Ihro kaiserliche Hoheit Frau Großherzogin mit Demoiselle Mazelet. Ich blieb in den vordem Zimmern, richtete einige Portefeuilles ein. Las mit Wohlgefallen und Beistimmung F. G. Schöne, über die Kleidung der Schauspieler in den Bacchanten des Euripides. Abends Herr Kanzler von Müller. Las derselbe G. F. Jägers naturgeschichtliche Vorlesung vor, von geistreichem und vergnüglichem Inhalt. Später Ottilie vom Hof kommend, manches erzählend. Hatten Ihro Hoheit der Großherzog uns eine halbe Stunde geschenkt.

11. 02. Weimar

Fortgesetzte Sorgfalt für die neue Haushaltungseinrichtung. Nebenstehendes: An Herrn von Lützerode, durch Schmeller Gesuch sich zeichnen zu lassen. An Schuchardt, Auftrag an Börner nach Leipzig. Demoiselle Seidler, Niebuhrs Bild und Ersuchen um eine Nachbildung. – Mehrere Anmeldungen, sämmtlich abgelehnt. Schöns Theater-Costumes, gar löblich. Ein Philolog, der doch einmal der Aufführung des Stücks zu Leibe geht und die Rhythmik den Kapellmeistern überläßt. Mittag Dr. Eckermann. Fortgesetzte Unterhaltung über die altern Tagebücher. Fortgesetzte Betrachtung der griechischen Theater-Costumes. Abends Professor Riemer, in demselbigen Büchlein zusammen fortgelesen. Darüber gesprochen. Philologische Behandlung dergleichen Gegenstände und Sonstiges verhandelt.

12. 02. Weimar.

Nebenstehendes: Herrn Professor Dr. Göttling, die Tagebücher. An Dr. Schrön, Himmels-Atlas und Verordnung. Die Probekupfer an Herrn Parry. Anderes Weiterfördernde nach vielen Seiten hin durchdacht. Auch Unterhaltung mit Ottilien über den gegenwärtigen Haushaltungszustand. Mittag Hofrat Vogel. Besonders den administrativen Teil der medizinischen Polizei, auch die Verhältnisse zur allgemeinen durchgesprochen. Nach Tische die Memoiren des General Rapp, auf die ich aufmerksam geworden. Haushallungsangelegenheiten weiter geordnet. Das Hauptwerk mutig und glücklich angegriffen. Abends Ottilie, erzählend aus der physikalischen Stunde. Er hatte das Gehör, Schall, Ton u.s.w. vorgetragen. Anderes besprochen.

13. 02. Weimar

Alles Gestrige verhältnismäßig fortgesetzt. Der Kanzlist Rudolph wegen der Angelegenheit des Major Luck in Münster. Mehrere Fremde und Einheimische, deren Besuche bisher abgelehnt worden. Mittag Dr. Eckermann. Fortgesetzte Haushaltungseinrichtungen. Mémoires du Général Rapp. Abends Ottilie.

14. 02. Weimar.

Schreiben an Ihro kaiserliche Hoheit zum Geburtstag vorbereitet. Verschiedenes eingepackt für die abreisenden Engländer. Anderes geordnet. John fuhr fort am Inventarium. Mittag Dr. Eckermann und Wölfchen. Wurde über die bessere Küche gescherzt. Kam der Revisionsbogen Nr. 9 von Jena an. Memoires du General Rapp. Zwei unerträgliche Situationen, die Festhaltung von Danzig und die Revolte der Truppen in Straßburg. Jedermann sollte es lesen, um einen Begriff zu haben. Was ein männlicher Mann ausdauern und leisten kann. Abends Ottilie. Zelterische Korrespondenz. Walther aus dem Schauspiel: Heinrich der Dritte. Heiter-hartnäckiger Streit der beyden Knaben über den Wert des Stücks, ein Symbolisches Publikum. – Herrn Lettsom, mein Porträt auf eine Rolle gewickelt. An D. C. Read, Maler in Salisbury, meine zwey Bronzmedaillen. Hofrat Soret und Professor Riemer den Revisionsbogen Nr. 9.

15. 02. Weimar.

Botanica. Vaucher. Anlaß genommen über Decandolles Symmetrie zu sprechen. John einiges hierzu Görige abschreibend. Das Haushaltungswesen kam immer mehr ins klare. Um 12 Uhr spazieren gefahren mit Ottilien und Wolf. Mittag Dr. Eckermann. Botanische Betrachtungen fortgesetzt. Abends Professor Riemer, den Bogen Nr. 9 durchgegangen. Über Spracheigenheiten und Sprachgeheimnisse. Die fortdauernden Veränderungen in der Sprache. Neue Regeln, Recht und Unrecht abgeleitet. Er brachte bei Gelegenheit von Alexander von Humboldts Gegenwart gewisse geologische Probleme zur Sprache. Ich sagte ihm meine Gedanken darüber; wenn man beim Auflösen der Probleme es den Menschen leicht macht, so hat man die Menge vor sich, und da zeigt sich denn allgemeine Überzeugung. Es ist den Männern vom Fach nicht übel zu nehmen, wenn sie sichs bequem machen. Wenn man statt des Problems ein anderes hinsetzt, so denkt die gleichgültige Menge schon, es wäre ihr geholfen. Jeder sucht sich in seinem Fach zu sichern und läßt den andern auch zu, sich mit den ihrigen zu befestigen. So habe ich mit Verwunderung inIhrem Fache sehr konsequente, verständige, vortreffliche Männer gesehen, wie sie in andern Fächern das Absurdeste zu zugaben und nur sorgten, daß man ihre Kreise nicht störe. Auch in den Wissenschaften ist alles ethisch, die Behandlung hängt vom Charakter ab.

16. 02. Weimar

Ich diktierte das gestern von Riemer Gewünschte. Nebenstehendes abgesendet: An Ihro Kaiserliche Hoheit die Frau Großherzogin, Gratulationsschreiben. An Herrn Frommann, Jena, den 9. Revisionsbogen. – Hofrat Stark von Jena. Professor Wackenroder. Um 12 Uhr mit Ottilien spazieren gefahren. Mittags mit den Kindern und Rothe. Nach Tische Herr Hofrat Soret, die botanischen Arbeiten anknüpfend. Nachts Ottilie vorlesend.

17. 02. Weimar

Botanica. Wurde das Manuskript vom 2. Teil des Faust in eine Mappe geheftet. Um 12 Uhr Frau Großherzogin und Demoiselle Mazelet. Später Maler Kaiser. Mittag Dr. Eckermann. Karlsbader Aufenthalt von 1807 besprochen. Gegen Abend Herr Geh. Rat von Müller. Sodann Hofrat Meyer; wurden die neusten Kunsterzeugnisse nach Werth und Unwert durchgesprochen. Nachher referierte Ottilie, wie es in der Gesellschaft aussähe. Jenny hatte die Masurka allzu liebenswürdig getanzt, welches jedermann tadelte, ich aber wohl hätte sehen mögen. Reise nach der Schweiz vom Jahr 1797. War der Abguß eines höchst interessanten antiken Basreliefs als Gabe des höchst gefälligen Beuth von Berlin angekommen. Ernsthafte Betrachtungen darüber, ganz esoterisch.

18. 02. Weimar

Fortgesetzte Übersetzung des Herrn Soret, des zweyten Nachtrags. Einigermaßen aufgeräumt, hie und da geordnet. Briefe diktiert. Anderes vorbereitet. Zelterische Korrespondenz von 1830 an John übergeben. Die hiesigen Versuche Rumfordischer Nahrungsmittel vorgesetzt. Mittags Dr. Eckermann und Wölfchen. Nach Tische durchsah ich einige Schubfächer des Schrankes im letzten Zimmer. Wölfchen schreib die Verzeichnisse. Abends Professor Riemer. Wir gingen einige Botanica durch, auch betrachteten wir das Gedicht an Madame Mara. Nachts war großer Ball auf dem Stadthause, Veranstaltung der Ressource. Die Herrschaft war auch gegenwärtig.

19. 02. Weimar.

Nebenstehendes: Herrn Professor Dr. Zelter in Berlin. Herrn Professor Riemer, Geschichte der Metamorphosen-Lehre, deren Anfang übersetzt von Soret. Herrn Canzler von Müller, Schellings akademische Rede zurück. Herrn Dr. Eckermann, meine Briefe an Geh. Rat Wolf. – Dr. Alexander Braun, Spiralstellung der Schuppen an den Tannenzapfen. Erscheint höchst merkwürdig, zum Abschluß meines Aufsatzes. Oberförster Sckell von Waldeck mich zu meiner Genesung begrüßend. Er hatte die Kampagne in der Champagne mitgemacht, auch die Belagerung von Mainz abgewartet, deren Einzelnheiten er sich mit seinem und meinem Vergnügen erinnerte. Er ist seit dreißig Jahren in Waldeck angestellt, und auf mein besonderes Befragen erfuhrich, daß daselbst auf waldigen Felsen noch von denen ästhetischen Anlagen Spuren geblieben seien, welche Bertuch und Kraus im damaligen idyllischen Zustand als Verehrer und Werber der Töchter von Slevoigt angelegt hatten. Das sind nun reine sechzig Jahre, daß dies dauert, und niemand weiß, woher ein oder der andere Fleck bedeutender oder anmutiger ist. Hofrat Vogel und Eckermann zu Mittag. Kamen bedeutende praktische Fragen zur Auflösung. Ein neues Werklein über die Sinneswerkzeuge. Später mit Vogel, Hauptmaximen des Betragens im Leben. Willige vorsichtige Entsagung, einer gezwungenen leidenschaftlichen zuvorkommend. Vergleichung mit einer Blattereinimpfung. Alexander Braun, Blattstellung, mit Aufmerksamkeit studiert. Abends die Umwälzung der Erdrinde von Cuvier, übersetzt von Nöggerath. Schöne Gelegenheit zu dissentieren und zu assentieren. Wir sind ja alle nur einzelne Personnagen, die nach unseren Prämissen richtig oder falsch urteilen. Niemand ist von dem einen gewiß und vor demandern sicher, man muß lange leben und zwischen diesen beiden zu einer Art von Sicherheit gelangen. Abends Walther, der sich ruhig hielt. Ottilie war unwohl.

20. 02. Weimar

John vollbrachte das Einheften der drey ersten Akte von Faust in Manuskript. Das Mundum war von mancherley Seiten zusammenzusuchen. Fortgesetztes Studium der Braunischen Blattstellung. Rückkehr auf meine bisherigen Arbeiten, die dadurch abgeschlossen und rückwärts begünstigt werden. Schmeller brachte das wohlgeratene Porträt des Herrn von Lützerode. Um 12 Uhr mehre Freunde, die mich bisher zu sehen gewünscht. Mittag Dr. Eckermann. Ein Schubfach Zeichnungen durchgesehen und notiert. Herr Oberbaudirektor Coudray. Gelungenes Fest zu Ehren der Frau Großherzogin. Er sah ältere Landschaften mit Vergnügen durch. Ihro Königliche Hoheit der Großherzog. Blieb sodann allein. Überdachte das Notwendigste. Erholte mich von einigem Unerwarteten. – Herrn Hofrat Voigt, Jena. Museumsschreiber Färber, dahin.

21. 02. Weimar. 

Haushaltungs-Angelegenheiten. Manches geordnet und geheftet. Konzepte. Spazieren gefahren mit den Knaben, welche beide mit dem lustigsten Wetteifer ihre theatralischen Tendenzen, Teilnahme, Unternehmungen und Pläne auf das Lebhafteste vortrugen, als wahrhafte Poeten sich darstellend, indem wenn der andere sich mit Enthusiasmus erging, der eine sich ins Gähnen verlor, und wenn dieser an die Reihe kam, der andere pfiff. Mittags Dr. Eckermann. Ich hatte die botanische Betrachtung wieder vorgenommen. Ich verfolgte sie nach Tische lesend, denkend, notierend. Gegen Abend zu Otillien, die sich erholte. Herr von Müller war indessen dagewesen, hatte ein politisches Neujahrsgeschenk zurückgelassen. Ich überlegte was morgen notwendig zu tun sei.

22. 02. Weimar.

Gestern angekündigtes Heft von Eugen von Vaerst, 1831. Man mag die Sache auch einmal von dieser Seite ansehn, doch kommt es einem wunderbar vor, von Rechtzu hören, wo man eine dreizehnjährige Strategie und Taktik zweier Parteien gegeneinander im Auge haben muß, um die neuste Umwälzung natürlich zu finden. Karl X. und seine Minister waren verloren, als sie beim Antritt seiner Regierung die Presse frei gaben. Probieren doch einmal Holland und die Niederlande die Freiheit der Meereswogen und Bergströme zu proklamieren! Botanisches gefördert. Anderes vorbereitet. Spazieren gefahren. Mittags mit Dr. Eckermann und Wolf. Herr Geh. Rat von Müller. Abends Herr Professor Riemer.

23. 02. Weimar

Botanisches. Briefe diktiert und mundiert. Oberaufsichtliches. Nebenstehendes abgesendet: Herrn Professor Zelter in Berlin, Relation der Reise meines Sohns. – Professor Müller von Eisenach. Um 12 Uhr spazieren gefahren mit Wolf. Mittags Dr. Eckermann. Nach Tische Herr Oberbaudirektor Coudray. War die Dresdner Kiste mit den gewonnenen Bildern ausgepackt worden. Besuchte Ottilien, welche noch nicht genesen war. Überdachte das Morgende.

24. 02. Weimar

Nebenstehendes: Herrn Zahn nach Neapel. An Demoiselle Seidler, Einladung. – Joachim Jungius Isagoge nochmals durchzulesen angefangen. Herr Hofrat Soret. Einige Blätter des zweyten Anfangs revidiert und abgeschlossen. Ihro Kaiserliche Hoheit die Frau Großherzogin mit Demoiselle Mazelet. Mittag Dr. Eckermann und Wölfchen. Nach Tische Hofrat Meyer, beschaute die neuangekommenen Dresdner Bilder. Sodann Oberbaudirektor Coudray, englische Möbelbücher bringend. Er besah gleichfalls die Dresdner Bilder. NB. Ich hatte früh eine Sendung von Herrn Beuth aus Berlin ausgepackt, die ich aber noch nicht vorwies. Ich gab ihm Nachricht von 80 Talern, welche Ihro Kaiserliche Hoheit für die Gewerkenschüler zu Prämien bestimmte. NB. Er hatte mir vor einigen Tagen die sämmtlichen Arbeiten der jungen Leute in fleißigen, triftigen Heften und mitunter höchst lobenswürdigen Zeichnungen vorgewiesen. Auch hatte ich neue basaltische Bemühungen von Geh. Rat Leonhard erhalten. Später Ihro Hoheit der Großherzog.

25. 02. Weimar

Den Aufsatz über Vaucher gefördert. Kanzlist Rudolph überbrachte die zugesagten achtzig Taler. Der Diener Ganß wies einen Rahmen mit Glas vor zu Vorschriften, welcher geschlossen werden konnte. Ich ließ zur Ader in Gegenwart des Hofrat Vogel. Mittag speiste Oberbaudirektor Coudray und Hofrat Vogel mit. Gegen Abend Hofrat Soret. Sodann Professor Riemer. Ging mit ihm die botanische Übersetzung durch und verabredete Sonstiges wegen Quantität und Accent verschiedener Namen und Worte.

26. 02. Weimar

Die botanische Angelegenheit durchgesehen und weitergeführt. Die achtzig Taler an Ganß übergeben. Nebenstehendes: Herrn Hofrat Voigt nach Jena. Desgleichen an denselbigen Verordnung. Herrn von Groß, hier, und Frau von Schwendler, beydes durch Schmeller. – Kam eine Sendung von der Direktion des Deutsch-Amerikanischen Bergwerkvereins zu Elberfeld, Verhandlungen der Generalversammlung in der Mitte Februars. Schmeller brachte das Bild von Naylor, wohlgetroffen. Geh. Rat Schweitzer fragte an, ich erbat mir seinen Besuch auf morgen 12 Uhr. Mittag Hofrat Vogel. Mexikanische Bergwerks-Angelegenheiten näher betrachtet. Das Werk über die Jesuiten ausgelesen. Mich sodann zu dem Leben und Schriften des Joachim Jungius gewendet. Die Vorarbeiten durchgesehen, die sich noch vom Dornburger Aufenthalt herschreiben.

27. 02. Weimar

Aufzuräumen angefangen. Einiges Oberaufsichtliche. Um 11 Uhr in die vordern Zimmer, nach dem Verzeichnis. Mittags allein. Nach Tische Geh. Rat von Müller. Später zu Ottilien.

28. 02. Weimar

In den botanischen Arbeiten fortgefahren. Oberaufsichtliches. Hofrat Vogel für Facius intercedierend. Um 12 Uhr Staatsminister von Fritsch, wegen der in Dresden gewonnenen Landschaft. Mittag mit Wölfchen. Nach Tische Link, Philosophia botanica. Joachim Jungius' Leben und Verdienste näher beachtet und die deshalb bisher beschriebenen Papiere durchgesehen und geordnet. Abends zu Ottilien.


Gesamtübersicht Tagebücher

weiter

Goethe auf meiner Seite



Keine Kommentare: