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2015-01-10

Goethes Tagebücher: Januar 1831



Januar 1831



1. 01. Weimar.

Walter Scotts Demonology. Ein Werk, das immer interessanter wird, indem er den Wahn einer wirklichen Verwandtschaft, eines bestehenden Verhältnisses zu außer natürlichen, phantastischen Wesen historisch gar anmutig entwickelt und die merkwürdigsten Anekdoten und Traditionen heiter vorträgt. Besuche der Nächsten. Revisor Hoffmann übersandte die Rechnungsauszüge; diese überlegt. Botanica gefördert. Mittag Hofrat Vogel. Fortgefahren in der Demonology zu lesen. Manches geordnet und vorbereitet. Herr Geh. Rat von Müller. Später Ottilie, Zelters Korrespondenz gelesen.

2. 01. Weimar

Visitenkarten herumgeschickt in Erwiderung der gestrigen Gratulation. Einiges Oberaufsichtliche. Haushaltungsangelegenheiten. Herr Lawrence. Herr Staatsminister von Fritsch. Sodann Professor Riemer. Wir gingen den ersten Nachtrag zur Metamorphose durch. Speisen zusammen und besprachen Allgemeines und Besonderes. Demonology. Devrient spielte den Falstaff. Die Kinder waren im Schauspiele. Ich diktierte an Friedrich. – An den Kammerkontrolleur Hoffmann hier, autorisierte Zettel. An Rentamtmann Steinert, Verordnung. An die Frau Großherzogin, Verzeichnis der im letzten Monat eingegangenen Bücher.

3. 01. Weimar.

Einiges zum Nachtrag Nr. I. Herr Graf Wintzingerode, Gemahlin und Schwiegerin. Revisor Hoffmann,wegen des Quartalextrakts. Verabredung wie es zu Ostern gehalten werden sollte. John mundierte. Kam eine angenehme Sendung von Adelen. Ingleichen von Niebuhr, Römische Geschichte 2. Teil. Ich las sogleich die kurze Vorrede, die man ihm schrecklich übel nimmt, weil er das drucken ließ, was gar viele im Stillen fürchten. Mittag Herr Rothe. Sprachen über die Studien der Knaben, was zunächst vorauszusehen und zu hoffen sei. Über Predigten und Prediger. Auch die Existenz der Adeligen in der Umgegend. Las weiter in Niebuhrs Römischer Geschichte 2. Teil. Kriege und anderes, besonders auch Besitz und Eigentum betreffend. Wie nach und nach die Anstellung der Decemvirn herankommt. Der Staatsrat Fabritius aus Kopenhagen und Sohn, ein vorzüglicher Pianospieler, um 12 Uhr. Später las Ottilie in Zelters Korrespondenz. Vorher Oberbaudirektor Coudray, welcher allerlei Stadtneuigkeiten erzählte.
– Den Text von Nr. II der Nachträge an Herrn Soret.

4. 01. Weimar

Nebenstehendes: Billet und Original mit Übersetzung, zur Metamorphose gehörig, an Herrn Hofrat Soret. Herrn Geh. Rat von Müller, den Gagernschen Brief zurück. Herrn Graf Sternberg, Prag. Herrn Dr. Zelter, Berlin. – Einige Notizen meine Werke betreffend. Verschiedenes geordnet, geheftet, vorbereitet. Mittag Dr. Eckermann. Nach Tische Niebuhr gelesen. Vergleichung der Schwefelabdrücke mit den Kupfern des Büchleins von dem Schatz der Heiligen Drey Könige, welches Adele gesendet. Abends Professor Riemer. Wir gingen das Manuskript des vierten Bandes durch. Später Ottilie; sie referierte aus den Zeitungen. Las nachher in den Zelterischen Briefen. Von Herrn Soret kommunizierte Karrikaturfabel des talentreichen Herrn Töpfer in Genf.

5. 01. Weimar

Einiges Botanische. Verhandlungen deshalb mit Herrn Soret. Einiges Codicillarische. Kam das Konzept des verabredeten Dokuments vom Herrn Kanzler. Mittag Dr. Eckermann. Weitere Verhandlung wegen der Korrespondenz. Demonology fort gelesen. Abend Herr Kanzler mit dem Konzept des Dokumentes. Teilte demselbigen einige eingegangene Briefe mit. Später Ottilie. Zelterische Korrespondenz. Es waren einige Hefte von Herrn Soret angekommen. Auch der Probedruck von der Medaillen-Rückseite.

6. 01. Weimar

Nebenstehendes: Das Konzept des Dokumentes an Herrn Geh. Rat von Müller zurückgesendet. Herrn Hofrat Soret, die Hefte zurück. – Die Schachtel mit den Musterstücken der verglasten Burgen in Schottland von Leonhard eröffnet. Einiges revidirt und mundiert. John beschäftigte sich mit der Küchrechnung. Ihro Hoheit die Frau Großherzogin und Demoiselle Mazelet. Politica, erheitert durch die Demonology und darin vorkommende Geschichtchen. Brief von Leonhard. Mittag Dr. Eckermann. Reiseerinnerungen, Gegenden, Charaktere u.s.w. Las in der Dämonologie Walter Scotts. Abends Herr Kanzler, das Mundum des Dokuments bringend. Serenissimus. Erwähnung von Walter Scotts Dämonologie. Später Ottilie. Zelterische Briefe bis 1808.

7. 01. Weimar.

Ausfertigung des Dokuments. Um 12 Uhr Regierungsdeputation in der Person des Regierungsrat Schmidt und Sekretär Schnaubert. Beobachtete Formalitäten. Vorher einige Briefe diktiert. Mittag Dr. Eckermann. Über die Möglichkeit und Tulichkeit von Vorlesungen über die Geschichte deutscher Literatur wie sie verlangt wird. Fortgesetzt Niebuhrs Römische Geschichte zweiten Teil. Abends Professor Riemer,die Schweizerreise von 1775 durchgegangen. Nachher referierte Ottilie aus den Zeitungen. Die verschiedenartigen Verwirrungen in den großen Reichen. Lasen darauf in der Zelterischen Korrespondenz. Die Kinder kamen von Melos. Merkwürdiges Nordlicht bei sehr hohem Barometerstand 28’ 3” .


Nach acht Uhr zeigten sich die ersten Spuren des Nordlichtes, indem der Himmel im Norden sich rotgelb färbte. Nach und nach wurden die Nebelwolken rot, es bildete sich ein Bogen in weiter Ausdehnung von Nordosten bis Nordwesten; das Halbrund im Bogen war unten graugelb gefärbt, höher zeigte sich dasselbe immer gelber, bis an die Peripherie des Bogens beinahe ganz gelb. Sowie das Nordlicht das höchste Licht erreicht In haben mochte, bemerkte man die schönsten und deutlichsten Strahlen in den nunmehr dunkel-karminrot gefärbten Nebelwolken, das Licht im Bogen wurde sehr helle, und man konnte um Ettersberg alles sehr deutlich unterscheiden. Im Süden, gleich hinter dem abgeschlossenen Bogen der Nebelwolken, war der Himmel dunkel-blaugrau gefärbt, die Sterne funkelten sehr hell und leuchtend. Gegen das Ende der Erscheinung verlor sich das schöne Rot der Wolken, das Gelb trat wieder ein, der Bogen verlor sich nach und nach gänzlich, und der ganze Himmel war rein. Doch blieb da, wo das Nordlicht erschienen, eine lange Zeit nachher der Himmel noch gelb und zwar in horizontalen Strahlen. Die Zeit der ganzen Erscheinung dauerte ungefähr eine gute Stunde.

8. 01. Weimar

Nebenstehendes: Professor Riemer, Botanica. Professor Zelter, Dokumente wegen unsrer Korrespondenz. – Herrn Sorets Übersetzung konferiert mit dem Original. Voigts Übersetzung von Cuviers Naturgeschichte und Zugaben. Einiges Oberaufsichtliche. Um Zwölf Regierungssekretär Schnaubert, das gestrige Protokoll vorlegend. Zu Mittag Hofrat Vogel. Verschiedenes Oberaufsichtliche, Theoretische, Praktische. Niebuhrs Römische Geschichte. Einzelne Überlegungen was morgen vorzunehmen. Betrachtung über die Zeichnung von Annibale Carracci, das Wunder des heiligen Didacus vorstellend. Fräulein Ulrike, gesellschaftliche Ereignisse, Charaktere und Irrungen erzählend. Ottilie, in der Zelterischen Korrespondenz das Jahr 1830 vorlesend. Angekommen waren die Tagebücher der akademischen Bibliothek von 1830. Wölfchen kam aus der Vorstellung von Lear noch ganz leidlich zusammengenommen.

9. 01. Weimar

Nebenstehendes: Verordnung an Hoffmann wegen einer Zahlung nach München. An Professor Göttling desgleichen, Buchbinderzettel zurück. An Herrn Hofrat Voigt, Aushängebogen zurück von seiner Übersetzung der Cuvierschen Naturgeschichte. Schreiben des Schullehrer Fack an Herrn Hofrat Meyer. Herrn Hofrat Völkel, den jungen Martersteig betreffend. – Die Cuviersche Gesinnung und Behandlung wissenschaftlicher Angelegenheiten näher bedenkend. Schreiben von der Fürstin Carolath. Schon gestern hatte ich angefangen, die auf Natur bezüglichen Druckschriften aufzulösen und zu ordnen. Schreiben von Schubarth aus Hirschberg. Rechnungsauszüge näher betrachtet und revidirt. Anderes beseitigt. Mittags Dr. Eckermann. Niebuhrs Römische Geschichte 2. Teil. Abends Herr Kanzler von Müller. Unerfreuliche Nachricht von Niebuhrs Tod. Später Ottilie von Hof kommend. Las noch die Zelterische Korrespondenz von 1809.

10. 01. Weimar

Nebenstehendes: An Fräulein Adele nach Bonn. Herrn Parry hier. Herrn Präsident Weyland hier. Herrn Hofrat Soret, Bücher zurück und 7. Aushängebogen von der Übersetzung. – Besondere Einrichtung des Artikels Privatakten, wegen verschiedener Druckschriften und deren künftiger Besorgung. Mittags Dr. Eckermann. Weitere Verabredung wegen der Korrespondenz. Dr. Weller, Jenaische Verhältnisse. Niebuhrs Römische Geschichte. Zusammenstellung der physikalischen, morphologischen Druckschriften. Später Ottilie. Las in Zelters Briefen weiter.

11. 01. Weimar.

Einiges Oberaufsichtliche, nachdem ich mit Revisor Hoffmann gesprochen. Manches andere vorgesprochen und eingeleitet. Die Privatakten wegen vorliegender Manuskripte weiter gefördert. Herr Hofrat Soret. Mittag Herr Hofrat Meyer. Vorher besahen wir Verschiedenes was von Kunstwerken indessen angekommen war und beredeten einiges für die Folge. Ich setzte das Notwendigste nachher fort. Tematisierte was morgen zu tun. Abends Professor Riemer.Wir gingen einige Konzepte durch sowie einige Lagen des vierten Bandes. Kamen wegen Sonstigem überein. Später nötigte mich Wölfchen mit großer Heiterkeit, ein Stück von Kotzebue anzuhören, welches er lebhaft und gehörig vortrug.
– An Herrn Frommann nach Jena, Original und Übersetzung der Metamorphose.

12. 01. Weimar.

Nebenstehendes: Herrn Hofrat Soret hier. Verordnung an Schrön, mit zwey autorisierten Zetteln. Desgleichen an Dr. Gustav Succow, Jena. Herrn Dr. und Professor Zelter in Berlin. Herrn Hofrat Vogel, Antwort an den Handelsmann nach Calbe. – Nähere Überlegung wegen Zelters Medaille.Wegen Niebuhr an Zelter zur nächsten Sendung. Mittag Dr.Eckermann. Nachher L ’Occasion, Tragödie von Clara Gazul. Willig der vorigen Arbeiten wert. Der Dichter hat das Talent die eigentlichen unverträglichen, wahrhaft tragischen Motive zu finden, die auf keine Weise zu versöhnen sind und welche den Untergang nach sich ziehen müssen. Ein zweites Stück, Le Carosse du Saint Sacrement, ist gleichfalls ein komisches Meisterstück, wo das Unverträgliche, quasi Unversöhnliche auf dem Absurden ruht und am Ende durchs Absurde ins Gleichgewicht gebracht wird.

13. 01. Weimar.

John überzieht die Bleistiftkorrekturen mit Tinte. Ich bringe manches in Ordnung, bereite anderes vor und wende mich zur Betrachtung der Spiraltendenz. Um 12 Uhr Ihro kaiserliche Hoheit die Frau Großherzogin. Äußere und innere Lage der Zustände, gelungene Einrichtung des Museums.Schreiben von Färber, ingleichen von Hofrat Voigt. Ein junger Franzos, von Frau Generalin Dentzel in Erinnerung alter Zeiten einen Gruß bringend. General Dentzel war 1806 in den bedenklichen Tagen Kommandant in Weimar gewesen und hat sich überhaupt, besonders auch gegen mich sehr gut benommen. Erquartierte Herrn Denon bei mir ein und machte dadurch die unglücklichen Tage zu frohen Festtagen, indem auch der Genannte wegen früherer Verhältnisse und einem herkömmlichen Zutrauen mir das Lästige des Augenblicks nicht fühlen ließ.Mittag allein für mich. Hatte Botanica wieder angegriffen. Abends Serenissimus; hierauf Oberbaudirektor Coudray, Alwine Frommann, Ottilie zuletzt, vom Hof kommend. Revision der korrigierten Bogen des 4. Bandes.

14. 01. Weimar.

John fuhr fort die Korrekturen zu berichtigen. Ich wandte mich an den Aufsatz über die Spiraltendenz. Nahm deshalb Martius Vorträge in der Isis wieder auf. Hofrat Meyer in Auftrag Ihro kaiserlichen Hoheit wegen Abänderung gewisser Vorsätze und Anstalten. Schreiben von Frankfurt.Mittag Dr. Eckermann. Die Redaktion der Briefkonzepte betreffend. Nach Tische zeigt ich ihm das Portefeuille der venezianischen Schule, zur Erinnerung dessen was er an Ort und Stelle gesehen hatte. Ich besah für mich Menzels architektonische Hefte und bedauerte, daß er nicht in die friedliche Zeit von Hirschfeld und andern Gartenfreunden gekommen sei, wo ein tiefer Friede den Menschen Mittel und Muße gab, mit ihrer Umgebung zu spielen. Geh. Rat von Müller, über den codicillarischen Entwurf verhandelnd. Später Professor Riemer. Wir gingen die Schweizerreise von 1775 durch. Später Ottilie und die Kinder.

15. 01. Weimar

Nebenstehendes: Herrn Frommann d. J. in Jena. – John fuhr fort die Bleystiftcorrecturen zu fixieren. Der Pfarrer von Ulrichshalben ein Gemälde vorzeigend, eine Copia der Madonna della Seggiola von Rafael, reinlich von einem beginnenden Dilettanten. Mittag Hofrat Vogel. Nachher Architektonik der Blüten und Blumen von Martius in der Isis. Abends Professor Riemer. Fortsetzung der Schweizerreise von 1775 durchgegangen.

16. 01. Weimar

Einiges korrigiert und beseitigt. Herr und Frau von Münchhausen zum Frühstück. Wurde einiges Allgemeine, dann auch Besondere, aus den preußischen Staat Bezügliche durchgesprochen. Fuhren um 12 Uhr ab. Mittag Dr. Eckermann. Die Redaktion der altern Korrespondenz besprochen. Verschiedene Sendungen von Düsseldorf eine Anzahl meist frömmelnder Bilder, die mich bis zum Lachen betrübten. Die Menschen versinken immer tiefer in Absurdität; es wäre jetzt Zeit für einen trefflich gebornen Künstler, wenn er als wahrhaft menschliches Kunstoriginal geboren würde und sich im Stillen hartnäckig bildete. 's ist aber kaum möglich, denn der Mensch ist immer mehr oder weniger ein Organ seiner Zeit. Sendung vom Herrn von Hoff und freundlich teilnehmender Brief. Herr Geh. Rat von Müller, einiges Literarische durchsprechend. Herr Oberbaudirektor Coudray, die Menzelischen Kupfer erinnernd. Serenissimus, manches Vorliegende zur Sprache bringend. Später Ottilie von Hof kommend; zuletzt blieb Wolf und erzählte mir ein Märchen, das er sich ausgedacht hatte. – Brief und Kästchen an Frau von Münchhausen nach Herrengosserstedt.

17. 01. Weimar.

Nebenstehendes: Herrn Professor Zelter, Klagebrief wegen Niebuhrs Tod. Herrn Hofrat Soret, die letzte Revision des 8. Bogens. – Den Aufsatz über die Spiraltendenz angegriffen.Schreiben von Frommann, eine Irrung auflösend. Einiges Konzept. Sekretär Kräuter, die Völkerische Sache ins klare setzend. Verabredung wegen morgen. Boissereesche Senkung von Darmstadt. Fortdauernde Betrübnis über die jammervollen kunstzerstörenden frommen Blätter. Hofrat Meyer zu Tische. Betrachtungen über den frömmelnden Kunstwahnsinn im Besondern, wo es ganz unbegreiflich wird, wie ein Direktor dergleichen in seinem Sprengel dulden, durch Ankauf hononeren und durch Nachbildung die Kenntnisse eines so gräßlichen Mißbrauchs noch über die übrige Welt verbreiten möchte, ohne die mindeste Ahnung, daß noch irgendwo ein vernünftiger Mensch leben möchte. Oberbaudirektor Coudray von seinen weiteren Anstalten bei der Gewerkschule berichtend, die Menzelischen Risse mit mir beschauend, wozu Hofrat Soret sich gesellte. Später Herr Geh. Rat von Müller, ein Festgedicht für Madame Mara sollizitierend. Ich schrieb solches vor Schlafengehen, da ein glückliches Motiv in der Vergangenheit gefunden war.

18. 01. Weimar

Mundum des Gedichtes durch John in Duplo. Einiges an den Akten der Spiraltendenz. Sonstige Konzepte teils korrigiert teils frisch diktiert. Anderes vorbereitet. Kräuter brachte die Tafeln zu dem Dictionnaire des Sciences Naturelles schließlich gebunden. Mittag Waltherchen, der mich von seinen Taschenspielerkünsten unterhielt. Sodann das Separatportefeuille der Niederländer durchgesehen. Ferner die nächsten Naturbetrachtungen durchgedacht. Abends Professor Riemer, das 19. Buch des 4. Bandes durchgegangen. – Herrn Geh. Rat von Müller, das Gedicht für Madame Mara.

19. 01. Weimar


Den Aufsatz über die Spiraltendenz gefördert. Die Wirkung jener Äußerung in Sachen Cuvier contra Geoffroy überdacht, da indessen eine neue von der einen Seite approbatorische Eröffnung vorgegangen. Nebenstehendes: Herrn Oberberghauptmann von Herder nach Freyberg. Herrn Hofrat Voigt nach Jena. Herrn Hofrat Meyer, wegen der Genfer Medaille. – Kupferplatten zu dem Dictionnaire des Sciences Naturelles. Mittag Dr. Eckermann. Fernere Verabredung, wie es mit den Briefen, Tagebüchern und dergleichen gehalten werden solle. Überlegung des zunächst zu Behandelnden. Niederländisches Portefeuille, einige neue Sachen hineingelegt. Ottilie, manches erzählend und berichtend. Las in der Zelterschen Korrespondenz das Jahr 1816.

20. 01. Weimar

Vertikal- und Spiraltendenz. Anordnung auf die Zukunft. Ihro Kaiserliche Hoheit die Frau Großherzogin. Hatte eben Grafen Mortimart auf seiner Durchreise nach Petersburg gesprochen. Veranlassung zu bedeutenden Gesprächen. Kam ein Kästchen mit Spargel von Bloch aus Berlin. Ingleichen eine Rolle, enthaltend eine Sendung von Rom, von dem dortigen Kunstverein. Mittags Dr. Eckermann, weitere Überlegung, wie die vorliegenden Papiere zu nutzen. Sodann einige Absonderung italiänischer und niederländischer Radierungen und Zeichnungen. Abends Besuch von Serenissimo. Las Ottilie sodann in Zelters Briefwechsel. Ich hatte vorher die Sendung von Rom beachtet. Sowohl Text als Tafeln.

21. 12. Weimar

Nebenstehendes expediert: Herrn Frommann, mit dem 8. Bogen nach Jena. Herrn Hofrat Soret, mit den Meyerschen Bemerkungen zu Bovy Medaillen- Rückseite. – Mundum des Codicills. Wiener Jahrbücher der Literatur 49. Band. Einiges auf Bibliothek bezüglich, weshalb denn auch Sekretär Kräuter einsprach. Mittag Hofrat Meyer. Wir besahen und besprachen die Sendung der römisch-antiquarischen Gesellschaft. Auch anderes auf alte Kunst Bezügliche. Ich las im zweyten Teil jener Memoiren fort. Abends Hofrat Soret, die Bemerkungen bey der Genfer Rückseite übersetzt vorlegend. Einiges daran geändert. Professor Riemer. Abschluß des Verhältnisses zu Lili. Verhältnis zu Kraus.

22. 12. Weimar

Spiraltendenz weitergeführt. Oberaufsichtliche Expeditionen: An Museumsschreiber Färber, autorisierte Zettel und Verordnung. Herrn Rentamtmann Mahr in Ilmenau, durch Sekretär Vulpius. – Vulpius übergab mir Rechnungen und Belege vom Vorigen Vierteljahr, soweit sie gediehen. Herr Kanzler von Müller, freundlich Abschied zu nehmen. Einiges auf die Durchreise des Herzogs v. Mortimart Bezügliches. Mit Ottilien einiges Ökonomische. Das Codicill ausgefertigt. Mittag Hofrat Vogel und Ottilie. Auswärtige Politik. Blieb allein und suchte das Mögliche zu fördern. Brans Minerva. Einige interessante Briefe. Ottilie und die Kinder. Sie lasen in der Minerva. Sodann Zelters Briefwechsel.

23. 12. Weimar

Oberaufsichtliche Angelegenheiten. Um 12 Uhr der Prinz. Die Kinder zeigten ihre Weihnachten und Walther seine Taschenspielerkünste vor. Mittag Dr. Eckermann. Die Behandlung der Briefe und anderer Hülfsmittel wurden näher bestimmt. Nachher für mich die römische Sendung näher betrachtend. Ein Kistchen von Mailand eröffnet, den Inhalt gesondert. Abends bey Zeiten Ottilie, mancherley Städtisches und Weltliches mitteilend. Kamen die Kinder von einer nächtlichen Eisfahrt mit Pechfackeln. Walther besonders höchst vergnügt, welches bey einem unerfreulichen Spaße man ihm gern gönnen mußte.

24. 12. Weimar

Oberaufsichtliches, besonders die Angelegenheiten der Jenaischen Sternwarte betreffend. Nebenstehendes ausgefertigt: An Cammercontroleur Hoffmann, hier. – Weniges auf Kunst Bezügliches. Einige gute alte Kupfer salvirt und ansehnlicher gemacht. Mittags Wölfchen. Nachher las ich in der Beschreibung Roms fort. Gegen Abend Ihro Königliche Hoheit der Großherzog, welcher in Zelters Briefen las. Die Kinder waren bey General Vavasour zum Ball.

25. 12. Weimar

Nebenstehendes: Herrn Geh. Rat von Willemer, Frankfurt a. M. – John überzog die Bleystiftcorrecturen. Ich las in Zenkers botanischem Grundriß, welcher zum Rekapitulieren besonders vorteilhaft ist. Mittag Dr. Eckermann. Brachte die Auszüge des Tagebuchs von 1807 zu weiterer Prüfung und Überlegung des Geschäftes. Nach Tische Beschreibung von Rom. Abends Professor Riemer. Wir fuhren in der Revision des 20. Buches fort. Besprachen anderes Obliegende. Später Ottilie, vorlesend aus den Zelterischen Briefen. Einiges über die Sendungen Augusts aus Italien besprochen.

26. 01. Weimar.

Einiges Botanische. Oberaufsichtliches. Besuchte mich Salinendirektor Glenck. Ich fragte nach den artesischen Brunnen. Unter 49 verschiedenen Bohrversuchen fand er nur zwei wirkliche Springquellen. Nr. 1 : Ein stark mineralisches Wasser bei Groitzsch ohnweit Pegau im Königreich Sachsen; es wurde bei 286 Fuß Tiefe unter einer Tonschicht erbohrt und sprang 3 6 Fuß hoch über den Boden. Nr. 2:Eine starke Quelle von reinem Wasser in 800 Fuß Tiefe, sprang 3-4 Fuß über den Boden, gebohrt bei Bühl im Kanton Bern.Um 12 Uhr Herr Alexander von Humboldt, mich über die Vorfälle von Paris aufklärend, Individualitäten schildernd und Verhältnisse näher bezeichnend. Herr Professor Riemer zu Mittag.Speisten im vordem Zimmer. Verhandelten wegen der Zelterschen Briefe das Nähere. Auch zufällig angeregt einiges Naturhistorische.Beschreibung von Rom fortgesetzt. Ottilie später, Zelters Briefe vorlesend. – Herrn von Beulwitz, Billet. Herrn Inspektor Schrön, Sternwarte-Akten zurück.

27. 01. Weimar. 

Die letzte Sendung meiner Werke war vom Buchbinder gekommen. Mein Exemplar komplettiert und rubriziert. Andere ausgeteilt an die Freunde. Kam die Zelterische Erklärung wegen der Briefe gerichtlich ausgefertigt. Herr von Humboldt um 11 Uhr. Seine Reise durch das russische Reich in Gegenwart der Karte kürzlich erzählend, auch einige merkwürdige dort gewonnene Mineralien versprechend.Um 12 Uhr Frau Großherzogin, Demoiseile Mazelet. Die schwierige politische Lage des Augenblicks konfidentiell durchgesprochen. Ich blieb in den vordem Zimmern und ließ im letzten einheizen. Mittag Ottilie. Allen Stadtklatsch durchgearbeitet, wobei denn doch gar hübsche novellenartige Verhältnisse zum Vorschein kamen. Ich fuhr in der neuen Beschreibung von Rom fort und freute mich der Niebuhrschen Fundamente.Von jener Gesellschaft mit großem Fleiß ergriffen, sich angeeignet und fortgebaut. Die 40 Bände der Sedez-Ausgabe ineiner Reihe vor mir aufgestellt zu sehen, machte mir ein dankbar anerkennendes Vergnügen. Ich hatte das zu erleben nicht gehofft. Abends Oberbaudirektor Coudray. Ich ging mit ihm das Portefeuille italienischer Miszellen durch. Seine künstlerische Teilnahme,die das Würdige lebhaft ergreift, ist höchst angenehm. Er legte mir die wohlgeratenen Dekorationen zu dem neuen Zimmer der Frau Großherzogin vor. Später Ottilie, Zelters Briefwechsel vorlesend. Sodann die Kinder, gutwollend und artig.

28. 01. Weimar.


Umsicht über das Verschiedenste. Einiges Oberaufsichtliche. Rückseite der Zelterischen Medaille. Schreiben an denselben. Starcken einige Zeichnungen bezahlt. Briefkonzepte durchgesehen. Vorbereitungen. Anfrage bei Facius wegen der Kongress-Medaille, verneinend beantwortet. Mittags Dr. Eckermann. Fortgesetzte Betrachtungen und Unterhaltungen. Die Beschreibung von Rom zu lesen fortgesetzt. Abends Professor Riemer. Den Abschluß des 4. Bandes durchgegangen. Humboldts Aufenthalt und Einwirkung besprochen. Die unglaublichen sozialen Einwirkungen dieses Mannes bewundert. Derselbe nahm den Aufsatz über die Spiralgefäße mit.

29. 12. Weimar

Nebenstehendes: An den Bibliothekar Göttling, Jena, mit der letzten Lieferung meiner Werke für ihn und die akademische Bibliothek. An denselben die zum Teil unterzeichneten Buchbinderrechnungen zurück. An Professor Renner, Anfrage wegen den Unbilden der Veterinärschule. An Schrön eine vermißte Beylage gesendet. An Färber nach Jena, wegen Succow. An Rentamtmann Lange, wegen 300 Tlr. Geschenk und deren Vereinnahmung und Verausgabung. Alles durch die Botenfrau. Herrn Professor Zelter, die letzte Lieferung meiner Werke, Berlin. Herrn Hofrath Winkler, Dresden, mit 45 Tlr. Sächs. An das Staatsministerium, wegen des heraldischen Werkes. – Inzwischen noch einiges andere vorgearbeitet und vorbereitet. Mittag Hofrat Vogel. Medizinisches, Hof- und Geschäftsverhältnisse. Blieb für mich. Beschreibung von Rom. Ottilie las in Zelters Korrespondenz. Die Knaben kamen von einem Besuch bey Germars.

30. 12. Weimar

John überzog Bleystiftcorrecturen. Ich mundierte den Glückwunsch auf den 2. Februar. Professor Huschke, zeigte braunschweigische Wachspräparate vor; das Gehirn in horizontalem und vertikalem Durchschnitt. Referierte verschiedenes Akademische und Sonstiges. Wölfchen zeichnete Kleidertrachten durch. Mittag Dr. Eckermann. Nach Tische die niederländische politische Mappe mit Wölfschen durchgesehen. Ein Willkommenes Heft über Bohuslas Hassenstein de Lobkowitz, und ein Gedicht desselben auf Karlsbad. Abends Kanzler von Müller. Darauf Serenissimus. Später Ottilie; lasen in Zelters Briefwechsel. Nachher die Knaben vom Prinzen kommend. Besahen Theatercostumes.

31. 01. Weimar.

Nebenstehendes: Serenissimä, Monatsbericht von Sekretär Kräuter. Herrn Hofrat von Quandt, Dresden. Herrn Hofrat Winkler, dahin. –Das in dem gestrigen Schriftchen angekündigt Werk von Herrn Hassenstein-Lobkowitz fand sich in hiesiger Bibliothek aus dem Nachlaß des Herrn Logau. Wenige Blicke darein gaben das höchste Interesse. Persönlich war mir sehr angenehm die Abbildung des Schlosses Hassenstein zusehen, wo ich in dessen Ruinen in der besten Gesellschaft von Eisenberg aus die köstlichsten Stunden zugebracht. Seit langer Zeit eine völlig verrückte Sendung des verkehrten Kurowski liehen. Niederer Barometerstand, Kälte 18 Grad; klarer Himmel, vollkommener Sonnenschein. Mittag Herr Hofrat Meyer. Das kleine Portefeuille Italien durchgesehen, einige Probleme besprochen und bis auf einen gewissen Grad gelöst. Die Gedichte des von Lobkowitz-Hassenstein, dessen Prosa und Korrespondenz. Höchste Kultur und Veredlung der Welt durch die Griechen aus dem überwundenen Byzanz; unglaublichen ergische Kultur, woraus zuletzt aus dem Naturell der Norddeutsch-Gebildeten der Protestantismus entstand, der mich in den vordem Kreisen Böhmens sich entwickeln mußte. Abends Vaucher, dessen botanische Bemühungen und Tendenzen. Sodann Ottilie, Zelters Korrespondenz.

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