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2015-01-01

Goethes Tagebücher: November 1828



November 1828




1. 11.

Aufgestanden und Nebenstehendes expedirt: Herrn Ritter von Cornelius München. Herrn Buchhändler Jügel Frankfurt a. M. Herrn Banquier Elkan hier. -Einiges Politische gelesen. Weniges gegessen. Ging ein gnädigstes Rescript ein wegen den Kenntnissen und Fertigkeiten des Technikers Kirchner. Ich setzte die Betrachtungen über das allernächst zu Leistende bis gegen Abend und durch einen Theil der Nacht fort.

2. 11.


Ausfüllung einer Lücke des 3. Bandes der Wanderjahre. Nebenstehendes: Herrn Factor Reichel, 24. und 25. Band nach Augsburg und Brief an denselben. Herrn Ritter von Cornelius die Neureutherischen Handzeichungen nach München.- Die Kapseln zur Bovyschen Medaille kamen an. Die Medaillen wurden eingelegt. Ich besah die von Müller lithographirte Madonna di St. Sisto und bestellte den Rahmen. Ordnete die neuangekommenen Aushängebogen. Mittag für mich. Nach Tische und gegen Abend Ottilie, von den neusten öffentlichen und Privatangelegenheiten erzählend.

3. 11.

Einiges zu den Wanderjahren. Mehrere Briefe concipirt. Den ganzen Morgen hieraus verwendet. Mittags speisten die Kinder auf meinem Zimmer mit mir, auch Eckermann. Gegen Abend Herr Soret. Sodann Oberbaudirector Coudray welcher von dem glücklichen Verlauf der Jenaischen Conferenz angenehme Nachricht erstattete. Hofrath Vogel kurze Zeit.

4. 11.

An den Wanderjahren fortgearbeitet. Sonstige Expeditionen berichtigt und abgelassen: Herrn Dr. Stichling die Aarauer Zeitschrift nach Dornburg. Herrn Professor Rauch, Bestellung von Medaillen, Berlin. Herrn Geheimen Hofrath Helbig, Promemoria wegen der Instrumente von dem Höchstseligen Großherzog. - Der Tischer rahmte Müllers lithographisches Bild ein. Mittags für mich. Nach Tische Dr. Eckermann. Unterhaltung über Heinrich Müllers Lithographie. Abends Landesdirections- Rath Töpfer, Professor Riemer. Letzterer blieb. Gab Nachricht von Berlin und dem Aufenthalt seiner Frauen daselbst. Rösels landschaftliche Zeichnungen, von Rabe in Kupfer gebracht.

5. 11


Wanderjahre fortgesetzt. Gedicht an Rösel, abgeschrieben und fortgesendet. Herrn Rösel, in Berlin, Gedicht. - Herr Hofrath Soret. Mit ihm die Dresdner künstlerische Angelegenheit durchgesprochen. Brief von Frankfurt, Willemers italiänische Reise betreffend. Mittag für mich. Abends Herr Hofrath Meyer. Den Anfang der Kunstgeschichte von Alexander bis August vorlesend. Auch die Müllerische Lithographie betrachtend und billigend.

6. 11.

Wanderjahre fortgesetzt. Sendung von München. Porträte der Höchsten Herrschaften lithographirt. Landschaften von Dillis. Schreiben des Minister von Altenstein; die Zurücksendung der geliehnen Manuscripte. Mittag für mich. Einzelne Betrachtung der von Berlin gesendeten antiquarischen Kleinigkeiten. Abends Oberbaudirector Coudray. Erzählend von der Einweihung des Resourcensaals. Auch von seiner vorhabenden Reise sprechend und vorberichtend.

7. 11.

Fortsetzung des gestrigen Geschäftes. Herr Geheime Hofrath Helbig, zu Beschauung der Müllerischen Lithographie und Besprechung sonstiger Geschäftspuncte. Secretär Kräuter, einige rückständige Remunerationen erinnernd und zur Austheilung übernehmend. Mittag die Kinder. War Mittagstafel der Freunde im Erbprinzen. Kam Herr Soret. Verabredung mit demselben wegen einer neuen Rücksendung der Bovyschen Medaille. Später Herr Kanzler. Sodann mein Sohn, eine freundliche Gabe von Stephan Schütze bringend. Fräulein Ulrike, manches Vorkommliche, Charakteristische und Gesellige. Auch die kleinen Stickereyen besprechend. Das Nächstbevorstehende durchgedacht.

8. 11

Mundum an den Wanderjahren. Promemoria wegen des Dresdner Kunstvereines. Professor Bachmann, mit demselben die Angelegenheiten der Mineralogischen Societät besprochen. Fräulein Seidler über die Dresdner Angelegenheit. Dr. Meyer von Minden. Erinnerung alter guter Zeiten. Zu Tische für mich. Nach Tische Dr. Eckermann. Die englisch- -geologische Tabelle. Hofrath Meyers Kunstgeschichte und Manuscript hinausgelesen. - Herrn Generalconsul Küstner nach Leipzig, Radirung des Gartenhauses. Herrn Reichel den 11. Band, von Göttling corrigirt, Augsburg.

9. 11.

An den Wanderjahren gearbeitet. Verschiedene Munda durch John. Manches angeordnet. Prinz Wilhelm und Karl Königliche Hoheiten und Adjutantur. Professor der Mathematik Kunze am hiesigen Gymnasium. Einsicht in Zenkers Zoologie. Mittagsessen zu Ehren des Dr. Meyer von Minden. Ich blieb für mich. Griff das Nächste an. Las Meyers Kunstgeschichte, den Rest des Manuscripts. Berichtigte die subscripten Zahlungen wegen des Künstlervereines. Abends die Geschichte der Sprichwörter französisch. Auch hatte Rüchels Leben von La Motte Fouqué durchgelesen.

10. 11. Weimar.

An dem Hauptgeschäft fortgearbeitet. Verabredung mit meinem Sohn des heutigen Tages wegen. Erhielt durch Hoffmanns: Handbuch der ungarischen Poesie von Franz Toldy mit einem Briefe von Franz Joseph Schedel aus Pest. Dürfte also jenes wohl ein angenommener Name sein. Maler Krüger, Bild des Prinzen Wilhelm und der Prinzeß Auguste. Mittag für mich. Meyer von Bremen speiste mit meinen Kindern und einer Gesellschaft. Besuchte mich des Abends Dr. Meyer Abschied zu nehmen. Ich las weiter in dem Handbuch der ungarischen Poesie. Auch sodann die Schule der Frommen von Karl Immermann; ein trauriges Geles.

11 . 11. Weimar.

Notwendigste Übersicht des Hauptgeschäftes. Schematisierung deshalb. Grabschrift für Herrn von Einsiedel, durch Herrn Kanzler eingereicht. Mittags allein. Nachher Dr. Eckermann. Abends Herr Kanzler. Später Ottilie.

12. 11. Weimar.


Am Hauptgeschäft fortgefahren. Umi 11 Uhr Frau Großherzogin-Mutter. Nachher Dr. Ilmoni aus Finnland. Mittags mit der Familie. Nachher Dr. Körner. Abends für mich.

13. 11.

Das Hauptgeschäft gefördert. Einiges in Oberaufichts- Angelegenheiten. Einige Briefconcepte. Dr. Körner, sein neustes Crownglas vorlegend. In obigen fortgefahren. Mittag Wölfchen, speiste mit mir auf meinem Zimmer. War munter und anmuthig. Ich fuhr fort das Werk über den Mohn zu lesen. Zeitig zu Bette.

14. 11.


Bericht wegen des Gesuches des Jenaischen Fechtmeisters Bauer. Meine Schwiegertochter und Hofrath Vogel. Nachricht vom Tode der Kaiserinn Mutter. Auftrag an Kräuter, wegen einer Sendung von Würtemberg. Schwarze Kunst nach Rembrandt: der Herr des Weinbergs, nach dem Evangelio. Mittag für mich. Ankunft der Wichmannischen Büsten des Professor Hegel und Demoiselle Sonntag. Abend Professor Riemer. Verschiedenes Manuscript mit ihm durchgegangen. Anderes Literarische durchgesprochen. Besonders auch einige neuacquirirte Bücher und Manuscripte betreffend.

15. 11. Weimar.

Wegen Reinigung des Ofens in den vordern Zimmern mich eingerichtet. Die benannten Büsten günstig aufgestellt. Zeitschrift Echo. Mittag mit der Familie und Dr. Eckermann. Gespräch über Meyer von Minden. Die neuen Theater-Einrichtungen. NB. Früh war auch Geheimer Hofrat Helbig dagewesen, um wegen des restaurierten Bildes und sonstiger Vorkommenheiten zu besprechen. Ich setzte die Lesung von Plautus Komödien fort, indessen Wölfchen seine kleinen Spiele trieb.

16. 11. Weimar.

Mehrere Konzepte und Munda. Bedeutendes Schreiben des Grafen Reinhard an Müller. Der an Goebels Stelle in Jena getretene Professor Wackenroder. Mein Sohn fuhr mit Gesellschaft nach Berka. Ich speiste mit der Familie. Las in der Zeitschrift
L ’Eco. Sodann in Plautus. Hofrat Vogel auf einige Stunden. Ärztliche Unterhaltung. Besonders über seine Ansichten der Krankheitszustände.

17. 11.

Nebenstehendes: Bericht au den Großherzog Königliche Hoheit wegen Fechtmeister Bauer in Jena. Herrn Lehmann in Frankfurt a. M. An die Herausgeber des Echo in Mayland. Quittung für das restaurirte Bild an Lieber. Herrn Professor Wackenroder, Abschrift einer Stelle aus dem Globe, Jena. Ging erst Mittwochs den 19. ejusdem ab. - Brachte die Wellerische Angelegenheit wieder zur Sprache. Die Acten fanden sich. In Diktiren und Mundiren fortgefahren. Mittag mit Ottilien und den Kindern. Mein Sohn speiste außerhalb; gegen Abend Frau von Münchhausen. Gegen Abend Herr Soret, botanisches und naturhistorisches Gespräch.

18. 11.

Nebenstehende Antwort: Director Rungenhagen, wegen der Cantate auf Zelters Geburtstag. - Sonstige Munda, Abschriften, Expeditionen, Vorbereitungen und dergleichen. Abschrift von Herrn von Quandts Brief an Demoiselle Seidler. Die eingerahmte Landschaft an Fräulein Ulrike. Diplom als Ehrenmitglied des thüringisch-sächsischen Vereins, zu Gunsten der sächsischen Alterthümer. Mittag mit der Familie. Kam Wits, genannt Dörring, Heyrath zur Sprache. Manches vorbereitet. Abends Frau von Wegner, von Münchhausen und Hofrath Meyer zum Thee.

19. 11.

Das Hauptgeschäft vorgeschoben. Kupferstecher Barth von Frankfurt a. M. kommend. Einen Salvator nach Holbein, von ihm sehr zart gestochen, bringend. Mittags mit den Kindern und Ottilien. Gegen Abend Herr Canzler von Müller. Die Verbindung mit dem Dresdner Kunstverein besprechend; auch das letzte Schreiben von Herrn Grafen Reinhard aus Paris. Darauf Herr Professor Riemer, verschiedene Concepte mit ihm durchgegangen. Sodann die ihm von Wolf vorgelegten Aushängebogen der italiänischen Volkslieder. Auch die Büsten der Demoiselle Sonntag und Herrn Hegels neuerlich beschaut und besprochen. - Sendung an Herrn Canzler von Müller, Empfehlung des Beytritts zu dem Dresdner Verein.

20. 11.


An den Wanderjahren redigirt. Nebenstehendes abgeschlossen: Herr Professor Wichmann Berlin. Herrn Hofmaler Stieler München. - Nach 1 Uhr der vor einigen Wochen angekommene Engländer ...... Mittags mit der Familie und Eckermann. Nach Tische mit meinem Sohn vermiedenes durchgesprochen. Abends Herr Macco. Landesdirectins- Rath Töpfer, Fräulein Ulrike. Späterhin in dem Werke des Paulus, welches mit einem Briefe von demselbigen und Dank für die Medaille angekommen war. Einiges verglichen mit dem Texte. 

21. 11

Nebenstehendes: Herrn Staatsminister von Altenstein nach Berlin. - Das Hauptgeschäft gefördert. Die Einladungen auf morgen expedirt. Die Actienscheine vertheilt. Bis Nr. 26 inclusive an Herrn Soret übergeben. Mittag mit der Familie; die neusten englisch-amerikanischen Romane besprochen. Das schöne Mädchen von Perth ward gerühmt. Abends Professor Riemer. Die durch die Schatullverhältnisse aufgekündigten Journale besprochen. Wolfs italiänische Volkslieder. Zaupers Homer und sonstiges.

22. 11.

Geschäfts-Munda. Die Wanderjahre bedacht. Briefconcepte dictirt. Mittag große Tischgesellschaft im Saale. Ich blieb für mich und las verschiedenes. Den Almanac des Dames für 29. Sodann arabische Sprüchwörter, herausgegeben von Expenius. Mein Sohn erzählend, was bey Tische vorgekommen und in Gefolg dessen andere Lebensereignisse. Fuhr fort sodann wie oben.

23. 11,

An den Wanderjahren diktirt. Meldete sich Dr. Weller. Zwey Bilder von Herrn Macco. Speiste für mich allein. Nach Tische Ottilie, die Theaterangelegenheiten vortragend. Nachher mein Sohn, auch Wölfchen, welcher zuletzt blieb. Ich setzte meine Studien und Betrachtungen fort. Auch las ich die letzten Branischen Journale. Ging einen Nürnberger Auctionscatalog durch. Überlegte das Nächste. 

24. 11.

Fortsetzung an den Wanderjahren, die Schemata aufs neue durchgesehen und ins Reine diktirt. Mittag mit der Familie auf meinem Zimmer. Gegen Abend Oberbaudirector Coudray aus dem Eisenachischen zurückkehrend und von seiner Expedition manches erzählend. Von seinem Aufenthalt in Geisa und Besuch in Treffurt.

25. 11.-

Einiges zum Schema. Erhielt ein diplomatisches Werkchen, von 6 und 1/2 Bogen; ohne Titel, war bemerkt: vom Herrn Legationsrath Kölle. Frau Großherzogin Mutter, die Wichmannischen Bitten. Lithographien nach dem Herzoglich Albertischen Zeichnungskabinet. Mit Ottilien spazieren gefahren. Obiges Heft weiter gelesen. Mit der Familie vorn gespeist. Die diplomatischen Bogen von Legationsrath Kölle weiter gelesen. Abends Professor Riemer, einige Manuscripte durchgegangen.

26. 11. Weimar.

Einige Korrekturen nachgeholt. Konzepte durchgesehen, Schemata erneuert. Kam die Sendung von Baron von Wolbock, welcher das Museum der Antiken von Bouillon übersendete, 3 Bände. Überlegung deshalb. Mit Ottilien spazieren gefahren. Mittags mit der Familie. Neue Verhältnisse durchgesprochen. Das Hauptgeschäft nicht aus Augen gelassen. Abends Herr Kanzler von Müller. Sodann Landesdirektionsrat Töpfer. Später Wölfchen.

27. 11.

Expedienda für heute und morgen vorbereitet: Herrn Banquier Elkan, wegen der Dresdener Zahlung. Herrn von Quandt, dieselbe ankündigend. - Um 12 Uhr Besuch von Frau von Wolzogen. Dr. Herzog von Jena, Verfasser der thüringischen Geschichte. Die zwey Domcandidaten Honhorst und Arndt zu Berlin. Mittags mit der Familie. Über die Hegelische Lehre 1829. Botanik für Damen, Künstler pp. Leipzig, von Reichenbach in Dresden. Abends Hofrath Vogel. Über seine Arzeneymittellehre in Kinderkrankheiten. Auch sonstiges Physiologisches und Pathologisches.

28. 11.

Hauptstellen der Wanderjahre fortgesetzt. Andere Munda. Reichenbachs Botanik weiter gelesen. Mittags mit der Familie. Gegen Abend Canzler von Müller, wegen eines Aufsatzes in die allgemeine Zeitung. Professor Riemer, diese Angelegenheit mit ihm durchgesprochen.

29. 11.

Nebenstehendes: Herrn Canzler von Müller, gedachten Zeitungsaufsatz, redigirt. Herrn von Quandt, Avis der durch Elkan besorgten Zahlung. Herrn Schmidmer Nürnberg, einige Aufträge. Herrn Hofrath Voigt in Jena, geborgte Bücher zurück. Herrn Dr. Weller, Quittung wegen der Porträte, dahin. - Professor Bachmanns System der Logik. Verschiedene Concepte. Herr Großherzog Königliche Hoheit verschiedenes durchsprechend. Mittag Hofrath Vogel. Mit demselben besonders nach Tische seine Bearbeitung der Arzeneymittellehre besprochen. Blieb für mich und machte mich mit Bachmanns System der Logik bekannt. Überdachte auch die nothwendigsten Expeditionen.

30. 11.


Nebenstehendes abgeschlossen: Herrn Geheimen Hofrath von Cotta nach München, den 2. December abgegangen. Herrn Dr. Stichling nach Dornurg. - Schreiben an Herrn von Wolbock, ingl. Communicat an das Oberconsistorium concipirt. Vogels geistreiche Art, sein Geschäft anzugreifen, näher beleuchtet und das Resultat niedergeschrieben. Mittag Hofrath Meyer und Nicolovius von Schleusingen. Abends für mich. Mit Anordnen und Übersicht beschäftigt.

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