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2015-01-05

Goethes Tagebücher: Juni 1830




Juni 1830



1. 06. Weimar.


Verschiedenes gefördert. Beschäftigung mit botanischen Angelegenheiten. Mittags Felix Mendelssohn. Erinnerungan alte Zeiten. Spielte nach Tische treffliche Dinge. Ich überdachte mir das Nächste. Las in Varnhagen von Enses Erhardt, welcher gute Mann sich 1830 nicht sonderlich ausnimmt. Herr Geh. Rat von Müller. Professor Riemer. Frau von Motz von Hanau. Herr von Motz, nicht ihre Gemahl, sondern Sohn des Ministers. Frau von Groß und , ein Franzose. Felix trug wieder treffliche Musik vor.

2. 06. Weimar

Nebenstehendes: Herrn Frommann d. J., der Anfang von Frommanns Übersetzung. Bericht wegen Prellers Aufenthalt in Italien. Empfehlungskarten nach München für Felix. – Das Manuskript ferner durchgesehen. Augusts Tagebuch aus Mailand lebhaft und gut. Maler Kaiser Abschied nehmend. Felix dankend für das mitgeteilte alte eigenhändige Manuskript. Kam eine Sendung von Lathyrus und Vicia von Jena. Die Belvederischen waren gestern unter die Erde gebracht worden. Die jungen Leute versammelten sich in den vordern Zimmern und musizierten. Mittags Fräulein von Froriep, Ulrike, Felix. Wurde Augusts Tagebuch produziert. Fräulein Froriep war auch in Ober-Italien gewesen und nahm daher vorzüglichen Anteil. Nach Tische las ich in Erhards Nachlaß. Felix spielte später gar lobenswürdige Stücke von seinen eigenen.

3. 06. Weimar

Die Soretische Übersetzung nochmals zum Druck durchsehen. Schuchardt brachte die Everdingens nochmals revidiert zurück. Ich übergab ihm das Schreiben nach Warschau. Felix Mendelssohn nahm Abschied und fuhr mit Ottilien und den Kindern nach Jena. Drey Göttinger Studenten. Ihro Königliche Hoheit die Frau Großherzogin. Herr von Conta mit Herrn Oberbergrat Schwedes aus Kassel. Mittag für mich. Im Garten. Einiges Botanische. War auch Rinaldo dagewesen, hatte mir die Rechnungsauszüge gebracht. – An Herrn Professor Zelter nach Berlin.

4. 06. Weimar

Soretsche Übersetzung durchgegangen. Schuchardt hatte die Claude Lorrains geordnet. Ich bereitete manches vor, besonders auch die Haushaltung betreffend. Ihro Königliche Hoheit der Großherzog. Mittag mit der Familie. Einiges in Kupferstichen und Zeichnungen geordnet. Herr Kanzler von Müller. Über die Anwesenheit und Bedeutung des Königl. Preussischen Präsidenten von Motz gesprochen. Anderes bezüglich auf die neuste Lieferung meiner Werke. Später für mich. Auf morgen verschiedenes vorbereitet.

5. 06. Weimar

Nebenstehendes: Herrn Inspektor Schrön in Jena, Verordnung. Desgleichen an Färber dahin, Billigung zu Anschaffung von Präparatengläsern. An Prinzessin Wilhelm, mit einer Mappe Kupferstiche des Dresdner Kunstvereins. Desgleichen einen Brief an Dieselbe. – Rinaldo Vulpius; Haushaltungs-Angelegenheiten. Mit Ottilien desgleichen. Kam ein Brief an von Carlyle, war von Dumfries bis hierher 14 Tage gegangen. Fuhr mit Ottilien in den untern Garten. Die besondere Schönheit des Augenblicks bewundernd. Mittags Hofrat Vogel, der mir vorher die Species Facti über das letzte Duell vorlas, zu Tische blieb, wozu Dr. Weller kam; einige Verabredung wegen Jena. Nach Tische und gegen Abend für mich. Es mußte wegen großer Trockenheit gegossen werden. Manches wegen Carlyle bedenkend.

6. 06. Weimar

Schreiben nach Warschau besorgt. Schmellers Zeichnung des einen eleusinischen Votivbildes angenommen. Antwort und Sendung an Carlyle gefördert. Ein Brief diktiert und das Kästchen vorbereitet. Ich fuhr auf die Höhe am Webicht, um die aufsteigenden Gewitter am Horizont zu beobachten. Welche bald nach Zwey besonders von Westen heranrückten, sehr mäßig abregneten, den Himmel bedeckt ließen. Einiges in den Kupferstichen gekramt. Herr Kanzler von Müller, einen Brief von Mylius vorlegend, über literarische Gespräche in Belvedere sich erklärend. Ich überlegte bey mir die letzten Aufträge Ihro Kaiserlichen Hoheit wegen Einrichtung eines gesellschaftlichen Instituts. – Billet an Herrn von Beulwitz, denselben um eine Sitzung ersuchend.

7. 06. Weimar

Mitteilung von Hofrat Meyer. Das Schreiben an die Warschauer Sozietät, ingleichen an Carlyle ausgefertigt. Bittschrift des Schnitzmeisters Depont wegen seines Sohns. Herr von Vitzthum, Obermundschenk. Um 12 Uhr Ihro Kaiserliche Hoheit die Frau Großherzogin. Spazieren gefahren mit Wölfchen in den untern Garten. War das Grün in vollkommner Fülle. Mittag mit der Familie. Nach Tische Herr Geh. Rat von Müller. Abends Oberbaudirektor Coudray. Mit ihm die Verzierung zu Schillers Leben von Carlyle besprochen. Communicat vom Hofamte, wegen des Gartens am Atelier. – Mr. Thomas  Carlyle, Dumfries. Mr. Julien Ursin de Niemcewicz, Varsovie.

8. 06. Weimar

Expeditionen auf's Oberaufsichtliche sich beziehend. Sonstiges berichtigt. Einiges durch Musculus Mitgeteilte, wovon schon gestern Abend vor Kenntnis genommen war. Verschiedenes mit Kräuter abgetan. Konzepte. A. Lewin, Bernsteinarbeiter aus Tilsit, mit artigen kleinen Galanteriesachen. Mittag mit Ottilien allein. Wolf war mit Herrn Rothe nach Lützendorf gegangen. Herr Canzler von Müller. Ich sah eben das Niederländische Portefeuille durch und bedachte mir den Gang der Landschaftsmalerey. Später Professor Riemer, da wir denn gar manches Sprache, Stil und Literatur betreffend verhandelten. – Verordnung an Malerin Seidler.

9. 06. Weimar

Einiges bezüglich aus oberaufsichtliche Geschäfte. Hofmechanikus Körner von Jena. Über die Schwierigkeiten bey'm Achromatismus. Demoiselle Seidler, Wegen der Gartenangelegenheit. Mittag mit Ottilien und Wölfchen, ward manches Äußere und Innere durchgesprochen. Hofrat Meyer brachte einen vortrefflichen Aufsatz über das Herankommen der Kupferstecherkunst und Rezensionen einiger der neusten Blätter. Geh. Rat von Müller dazu. Ich zog mich zurück und dachte auf morgen. – Herrn Adolph Kaiser, Eisenach. Herrn Faktor Reichel, Augsburg.

10. 06. Weimar

Packet von Augsburg: Sedez-Ausgabe wenig, viel von der Octavausgabe. Manche Konzepte diktiert. Das Kistchen nach Schottland gepackt. Die vorletzte Sendung meiner Werke an Göttling zurechte gelegt. Die Rechnungen der Separatkasse überdacht. Ein Promemoria an die Frau Großherzogin vorbereitet. Spazieren gefahren mit Wolf. Speiste mit der Familie. Herr Geh. Rat von Müller. Herr Oberbaudirektor Coudray. Letzterer brachte die landschaftlichen Zeichnungen für Frankfurt.

11. 06. Weimar

Oberaufsichtliche Geschäfte. Briefe konzipiert und mundiert. Mundum des Aufsatzes über die Kupferstecherkunst. In den vordern Zimmern Ordnung gemacht. Speiste mit der Familie. Setzte gewisse Einrichtungen und Ordnungen fort. Professor Riemer. Zeigte ihm die griechischen Costumes von Baron Stackelberg. Auch die landschaftlichen Zeichnungen von dem Engländer Read. Wir besprachen manches Biographische. Ich hatte ihm morgens zwey Bände der 7. Lieferung eingehändigt zur Revision.

12. 06. Weimar

Beachtung von Faust wieder vorgenommen. Sonstige Munda durch John und Schuchardt. Einiges Wegen des Locals im Jägerhause besprochen. Mittag allein. Nach Tische Herr  Hofrat Meyer. Die kurze Geschichte der Kupferstecherkunst und sonstige Zwecke besprochen. Abends allein. Plutarchs Biographien vorgenommen. – Ein Packet an Rat Grüner nach Eger.

13. 06. Weimar

Nebenstehende Expeditionen ausgefertigt und abgesendet: Herrn Wilmans nach Frankfurt a. M. Herrn Thomas Carlyle, Craigenputtock, durch Parish in Hamburg, ein Kistchen mit Büchern. Herrn Banquier Parish in Hamburg, Avisbrief deshalb. – Das Mundum des Meyerschen Aufsatzes fortgesetzt. Professor Müller, Porträts vorzeigend. Ihro Königliche Hoheit der Großherzog in's Karlsbad gehend. Mittags mit der Familie. Nach Tische Verschiedenes besorgt. Abends Plutarch.

14. 06. Weimar

Faust Hauptmotive abgeschlossen. Cauer, Bildhauer, welcher d'Altons Büste geleistet hatte und nun Herrn von Froriep abbildete. Preller, dem ich die Nachricht von Verlängerung der Pension seines Sohnes mitteilte. Anderes besorgt. Schreiben des Präsidenten Capodistrias an Prinzen Leopold. Mademoiselle Purgold aus Gotha. Mundum des Meyerschen Aufsatzes beendigt. Mittags mit der Familie. Nachmittags Plutarch. Wölfchen las in dem ersten Band meiner Biographie und machte neckische Bemerkungen. Bald zu Bette. – Brief an Kaiser nach Eisenach, welcher zurückgekommen, an Müllern zur Besorgung, etwa nach Geis, mitgegeben.

15. 06. Weimar

Neue Resolution wegen Faust. Katholischer Pfarrer von Nordhausen, Breitenbach. Schreiben von Victor Cousin, einen Herrn Girardin einführend. Ottilie sprach ihn zuerst. Mittag mit der Familie. Herr Rothe zeigte die Aushängebogen seines in Halle zu druckenden Werkes. Abends Tee bey meiner Tochter. Herr Girardin, Frorieps, Coudray und Riemer. Auch Frau von Mandelsloh und Fräulein Teubner.

16. 06. Weimar

Kam der erste Bogen Metamorphose von Jena. Manches bedacht und vorbereitet. Herr Ritter Spontini durchreisend. Brachte seine Komposition von: Kennst Du das Land. Manches beseitigt. Das Stehkörbchen für Frau Hofrat Vogel zubereitet. Mittag mit Wölfchen und Herrn Rothe. Mit letzterem über die Veranlassung seines Werks, einer Dogmatik mit Sprüchen. Hofrat Meyer. Wir besprachen die vorzunehmende Arbeit über Kupferstechen und Kupferstecher. Ich übergab ihm die Akten dazu. Fing nachher an Gustav von Gülich geschichtliche Darstellung des Handels, der Gewerbe und des Ackerbaues. NB. Früh hatte mich Herr von Feldhoff besucht und brachte mir ein Packet von der Direktion des Deutsch-Amerikanischen Bergwerk-Vereins in Elberfeld. Ich beschäftigte mich sowohl früh als Abends in den übersendeten Circularien. – Herrn Léon Renouard nach Straßburg, Chaos von No. 27 – 38. An den Kontrolleur Hoffmann hier, Verordnung, Quittung und Resolution. Herrn Professor Zelter die drey letzten Bände von Schillers Korrespondenz. Herrn Dr. Weller, Jena.

17. 06. Weimar.

Den ersten Bogen der Metamorphose revidiert. Die notwendigen anzufügenden Noten nach den Paragraphen bemerkt. Ein Gehülfe aus dem Industrie-Comptoir brachte mir das Erforderliche zum lithographischen Schreiben. Ich schrieb acht Oktavblätter. Fuhr fort, einiges zu ordnen. Hofrat Meyer kam beizeiten, um noch einige Kupfer zu beurteilen. Wir speisten zusammen. Ich rühmte Gustav von Gülich, Geschichte des Handels pp., teilte daraus manches mit. Wir besahen nach Tische noch einige Kunstsachen. Ich las in Gülich weiter und bedachte das Bevorstehende.

18. 06. Weimar


Nebenstehendes: Herrn Regierungsrat Dr. Meyer nach Preußisch-Minden. – Fortsetzungen aller Art besorgt. Kam ein Schreiben des Herrn von Deinhardstein, ingleichen Herrn Sorets. Bauer heftete die Zelterische Korrespondenz von 1828 und 1829. Demoiselle Seidler sendete eine Zeichnung. Hofrat Meyer zu Tische. Behandelte noch einige Kupferstiche. Wir besprachen das Wiener Verhältnis. Herr Kanzler von Müller. Behandlung der Verlassenschaft der Frau Großherzogin-Mutter. Professor Riemer. Bogen 1 der Metamorphose revidiert. Er las in dem Nachlasse Byrons durch Moore. Ich überschlug das vorrätige Manuskript und dessen Verhältnis zu dem Druck. Fräulein Ulrike nahm Abschied.

19. 06. Jena.

Wölfchen nahm Abschied. Ich besorgte viel nach allen Seiten, wegen meines Entschlusses nach Jena zu gehen. Zu Tische mit Hofrat Vogel und Ottilien. Gegen Abend nach Jena. Im Botanischen Garten abgestiegen und den Erker bezogen. Fand alles in bester Ordnung. Die Terrasse zunächst des Hauses sehr löblich angelegt. An den Wegen war noch einiges zu tun. Mit Baumann die Wege durchgegangen. Einiges notiert zu meinen nächsten Zwecken. Dr. Weller, Kustos Färber. Verabredung wegen morgen.

20. 06. Weimar.


Früh aufgestanden. Die Angelegenheiten überdacht. Im Botanischen Garten. Um 10 Uhr ins Schloß mit Dr. Weller. Erst das mineralogische, dann das zoologische Museum durchgegangen. Das kleinere mineralogische zu didaktischem Zweck, ingleichen das Auditorium. Ferner die beiden untern Säle. Überall große Ordnung und Zucht. Durchaus die größte Reinlichkeit aufs Neue empfohlen. Mittag mit Dr. Weller. Manches über die jenaischen Zustände. Nachmittag dessen Schwester und zwei Kinder. Die Professoren Voigt und Göttling gesprochen und das Nächste mit ihnen verhandelt. Dr. Weller einige Aufträge wegen des Botanischen Garten gegeben. Um 4 Uhr abgefahren. Furchtbar geballte Wolkenberge über dem Harz. Der ganze Horizont ringsumher regen- und gewitterhaft. Gewaltsames Wetter ging an dem Ettersberg bin über Weimar weg und faßte uns zwischen Frankendorf und Umpferstedt. Nach wenigen Minuten war es vorüber, die Sonne schien wieder, aber der ganze Horizont war umlagert und umtrübt. Nach Hause gelangt, macht’ ich noch Ordnung in manchen Dingen. Rekapitulierte das am heutigen Tage Geschehene. Unterhielt mich mit Ottilien, welche mir Nachricht gab von einem auf den 23. Juni intentionierten Feste. Worüber nachzudenken war. Ich schlief in den vordem Zimmern, weil die hintern gescheuert worden. Herrn Frommann die Revision des ersten Bogens Metamorphose.

21. 06. Weimar

Nebenstehendes: Herrn Fikentscher nach Redwitz, Bestellung von Gläsern für das anatomische Museum. – Brachte Kräuter die meteorologischen Tabellen vom May. Aus der Froriepschen Anstalt die lithographischen Probedrücke. Einiges in Bezug auf den 23. Juni. Um 1 Uhr mit Ottilien zu Frorieps gefahren. Die wohlgeratene Büste des Herrn Obermedizinalrat von Froriep von Cauern besehn und belobt. Mit derselben zu Tische. Gegen Abend Herr Oberbaudirektor Coudray, welcher mir von dem Feste auf den 23. d. M. nähere Nachricht gab.

22. 06. Weimar.

Früh aufgestanden. Bald wieder niedergelegt. Hofrat Vogel abgewartet. Nochmals vereitelter Versuch aufzustehen. Indessen arbeitete ich immerfort. Schrieb, diktierte, ließ mundieren, so daß ich bis gegen Abend erwünscht zustande kam. Um 6 Uhr Professor Riemer. Verschiedenes durchgesprochen. Unternommenes Sach- und Namenregister zu meinen Werken. Ottilie brachte später von Frau Gräfin Henckel zurückkehrend einiges was die Dame für mich mitgebracht hatte.

23. 06. Weimar



Entschloß mich im Bette zu bleiben. Revidierte dabey die gestrigen Arbeiten und brachte sie mehr in's Reine. Die 7. Lieferung meiner Werke war angekommen. Nachmittag Herr Geh. Rat von Müller, welcher mit Ottilien das Weitere beredete und derselben, da ich früh die mir angeordnete Deputation nicht annehmen können, ein bedeutendes Pergament, einzelne kleinere Blätter desselben Inhalts und ein Gedicht übergab, welches alles dieselbe mir noch am Abend zustellte.

24. 06. Weimar.


Das gestern eingetretene fünfzigjährige Jubiläum meiner Freimaurerschaft ward heute in der Johannisloge gefeiert. Ich hielt mich still und diktierte John die weitere Redaktion der bisherigen Arbeit. Zwölf Exemplare der kleinen Ausgabe meiner Werke wurden zum Buchbinder geschafft. Angenehme Briefe von Boisseree und Felix Mendelssohn waren angelangt. Holteis waren in der Nacht angekommen. Um 12 Uhr stand Ottilie bei Vogels Gevatter. Mittags speisten bei derselben Herr und Frau von Holtei und die Herren Riemer, Vogel und von Gerstenbergk. Nach Tische fuhr ein Teil der Gesellschaft nach Tiefurt. Ich versuchte wieder ins Leben zutreten. Verfügte mich aber bald wieder zur Ruhe.

25. 06. Weimar

Früh aufgestanden. In allem Ordnung gemacht. Das Nächste sogleich beseitigt. Anderes disponiert. Besonders das Louisenfest frühster Jahre, für Serenissimum bestimmt, näher gebracht. Mittags waren Holteis bey Ottilien zu Tische, auch Frau Gräfin Henckel, Geh. Rat von Müller und Oberbaudirektor Coudray. Nachmittags Briefe diktiert. Um 6 Uhr Professor Riemer. Wir revidierten das 1. Bändchen der 7. Lieferung.

26. 06. Weimar

Briefe mundiert und konzipiert. Kam ein Zirkular von der Geh. Staatskanzlei, wegen des morgenden Festzugs. Herr Börner von Leipzig zeigte verschiedenes seiner Verlagsartikel und ließ ein Portefeuille älterer Kupferstiche und Zeichnungen zurück. Herr Schüler von Freyberg, jetzt in Jena, brachte einige Mineralien und trug seine Angelegenheiten vor. Alles Nötige wegen des morgenden Fests besorgt. Zirkular an sämmtliche Untergeordnete. Promemoria an ein hohes Staatsministerium, zustimmende Antwort. Mittags Herr Hofrat Vogel. Das schon mehrmals angeregte Gespräch wegen der Zurechnung, Strenge und Milde in Kriminalfällen; in der Überzeugung stimmte er völlig mit mir überein. Mir sind seine besonderen praktischen technischen Kenntnisse höchst schätzenswert. Durchsah nachher das Börnerische Portefeuille, wozu Hofrat Meyer kam. Es war darunter manches Angenehme und Bedeutende.

27. 06. Weimar

Indem das Fest vor sich ging, ordnete ich alles, was vorerst vorzunehmen sey. Da man denn freylich nicht säumen darf. Nebenstehendes expediert: Herrn Geh. Kammerrat von Goethe, durch Mylius in Mailand. Herrn W. von Goethe, Dessau. – Ein Engländer ......, welcher ein ganz artiger junger Mann schien, nachher aber bey meiner Schwiegertochter eine wunderliche Szene machte. Mittag Hofrat Meyer, von dem Verlauf der Festlichkeit und dem daran genommenen schicklichen Anteil erzählend. Wurde auch das Verhältnis zu Wien ferner besprochen. Bey herankommendem starken Gewitter entfernte sich der Freund. Es wuchs sehr stark an. Ich betrachtete übrigens die neuangelangten Kupfer und Zeichnungen abermals und sortierte dieselben. In der Nacht war das Gewitter mit großer Gewalt zurückgekommen. Die Ilm war stark gewachsen und des Morgens übergetreten.

28. 06. Weimar.

Ich besorgte eine reine Abschrift vom Luisenfeste, vorbereitend eine stattlichere für Serenissimum. Die sämtlichen 48 Bände der Wiener Jahrbücher für Literatur trafen ein. Sowie eine Sendung des Hirschberger Schubarth an meinen Sohn gerichtet. Ingleichen von Herrn von Quandt mit sechs kleinen Kupferstichen. Ich fuhr gegen die Bibliothek zu, stieg aus und ging an dem oberen Parkplatz her bei der Klause hinunter. Die Wirkungen des schon wieder in seine Grenzen getretenen Wassers betrachtet. Den Weg über die Wiesen zu meinem Garten konnte man noch nicht einschlagen. Ging den untern Weg wieder zurück. Begegnete einem jungen Frauenzimmer, einmal in meinem Garten gesehen. Ich besprach mich mit ihr. Setzte mich in den Wagen und fuhr zurück. Mittag Hofrat Vogel. Bedeutende Unterhaltung über medizinische praktische und polizeiliche Angelegenheiten. Las in den Wiener Jahrbüchern der Literatur Verschiedenes, besonders die Tragödie von Grillparzer Betreffendes. Herr Geh. Rat von Müller. Nachher Oberbaudirektor Coudray.

29. 06. Weimar

Weitere Ordnung und Vorbereitung. Nachschrift meines Sohnes aus Mailand. Schreiben an denselben wegen seiner ferneren Reise. Abgeschlossenes Manuskript des Louisenfestes und weitere Disposition deshalb. In der Darmstädter Kirchenzeitung den Aufsatz gegen Schlegels. Die Erinnerung voriger Zeiten wieder herbeygerufen. Mehres in den Österreichischen Jahrbüchern vom Jahr 1829. Ich speiste für mich. Setzte das Lesen von Morgens fort. Schloß die Rechnung der letzten Börnerischen Mitteilung. Herr Geh. Rat von Müller. Manches Ältere und Neuere besprochen. Professor Riemer. – Herrn Geh. Kammerrat von Goethe, Mayland.

30. 06. Weimar.


Vier merkwürdige Blätter nach Sandro Botticelli von Herrn von Quandt. Drei Göttinger Studierende. Hofrat Vogel, die Eigenheiten eines Dresdner Bibliotheksekretärs vor kurzem in einem Tagesblatt mitgeteilt. Hofrat Voigt meldete sich und wurde zu Tisch eingeladen. Jugendliche Fragmente, gestern durch Professor Riemer zur Sprache gebracht. Das Wahre, aber unentwickelt, so daß man es für Irrtum ansprechen könnte. Mittag Hofrat Voigt. Interessante Gespräche über wissenschaftliche Arbeiten und Zustände, ingleichen über akademische Intrige und Kabale. Hofrat Meyer, Sendung eines Portefeuilles. Zeichnungen von Weigel in Leipzig. Betrachtung und Auswahl. Plafond in Belvedere. Anstalten denselben aufzubringen. Österreichische Literatur-Jahrbücher. Höchst merkwürdig im Verfolg zu lesen. – Herrn Hofrat Voigt, mit einer Rolle, Jena. Herrn Professor Göttling, mit zwey Bänden meiner Werke dahin. Herrn Dr. Schrön, Meteorologisches. Hofgärtner Baumann, Quittungen zurück. Herrn Dr. Körner, Manuskript zurück. An Färber, autorisierte Zettel. Herrn Landesdirektionsrat Gille, Briefe meines Sohnes.

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