> Gedichte und Zitate für alle: Goethes Tagebücher: März 1830

2015-01-05

Goethes Tagebücher: März 1830




März 1830


1. 03. Weimar


Poetisches, Konzept und Mundum. Obiges Gedicht nochmals gelesen. Für Hofrat Voigt einige Bibliothekszettel unterzeichnet. Spazieren gefahren mit Wölfchen in den untern Garten. Das Wasser war in die Ufer zurückgetreten. Um's Webicht. Mittag Hofrat Voigt und Dr. Eckermann. Über Naturgeschichte, ein Werk, welches der Erstere übernommen, Philosophie der Natur, Zoologie, Kupferwerke, ausgestopfte Tiere und Bälge von Leipzig angeboten. Sonstige persönliche Verhältnisse. Gegend Abend Gräfin Line von Egloffstein. Sodann Frau von Diemar und Schwiegerin. Ferner Herr Kanzler von Müller. Einige Desiderata durchgesprochen.

2. 03. Weimar

Ungewöhnlich hoher, diesen Winter seltener Barometerstand von 28 Zoll. Konkurrierender Nord- und Ostwind, konnte jedoch den bewölkten Himmel nicht frey machen, woraus eine fortgesetzte trübe Regenzeit auch für's laufende Jahr augurirte. Alles trocknete schnell. Poetisches. Konzept und Mundum. Herr Oberhofmeister von Motz, wegen meiner Briefe an die Höchstselige Frau Herzogin. In den vordern Zimmern aufzuräumen angefangen. Mittag für mich. Weiter aufgeräumt und einiges aufgefunden. Indessen wurden meine hintern Zimmer angefrischt. Oberbaudirektor Coudray, Nachricht gebend von dem Eisgang der Werra und Saale. Beredung wegen einer Türe, auch neuen Stufen in den untern Garten. Herr Professor Riemer. Manches Grammatische und Kritische verhandelt. Ihro Hoheit der Großherzog. Die oben gemeldeten Briefe waren versiegelt an mich gekommen. Den 37. Band mit Riemer besprochen. – Herrn Kanzlern von Müller, eine kleine Note für Herrn von Gagern. An Ottilien, Anfrage wegen des Trauerblatts des Chaos. An Herrn Professor Zelter, Berlin.

3. 03. Weimar

Poetisches, Konzept und Mundum. Das zweyte reinere Mundum gefördert. Manches vorbedacht. In die vordern Zimmer gegangen. Manches geordnet. Mit Eckermann spazieren gefahren. Sein Gedicht durchgesprochen. Er speiste mit mir. Nachher fortgesetzte Ordnung der Kupfer und Zeichnungen, auch anderer Dinge. Abends Ottilie von Byrons Korrespondenz, auch von der ihrigen referierend. Später spielte mit Wölfchen Domino. – Frau Großherzogin, Verzeichnis der eingegangenen Bücher vom Februar. Herrn Professor Riemer den 37. Band vollständiger.

4. 03. Weimar

Das zweyte Mundum gefördert, das Ganze noch einmal durchgesehen und durchdacht. Professor Zenker kam von Jena, das neuste Heft der Waarenkunde bringend, da er diese Arbeit Göbels fortsetzt. Zeichenmeister Lieber fragte wegen der alten Zeichnungen und ihrer Aufbewahrung nach. Buchbinder Bauer; demselben mehreres übergeben. Um 12 Uhr Ihro Königliche Hoheit und Demoiselle Mazelet. Ward das neue Gebäude besprochen. Auch den Frauen ökonomisch nützliche Bücher. Dann einige Vorkommenheiten. Fuhr mit Wölfchen spazieren. Speiste derselbe mit mir. Nach Tische Walther. Posse zwischen den beyden wegen eines zu verabreichenden Geburtstagsgeschenkes. Abends Herr Geh. Rat von Müller. Das Trauerblatt des Chaos durchgesprochen. Ich blieb für mich, sonderte und bereitete manches vor.

5. 03. Weimar

Das Trauerblatt Chaos mußte noch leider näher überlegt werden, wegen einiger Veränderungen und Zutaten. John fuhr an dem Hauptmundum fort. Um 1 Uhr Herr Graf Voß, Frau, Tochter und noch eine Dame. Ich sah sie in Erinnerung der Frau von Berg, Mutter der Frau Gräfin Voß. Mittag Hofrat Meyer. Wir besahen das Portefeuille Poussin und Glauber. Professor Riemer, der einiges Theatralische anbrachte. Hofrat Soret, muntere Unterhaltung. Blieb für mich, das Morgende vordenkend.

6. 03. Weimar

Poetisches, Konzept und Mundum. Das Schema umgeschrieben. Anderes eingerichtet und eingeleitet. Revisor Geist brachte das schöne Monstrum von Valeriana phu, Juny 1829. Auch die Zeichnung desselben im grünen Zustande. Ich fuhr am Hauptgeschäft fort. Herr Staatsminister von Fritsch, wegen der hinterlassenen Papiere Serenissimae. Geh. Sekretär Müller brachte nachher ein Packet davon. Ich blieb zu Hause, anzuordnen und einzuleiten. Mittag Hofrat Vogel. Seine Bearbeitung staatspolizeilicher Gegenstände. Das große Portefeuille der Italiänischen Schule von Rafaels Zeit an durchgesehen. Abends Oberbaudirektor Coudray, das Modell mit den beyden Fürstlichen Profilen bringend, Nachrichten von dem errichteten Katafalk erteilend. Mit Wölfchen Domino gespielt.

7. 03. Weimar

Einiges auf die letzte Lieferung Bezügliche. Das Trauerblatt kam an im Reindruck und ward ausgeteilt. Nebenstehendes: Herrn Hofrat von  Matthisson, Dessau, die laufenden Nummern des Chaos. Herrn Professor Zelter, Berlin. Herrn Börner nach Leipzig. – Eröffnung der von Paris angekommenen Kiste. Die große Sammlung der Medaillons von Herrn David ausgepackt, in Schubladen geordnet, nicht weniger die angekommenen Bücher durchgesehen. Mittag Dr. Eckermann. Mit demselben das Notwendigste wegen der letzten Sendung besprochen. Für mich alsdann. Die Sendung näher angesehen. Vorzüglich die gedruckten Werke, die dabey befindlichen Briefe und Zuschriften. Herr Kanzler von Müller, Schreiben des Herrn Grafen Reinhard mitteilend und Sonstiges. Herr Oberbaudirektor Coudray. Mit demselben über das Angekommene gesprochen, einiges verabredet. Antworten besprochen und vorgewiesen.

8. 03. Weimar

Nebenstehendes: Herrn Bildhauer David nach Paris. Die Risse an Herrn von Schwendler zurück. – Durch Schuchardt den Handel mit Kaufmann wegen der Büsten besorgt. Weitere Ordnung in die gestrige Sendung. Mit Ottilien ausgefahren. Mittag Oberbaudirektor Coudray, welcher verschiedenes von Herrn David und Herrn Favier Gesendete mitheilte. Dagegen ihm einen Teil der angelangten Medaillons vorwies. Wir hatten die sämmtlichen neusten Ereignisse, Kunst- und Geschäftsereignisse durchgesprochen. Fräulein  Jacobi. Ihre Abreise, bisherige und künftige Zustände verhandelt. Vorher war Konsistorialrat Schwabe dagewesen und hatte mir seine Parentation der Großherzogin gebracht.

9. 03. Weimar

Brief an Graf Reinhard diktiert. Ingleichen einiges auf Rameau's Neffen Bezügliches. Wölfchen beschäftigte sich mit Durchzeichnen. Um 12 Uhr Herr Hofrat Vogel. Alsdann spazieren gefahren. Mittag Oberbaudirektor Coudray. Manches Vorseyende besprochen. Besonders referierte er und kommunizierte, was schriftlich und im Druck eingelangt war. Ich ließ ihn alsdann einen Teil der Davidischen Medaillen sehen. Beschäftigte mich mit Ansicht und Ordnen der Kupfer, besonders der Landschaften. Abends Professor Riemer; gleichfalls die Davidischen Medaillen angesehen. Manches Literarische durchgesprochen. Ich verglich ein Kupfer nach dem großen Pariser Kamee mit dem Original, das mitgekommen war. Manches Literarische durchgesprochen, besonders auch die verschiedenen fragmentarischen Ausgaben altdeutscher Gedichte. Ich las nachher die Tragödie Henri III. et sa cour von Dumas.

10. 03. Weimar

Waren die Tagebücher von Jena angekommen. Nachricht von dem Rückfall des Bibliothekars. Nebenstehendes: Herrn Faktor Reichel nach Augsburg, die 6. Lieferung revidiert, der vierzigste Band im Original. Herrn Granzau nach  Kassel. Herrn Notar Mack in Hildesheim. Herrn Dr. Weller, Jena. Herrn Professor Riemer, hier. – Mundum des Graf Reinhardischen Briefes. Anmeldung der Frau von Wolzogen. Van Ghert von's Gravenhage sendete eine akademische Rede über Faust. Geh. Kanzley-Sekretär Müller. Brachte ein Exemplar des neuen Staatskalenders. Ingleichen den Abguß einer alten Medaille von Mohamed II. durch einen Florentiner gefertigt. Ist auf alle Fälle ein bedeutendes Stück. Mit Ottilien spazieren gefahren. Dr. Eckermann zu Tische. Einiges an Kupferstichen geordnet. Frau von Wolzogen. Die französischen durch David eingesendeten Werke teilweise durchgesehen. Man blickt in ein entschiedenes ernstes Bestreben hinein, mitunter von wunderlichen Richtungen. Früh Bezahlung der Gipsköpfe an den jungen Kaufmann.

11. 03. Weimar

Nebenstehendes: Communicat an Großherzogliche Oberbaubehörde wegen Kaufmanns Quartier. Herrn Geh. Rat von Müller, wegen des Grafen Reinhard Adresse. An Frau von Pogwisch, wegen der zu überlassenden Samen. – Schreiben des Herrn von Gagern, mitgeteilt von Herrn von Müller. Um 12 Uhr Frau Großherzogin, blieb bis gegen Zwey. Der junge Martersteig von Dresden kommend. Wölfchen speiste mit mir. Nach Tische Herr Kanzler von Müller. Gegen Abend Oberbaudirektor Coudray. Über die Dornburger Felsen-Angelegenheit. Die von David eingesendeten Gipsprofile beschäftigten die sämtlichen Personen, welche heute bey mir eingesprochen. Einiges in den französischen neuen Werken gelesen.

12. 03. Weimar

Nebenstehendes: Herrn von Cotta, Auszug aus dem von Gagernschen Briefe. Herrn Grafen Reinhard nach Paris, Beylage: die Trauergedichte des Chaos. – Abschrift des Dornburger Promemoria's von Kruse. Einiges mit Schuchardt. Übersetzung des englischen Gedichts von Schmidt durchgesehen. Mit Ottilien spazieren gefahren. Speiste für mich. Ordnete einiges von Kupferstichen und Zeichnungen. Herr Professor Riemer wie gewöhnlich. Er brachte den 37. Band revidiert zurück. Ich überdachte das vielfache Bevorstehende.

13. 03. Weimar

Nebenstehendes: Herrn Faktor Reichel, Augsburg. Herrn Hofrat Meyer, mit einem Fascikel Separatacten. – Gnädigstes Rescript, die auf Großherzogliche Bibliothek zur Verwahrung gesendeten Briefschaften aus dem Nachlaß der Höchstseligen Großherzogin-Mutter betreffend. Ich ließ mir solche einliefern. Um 12 Uhr Herr Zahn von Berlin, welcher nach glücklich vollendetem 10. Hefte seiner pompejanischen Mitteilungen wieder nach Italien zu gehen gedenkt. Mittag Hofrat Vogel. Über die Einwirkung des Brownischen Systems auf die Heilkunst und Sonstiges. Vorher Demoiselle Jacobi und Bruder in Jena studierend. Abends für mich. Die neuen Hefte von Faust durchgelesen.

14. 03. Weimar

Nebenstehendes: An Frau Großherzogin Kaiserliche Hoheit. Billet an Zahn, durch Schmeller. Herrn Philipp Jacob Marstaller in Hamburg. – Einladungen auf Mittags. Herr Hofrat Vogel. Herr Hofrat Soret und der Prinz. Ersterem zeigte ich die durch ...... angekommenen Werke. Der Prinz war mit seinem Herrn Vater auf dem Bibliotheksmuseum gewesen. Hatte sich der schönen Elfenbein-Arbeiten erfreut. John schrieb am Faust ab. Mittag Herr Zahn und Oberbaudirektor Coudray. Nach Tische Schmeller, Verabredung wegen des Zahnischen Porträts. Man wies die Schmellerischen Porträte vor. Gegen Abend Herr Kanzler. Kamen Serenissimus dazu. Blieb für mich, einiges durchzusehen und vorzubereiten.

15. 03. Weimar

Einiges Poetische, Konzept und Mundum. Schreiben von Hofrat Soret wegen Zahn. Antwort nebenstehend: Herrn Hofrat Soret, hier. – Die Abbestellung angenommen. Hofrat Meyer brachte die Akten wegen Kaufmanns Gipsen zurück. Betrachtete mit demselben den Abguß des Pariser großen Kamees. Herr Oberhofmeister von Motz, welcher nach Berlin gesendet ward. Herr Dr. Weise von Freyberg. Mittag die Herren Zahn und Coudray. War bey Sonnenschein vorher in den Garten gegangen. Sie aber waren nach Belvedere gefahren. Blieben lange beysammen. Besprachen vieles auf Kunst und Altertum Bezügliches. Abends Herr Soret. Erklärte ihm die oberaufsichtlichen Verhältnisse in Jena und hier.

16. 03. Weimar

Der junge Martersteig brachte einige Zeichnungen, Schmeller das Porträt von Zahn. Verabredung wegen einer Reise meines Sohns. Herr Zahn und Oberbaudirektor Coudray waren nach Tiefurt gefahren. Mittagsessen im Kränzchen dem Fremden zu Ehren. Speiste Herr Rothe, der Hofmeister meiner Enkel, mit mir. Nach Tische Dr. Eckermann. Gegen Abend Professor Riemer. Herr Zahn, Abschied zu nehmen. Gab Kenntnis von seinem lithographischen Verfahren in Berlin. Sodann für mich, das Nächste durchdenkend.

17. 03. Weimar

Die Zahnischen Nachbildungen einige Hefte durchgesehen. Überlegte eine Anzeige derselben. Anderes geordnet und eingeleitet. Mittag Dr. Eckermann. Rekapitulation der dreyzehn biblischen Statuen. Auch aß Wölfchen mit. Nach Tische Fortsetzung der morgendlichen Studien, zu den vielfachsten Betrachtungen nach allen Seiten hin genötigt. – Herrn Dr. Weller nach Jena, Quittungen zurück.

18. 03. Weimar

Poetisches revidiert. Dem jungen Martersteig die Zeichnungen zurück. Überlegung was wegen Zahn nach Wien an Deinhardstein gelangen könnte. Herr Chandler, ein Engländer, der schon vor'm Jahr hier gewesen und uns wieder besuchte und Nachricht gab von den in England sich wieder befindenden Weimarischen Gästen. Nach 12 Uhr Frau Großherzogin, Demoiselle Mazelet. Ich überreichte die kleine Büste des Prinzen Wilhelm. Berichterstattung, neue Aufträge. Mittag für mich. Nach Tische die Zahnischen letzten Lieferungen vorgenommen. Gegen Abend Herr Oberbaudirektor Coudray. Über des Mathematiker Vents Gesuch gesprochen. Zeigte mir derselbe einen Vorschlag zu einer neuen Türe in den untern Garten.

19. 03. Weimar

Den Bericht wegen der Kaufmannischen Wittwe ajustirt. Verschiedenes an Buchbinder Bauer abgegeben. Herr Geh. Hofrat Helbig, wegen des Maler Kaisers und anderer Angelegenheiten. Mit Hofrat Meyer spazieren gefahren. Derselbe speiste mit mir, auch Wölfchen. Wurde das Bild von Kaiser ausgepackt, durch schlechte Verwahrung beschädigt. Liebern zum Restaurieren übergeben. Herr Hofrat Soret. Herr Professor Riemer. Mit demselben einige Dubia von Diderots Neffen abgetan. – Herrn Professor Zahn in Berlin, Unter'n Linden No. 69.

20. 03. Weimar

Oberaufsichtliche Konzepte und Munda. Um 12 Uhr Herr Weiß aus Brüssel, Entwurf und Proben von einem neuen geographischen Atlas vorlegend. Geh. Hofrat Helbig, wurde ihm das Kaiserische Bild und Beschädigung vorgezeigt, auch solches an Lieber zurückgegeben. Mit Wölfchen spazieren gefahren in den untern Garten, dann um's Webicht. Mittag Hofrat Vogel, seine schöne, mit dem Großherzoglichen Chiffre bezeichnete Dose vorweisend. Gegen Abend Geh. Rat von Müller. Später bey Wölfchen, welcher wegen Verkältung im Bette lag. Hernach Serenissimus. – Untertänigster Bericht wegen Kaufmanns Wittwe.

21. 03. Weimar.

Poetisches Konzept und Mundum. Die gestrigen Expeditionen völlig abgetan. Dr. Eckermann zu Tische. Über die vorseiende Reise gesprochen. Absicht und Hoffnung der Reisenden sowie der Zurückgebliebenen. Gemma von Art, Trauerspiel von Thomas Bornhauser, gelesen und beurteilt. Hübsche Lokalität, Sitteneinfalt, die gefällt. Poetisch-rhetorische glückliche Stellen; aber allem diesen der absurdeste Tyrann entgegengesetzt, wodurch der Gang des Stückes und dessen Abschluß widerwärtig wirkt und keineswegs tragisch ist. Zeitig zu Bette.


22. 03. Weimar

Poetisches Konzept und Mundum. In der zweyten Reinschrift vorgerückt. Das noch Übrige zum Ganzen durchgedacht. Herrn von Müllers Gedächtnis der hingegangenen Frau Großherzogin. Sehr wohl geraten. Ottilie brachte noch einige Trauergedichte. Konsultation deshalb. Büchersendungen. Der Vossische Shakespeare 9. Bandes 1. Abtheilung. Kefersteins Deutschland 6. Bandes 3. Heft. Der Panzerische Bücherkatalog. Unterhaltungen und Mitteilungen von und für Bayern, Nürnberger Zeitschrift. Diplom als Ehrenmitglied des Industrie- und Kultur-Vereins daselbst. Mittag für mich. War eine Sendung Börners von Leipzig angekommen. Ihre Betrachtung gab mir viel Vergnügen und neue Kenntnis. Abends Demoiselle Jacobi, welche von ihrer Nachhause-Reise Nachricht gab.

23. 03. Weimar


Nebenstehendes nochmals überlegt und ausgefertigt: Herrn Geh. Rat von Müller, hier, seine Gedächtnisschrift auf die Höchstselige Großherzogin zurückgesendet. An Ottilien, ein abzulehnendes Gedicht. Herrn Geh. Hofrat Helbig, Promemoria über das schlecht gepackte Gemälde von München. – Einiges zu Zahns Pompeji. Im Poetischen fortgerückt. Hofrat  Vogel über desselben Werk, worin ich gestern Abend noch gelesen. Die Aushängebogen sind bis g eingegangen. Ausgefahren mit Hofrat Meyer. Er speiste mit mir. Wir beschauten die angekommenen Blätter von Leipzig, auch den zweyten Probedruck von der Kreuzführung. Besprachen einiges Materielle die Zeichenschule betreffend. Sodann Herr Kanzler, manches Vorliegende, besonders seine sehr wohlgeratene Trauerrede auf die Höchstselige Herzogin. Herr Professor Riemer. Wir gingen Diderots Neffen durch und berichtigten diesen Band. Ferner ein nachgekommenes Trauergedicht. Auch Konzepte einiger Briefe.

24. 03. Weimar.

Nachricht von Herrn Parish in Hamburg, das Kästchen sei mit der fahrenden Post abgegangen. Ich wendete mich zu dem Vorwort, welches ich versprochen hatte. Diktierte einiges deshalb. Suchte die Briefe von Carlyle auf und richtete das Ganze im Sinne zurecht. Gestern Abend hatte ich noch Kefersteins Deutschland 6. Bandes 3. Heft gelesen. Die alten Harzer Erinnerungen, hier durch trockene Worte auf augefrischt, machten mir viel Vergnügen. Ein Amerikaner Harris-Kon, empfohlen von Herzog Bernhard, meldete sich. Mundum des Briefs an Herrn von Deinhardstein. Mittag Dr. Eckermann. Die Angelegenheit von Carlyle besprochen. Einiges von den angekommenen Kupfern und Zeichnungen besehen. Herr Kanzler von Müller. Abends Professor Riemer. Gingen den Band abschließlich durch. Ich las das wunderliche Büchlein, der Tote Esel und die Guillotinierte Frau. Der Verfasser Janin besitzt genugsam, was man Welt- und Menschenkenntnis heißt, auch hat er sich mit dem Kehricht einer großen Stadt genugsam bekannt gemacht und, um die neuste Art der Autoren, Welche sich mit dem Abscheulichen abgeben, zu parodieren,«ich selbst ganz im Ernste dieses Verbrechens an der Menschheit schuldig gemacht. Übrigens kann man ihm Findungs- und Empfindungstalent nicht absprechen, er hat die vermaledeitesten Motive auszuspüren gesucht, sie aber geistreich und kunstreich zu seinen Zwecken zu nutzen gewußt. Sehr weniges ist unwahrscheinlich, und das muß man ihm durchlassen, weil er sonst nicht auf dem kürzesten Weg zu seinem Zweck gelangt wäre.

25. 03. Weimar


Einiges Notwendige fortgeführt. Herr Harrisson aus Virginien, empfohlen von Herzog Bernhard. Frau Großherzogin, Demoiselle Mazelet. War von der Untersuchung der Dornburger Felsspalte die Rede. Ihro Königliche Hoheit der Großherzog, der Erbprinz mit Herrn Soret und Coudray waren dagewesen. Ich las in dem Roman Cinq-Mars.

26. 03. Weimar

Poetisches Konzept und Mundum. Dank an Ihro Kaiserliche Hoheit die Frau Großherzogin für  die an Alma geschenkten Spielsachen. Stammbuch der Demoiselle Jacobi zum Abschiede. Einige alte Schriften eingesehen, auf Herculanum und Pompeji bezüglich. Mittags Herr Oberbaudirektor Coudray. Mitteilung des Dornburger Protokolls. Nähere Auskunft darüber. Einsweilige Beruhigung über diesen Punkt. Nach Tische zeigt' ich ihm Zahns 10. Heft. Betrachtungen über die Brauchbarkeit dieser Mitteilungen zu unsern Zwecken. Fräulein Jacobi, Abschied zu nehmen. Professor Riemer, einiges nachträglich zu Diderot verhandelt. Wölfchen amüsierte sich und uns mit Aufschneiden der neuen französischen Bücher. – Ihro Hoheit die Frau Großherzogin.

27. 03. Weimar

Nebenstehendes: Herrn Professor und Censor Deinhardstein, Wien. Herrn Professor Zelter, Berlin. – Einiges Poetische von gestern Abend in's Mundum. Anderes durchgesehen und durchgedacht. Schuchardt wegen Kupferstichen der Höchstseligen Frau Großherzogin, auch dem Kaufmannischen Quartier. Mit Ottilien spazieren gefahren. Mittag Hofrat Vogel. Unterhaltung über sein Werk. Einige Geschäfts- und Personenverhältnisse. Nachher die Zahnischen Blätter angesehen. Herr Großherzog. Gelesen in denen von Herrn David gesendeten französischen Werken.

28. 03. Weimar

Geheftet die nächst durchzuführenden Konzepte. Schmeller, Durands Porträt bringend, eins der  Tonbilder wieder mit zurücknehmend. Professor Wackenroder von Jena. Frau Präsident von Schwendler. Fuhr allein in den untern Garten. Dr. Eckermann kam nach und speiste mit. Um halb 6 Uhr nach Hause. Geh. Rat von Müller und Oberbaudirektor Coudray.

29. 03. Weimar

Einiges zu Zahns Heften diktiert. Beschäftigte sich Wölfchen mit Falzen. Kirchner, von Paris über London und Brüssel zurückkehrend, von Aufenthalt und Reise vorläufig Nachricht gebend. Um 12 Uhr spazieren gefahren. Allein gespeist. Nach Tische Gräfin Line Egloffstein und Hofrat Soret, wozu Wölfchen kam.


30. 03. Weimar

In Bezug auf Schillers Leben von Carlyle verschiedenes diktiert und arrangiert. Hatte schon gestern die eine Zeichnung an Lieber übergeben. Halb 1 Uhr allein spazieren gefahren. Speiste Wölfchen mit mir. Nachher Herr Geh. Rat von Müller, der mich mit Betrachtung alter Portefeuilles beschäftigt fand. Herr Professor Riemer, welcher den 37. Band meiner Werke durchgesehen und völlig arrangiert hatte.

31. 03. Weimar.

Einiges zu Carlyle diktiert und schematisiert. Dr. Eckermann um 12 Uhr. Mit demselben im Hausgarten spazierend. Besprachen sein Gedicht. Speisten zusammen. Nach Tische Ottilie. Später mit Wölfchen.
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