November 1831
1. 11. Weimar
Zu dem französischen Streit Gehöriges gelichtet und gesondert. Herr von ....., russischer Offizier, nach Italien reisend, Nachricht von Herrn von Reutern bringend, welcher sich in Riga aufhält. Herr von Groß für das Diplom dankend und einige Mineralien vorweisend. Anderes eingeleitet und vorbereitet. Mittag Ottilie. Später Hofrat Meyer, welcher in der Stadt blieb. Herr Geh. Rat von Müller. Scherzhaftes Rätsel von einem großen öffentlichen Skandal, welcher beyden Tagesneuigkeiten liebenden Herren verborgen geblieben war. Um 6 Uhr Herr Hofrat Riemer. Wir gingen einige Konzepte durch. Besprachen die Voigtische gestern transportierte Münzsammlung.
2. 11. Weimar
2. 11. Weimar
Gemeldetes Geschäft fortgeführt. Sekretär Kräuter brachte seine Relation. Ich diktierte den Bericht und fing an mich in den hinteren Zimmern einzurichten. Hofrat Meyers Rezension über Nehrlichs Faust. Sonstige Ordnung und Vorarbeiten. Mittag Fräulein Alwine Frommann. Sehr erfreuliche Unterhaltung mit dem vorzüglichen Frauenzimmer. Gegen Abend Herr Oberbaudirektor Coudray. Später Ottilie von dem Geburtstagsdiner des Herrn Kanzler kommend. Wir beschlossen das Leben des Nikias von Plutarch. – An Rentamtmann Mahr nach Ilmenau, mit einer Medaille für seine Tochter und mineralogischem Diplom. An Museumsschreiber Färber, Jena.
3. 11. Weimar
3. 11. Weimar
Die französische akademische Streitsache. Der abgeschlossene Transport des von Voigtischen Münzkabinetts. Weitere Einrichtung in den hinteren Zimmern. Um 12 Uhr Ihro Kaiserliche Hoheit und Demoiselle Mazelet. Die holländischen Angelegenheiten kamen bedeutend zur Sprache. Mittag Wölfchen. Lobenswürdige, aber höchst unbequeme, unermüdete Tätigkeit des Knaben. Vorbereitung auf morgen. Kam Ottilie bald. Lebhaftes Verhältnis zur Gräfin Vaudreuil. Wundersame Einwirkung eines völlig fremden Wesens auf eine kleine, aber regulierte Existenz. Wir lasen den Eumenes des Plutarch. Die Knaben kamen aus der Probe der Fischerin und waren mit sich und den Anstalten zufrieden. Kam die neue Ausgabe der Iphigenie von Hermann in Leipzig an. Ich hatte mich den ganzen Abend mit der Vorrede beschäftigt.
4. 11. Weimar.
Mannigfaltige Vorarbeiten. Konzepte und Munda. Nachforschungen. Andere Vorsicht zur Wintereinrichtung. Zu Mittag Wölfchen. Übereinkunft wegen künftiger Stundeneinrichtung. Fuhr fort, die Iphigenie des Ritter Hermann zu betrachten. Ihro Hoheit der Großherzog. Professor Riemer gegenwärtig, und kamen mancherlei Psychologica und Mythologica zur Sprache. Nach Tische hatte ich die verschiedenen gleichsam neuentdeckten Schubladen vorgenommen, die letzten Sendungen meines Sohnes enthaltend, gesondert und disponiert. Zuletzt Hofrat Riemer. Wir nahmen die Vorrede zur Hermannischen Iphigenie vor.
– Herrn Geh. Rat von Müller, hier, das letzte Erwiderungsgedicht an die Frankfurter.
5. 11. Weimar
Munda zur nächsten Expedition. Kam Joachim Jungii Logica Hamburgensis von Jena. Sowohl Geschäftliches als Wissenschaftliches und Persönliches vorgeschoben und vorbereitet. Deshalb Konzepte und Munda mancher Art. Mittag Hofrat Vogel. Gespräch über seine allgemeine Pathologie und Therapie. Dann über den kitzlichen Punkt von Synthese und Analyse hauptsächlich im praktischen Sinne. Gegen Abend Hofrat Meyer, der wieder in die Stadt gezogen war. Geh. Rat von Müller. Mancherley Nachrichten und Nova mitheilend. – An Museumsschreiber Färber, Jena, zwey autorisierte Quittungen.
7. 11. Weimar.
Für mich höchst merkwürdiger Tag, als stiller Jahresfeier meines sechsundfunfzigjährigen Wirkens in Weimar. Frau Hofrat Riemer überraschte mich mit einem sehr zierlichen Blumenkranze und Strauß. Um 11 Uhr Hofrat Riemer. Sodann Sekretär Kräuter. Beide Glück wünschend. Um 12 Uhr mit der Familie spazieren gefahren. Mit Walther gespeist. Nachher für mich. Beschäftigt mit dem durch die Franzosen aufgeregten Streit über Synthese und Analyse. Oberbaudirektor Coudray, Verabredung wegen Besichtigung der neuen Schloßzimmer. Nachts Ottilie, gesellige Vorfallenheiten. – Bericht wegen des von Voigtischen Münzkabinetts auf die Geh. Staatscanzley.
8. 11. Weimar
Schreiben von Mahler Haydon aus London, Einladung zum Ausspielen eines bedeutenden Gemäldes. Einiges konzipiert in der wissenschaftlichen Angelegenheit. Hofrat Meyer. Verschiedene Angelegenheiten mit ihm besprochen. Fuhr mit ihm spazieren. Setzte ihn bey Hofe ab. Fuhr weiter. Speiste mit Wölfchen. Betrachtete Iphigenie in Aulis näher. Noch anderes hiezu Gehöriges. Abends Hofrat Riemer. Wir setzten unsre Betrachtungen über die Euripidische Iphigenie in Aulis und die Bearbeitung des Ritter Hermann fort.
9. 11. Weimar
Nebenstehendes: An Prinzessin Auguste von Preußen, Potsdam. – Verschiedenes konzipiert und mundiert. Manches beseitigt, anderes vorbereitet. Um 12 Uhr mit Herrn Oberbaudirektor Coudray in's Schloß gefahren, die neuen Zimmer zu besehen, welche schön, angenehm und prächtig eingerichtet gefunden worden. Die gnädigsten Herrschaften und nächste Umgebung waren eben auch mit der Besichtigung beschäftigt und ich freute mich, zu dieser neuen Einrichtung Glück wünschen zu können. Allein gespeist. Abends Herr Geh. Rat von Müller, manches Neue mitheilend, anderes anregend.
10. 11. Weimar
Konzepte und Munda zum oberaufsichtlichen Geschäft und literarische Forderungen. Kam ein Schreiben von Herrn von Humboldt mit der ägyptischen Ankündigung. Auch ein Mahnebrief von Karlsbad, wegen der Strudelsteinsammlung, die man bevorwortet wünscht. Um 12 Uhr Ihro Kaiserliche Hoheit. War von der monstrosen neuen französischen Literatur die Rede. Nach 1 Uhr Kunstgärtner Motz im Garten, den uralten ungarischen Weinstock nach Kechtischer Methode zurecht zu schneiden. Er versprach für's nächste Jahr bis achtzig Trauben; in dem laufenden waren kaum sechs daran zu finden gewesen. Mit Wölfchen gespeist. Gegen Abend Demoiselle Seidler, wegen hiesiger und Dresdner Kunstangelegenheiten. Auch an mich war ein sehr angenehmes Schreiben von Herrn von Quandt gekommen. Ihro Königliche Hoheit der Großherzog. Alwine Frommann. Ottilie auf dem Hofballe. – An Wegebauinspektor Götze in Jena. An Herrn Carl Nehrlich in Karlsruhe.
11. 11. Weimar
Alles Vorliegende weiter geführt. Die ägyptische Ankündigung näher betrachtet. Exemplare des Chaos geordnet. Konzepte und Munda. Mit Walther gespeist, welcher unter vielerley Späßen seine Wünsche und Bitten anbrachte. Abends Hofrat Riemer. Wir gingen einige Aufsätze und Briefkonzepte durch. Nahmen Ritter Hermanns Iphigenia wieder vor. Es fanden sich glückliche Bemerkungen im Ganzen wie im Einzelnen.
12. 11. Weimar.
Nebenstehendes: Winterbergers Stammbuch an Hofrat Riemer zurück. Herrn Hofrat Göttling nach Jena. Herrn Professor Hermann, Leipzig. An Frau von Münchhausen nach Herrengosserstedt. –An dem Aufsatze über den Streit der französischen Naturforscher redigiert. Kam eine Sendung Pflanzenabdrücke von Oberbergrat Kleinschrod. In diese Tage fiel ein interessantes Heft von Witzleben über Zuwachs und Abnahme des polnischen Reiches, welches bequeme Übersichten gab. Mittag Hofrat Vogel. Bedeutendes Gespräch über wechselseitig sittliche, wissenschaftliche und praktische Ausbildung. Die französische naturhistorische Streitigkeit für mich weiter verfolgt. Abends Iphigenie von Euripides. Die große tragisch-rhetorische Technik bewundert, und wie man offenbar sieht, wie er sich nach Geschmack und Forderung seines Publikums eingerichtet hat; denn der Zuschauer bleibt immer die eine Hälfte der sehr tragischen Vorstellung. Später Ottilie, welche vom Katarrh gehindert nicht auf den Bällen gewesen war, doch manches daher zu erzählen wußte.
13. 11. Weimar.
Kam ein Dankbrief von Mahr. Ich redigierte am Aufsatz über die französische Streitigkeit, ohngeachtet der wunderlichen Form doch eine genügende Übersicht dem Teilnehmenden zu verschaffen. Die Kleinschrodische Sendung weiter betrachtet und etwas Freundliches dagegen vorbereitet. Mittag Dr. Weller von Jena. Wurden die literarischen, akademischen und politischen Tendenzen durchgesprochen. Auch einiges Oberaufsichtliche. Die Euripidischen Trauerspiele ferner beachtet, zu immer größerem Erstaunen über ein Talent, das wir gar nicht mehr begreifen. Denn was gehörte dazu, nach Äschylus und Sophokles seiner Zeit genug zu tun, welche genau besehen jenen ersten nicht gewachsen war, und der daher sehr wohl tat, das Mindere zu allgemeiner Zufriedenheit in Gang zu bringen. Abends Ottilie. Agesilaus geendigt. Alexandern angefangen. Die allgemeinen und besondern Tagesbewegungen kamen zur Sprache.
14. 11. Weimar
Einiges Oberaufsichtliche. Ingleichen auf die französische Streitigkeit Bezügliches. Sonstige Umsicht. Ausgefahren in den untern Garten, daselbst die von dem Kunstgärtner Motz geschnittenen Weinstöcke zu betrachten. Nach Tische die Karlsbader Sprudelsteine nach dem Wunsche des Handelsmanns David Knoll betrachtet und einen Aufsatz dazu überlegt. Zum Euripides zurückgekehrt. Abends Ottilie. Tagesbegebenheiten. Lebensbeschreibung Alexander des Großen von Plutarch.
15. 11. Weimar
Nebenstehendes: Herrn Professor Zelter, Berlin. David Knoll, Karlsbad. Herrn Frommann, Jena. – Anderes fortgesetzt und vorbereitet. Die von Jena angekommenen Kiesel in den untern Garten geschafft. Revisor Hoffmann, wegen einer Kasseangelegenheit. Musikdirektor Eberwein, für die Medaille zu danken und über das Haupttheater und die kindlichen Nebentheater zu sprechen. Es gab einige Übersicht über die Zustände, besonders die Singstimmen betreffend. Mittag mit Wölfchen. Nach Tische die Farbenlehre angegriffen und zwar den historischen Teil. Überlegend, wie viel zu redigieren und in's Enge zu ziehen sey. Abends Professor Riemer. Die neuste Redaktion der literarischen Vorfallenheiten wegen Rameau's Neffen betreffend. Später Ottilie und die Kinder.
16. 11. Weimar.
Das Vorliegende fortgeführt. John schrieb ab am gestrig Redigierten. Der Kutscher ward auf den Holzmarkt geschickt und brachte nachher jenaische Kieselschiefer aus dem Garten herauf. Spazieren gefahren mit dem Kinde. Wolf speiste mit mir. Ich fuhr fort, den Euripides zu lesen. Abends Hofrat Meyer, Geh. Rat von Müller. Mit ersterem die Behandlungsart der Reben um Zürich, und inwiefern sie mit der Kechtischen übereinstimmt; wie man sich derselben überall genähert oder davon durch Schlendrian pp. abgewichen, wäre eine herrliche Darstellung, wenn ihr jemand gewachsen wäre, denn das Wahre liegt immer im Notwendigen, und man kommt darauf mehr oder weniger zurück.
17. 11. Weimar
Expeditionen in Bezug auf die Angelegenheit des Münzkabinetts. Nebenstehendes: Erlaß an Sekretär Kräuter, hier. Geh. Rat von Müller, Schreiben von Grafen Reinhard. – Um 12 Uhr Ihro Kaiserliche Hoheit und Demoiselle Mazelet. Nachher ein junger Mann, Namens Lenz, aus der Familie meines unseligen Jugendfreundes. Mittag Wölfchen. Nach Tische Euripidisches. Gegen Abend Dr. Eckermann einsprechend nach seiner Rückkunft. Er teilte einen interessanten Brief von Mejer in Clausthal mit. Manches bedacht. Abends Ottilie. Nahes und Fernes besprochen. Plutarchs Alexander ausgelesen. Ward auch heute das nächst Notwendige mit Kräuter wegen der von Voigtischen Münzsammlung besprochen.
18. 11. Weimar
John mundierte den Aufsatz über Rameau's Neffen. Ich brachte die Austeilung einiger Exemplare des Chaos in Ordnung. Bereitete eine Sendung an Boisserée vor. Besorgte die neusten Angelegenheiten des Dresdener Vereins. Suchte den Aufsatz bezüglich auf die französische wissenschaftliche Streitigkeit seinem Abschluß zu nähern. Mannichfaltige Sendung des Herrn von Müller. Dr. Eckermann zum ersten Mal wieder mit mir speisend. Er teilte verschiedene merkwürdige Beyspiele von einer Kulturstufe mit, welche alle Achtung verdient und manches Rätsel der Zeit auflöst. Wir besprachen ferner was zunächst in Chromaticis zu tun sey und wie man manches durchzuführen und zu komplettieren habe, wodurch der eingetretene Winter könnte nützlich zugebracht werden. Nachher Revision des historischen Teils der Farbenlehre. Abends Hofrat Riemer; einiges auf die französische Streitigkeit Bezügliche durchgegangen, auch sonstiges neuste Literarische besprochen. Besonders wurden die angekündigten Werke über Ägypten und Morea, wie es auch damit seyn möge, für die Bibliothek unentbehrlich gefunden. Ferner noch einiges über das neu einzurichtende Kabinett antiker Münzen.
19. 11. Weimar
Im naturhistorischen Fache Munda. Verschiedenes bezüglich auf oberaufsichtliche Gegenstände. Wölfchen arbeitete an seinen Theaterrezensionen. Hofrat Bachmann hatte sich melden lassen. Mittag derselbe und Hofrat Vogel zu Tische. Angenehme und gründliche Unterhaltung über Philosophie und Naturbetrachtung. Sodann ein Handelsmann mit Glasbechern, die er Serenissimo zum Kaufe anbieten wollte. Fortgesetzte Betrachtung des historischen Teils meiner Farbenlehre. Abends Hofrat Meyer. Las die Rezension über Longhi's Calcographie. Wir besahen die Kupfer von Sharp, besprachen das Blatt von Bisi nach Luini. Später Ottilie, vom gestrigen Ball sprechend bey Santis. Liebenswürdige Natürlichkeit der Gräfin Vaudreuil. Andere Persönlichkeiten, Betragen, Erwartungen und dergleichen.
20. 11. Weimar
Expedition für das von Herrn von Müller empfohlene Album. Nebenstehendes: Verordnung an Herrn Hofrat Dr. Göttling, Jena. – Fortgesetzte Betrachtung des chromatisch Geschichtlichen. Hofrat Vogel. Die bisherigen Betrachtungen über Krankheit und Heilmittellehre fortgesetzt. Fischers von Erfurt Abhandlung deshalb. Früh die Atmosphäre durchaus verfinsterndes Schneegestöber. Sodann klarer Sonnenschein. Einige Unterschriften für Wölfchen. Um 1 Uhr Herr Staatsminister von Fritsch, Nachrichten von Fräulein von Gore aus Pisa mitteilend. Mittags Dr. Eckermann, von seinem Aufenthalt im Hannöverschen und auf der Reise gemachten Bekanntschaften und Bemerkungen, bedeutend über den Zeitaugenblick gegenwärtiger Bewegungen, Charaktere und Gesinnungen. Ein Portefeuille italiänischer Zeichnungen durchgesehen. Nachts Ottilie. Vorfallenheiten des Augenblicks, Plutarchs Alexander gelesen.
21. 11. Weimar
Vormittag allein zugebracht, überlegt und vorbereitet was bis zu Ende des Jahrs zu leisten sey. Dr. Eckermann zu Tische. Wunderliches Holzschnitzwerk, den protestantischen Lehrbegriff nicht ohne Geschicklichkeit der Figuren und deren Bedeutung ausgeführt, aber auf die gemeinste Weise der Kartenmalerei koloriert. Nachts Ottilie, sodann die Kinder, welche ihren Singparoxismus hatten.
22. 11. Weimar.
Briefe an Boisseree und Zelter konzipiert. Anderes revidiert. Nebenstehendes abgesendet: Herrn Professor Dr. Zelter in Berlin, das Chaos bis Nr. 12 und eine Medaille. Anderes zur Absendung vorbereitet. Schmeller brachte die Porträte von Schwerdgeburth und Moltke. Der junge Martersteig einige Zeichnungen vorzeigend. Mittag Dr. Eckermann und Wölfchen. Kamen seine Reisebemerkungen wieder zur Sprache. Ich las hernach den Ion des Euripides abermals zu neuer Erbauung und Belehrung. Mich wunderts denn doch, daß die Aristokratie der Philologen seine Vorzüge nicht begreift, indem sie ihn mit herkömmlicher Vornehmigkeit seinen Vorgängern subordiniert, berechtigt durch den Hanswurst Aristophanes. Hat doch Euripides zu seiner Zeit ungeheure Wirkungen getan, woraus hervorgeht, daß er ein eminenter Zeitgenosse war, worauf doch alles ankommt. Und haben denn alle Nationen seit ihm einen Dramatiker gehabt, der nur wert wäre, ihm die Pantoffeln zu reichen? Hofrat Riemer war dispensiert. Sein Knabe ging heute Nacht nach Berlin ab. Später Ottilie, welche mit Gräfin Vaudreuil Visiten gemacht hatte. Schmeller brachte die Porträte von Moltke und Schwerdgeburth.
6. 11. Weimar
Nebenstehendes: An Frau Räthin Wangemann, Medaille und Gedicht. Fräulein Coudray, Medaille. Oberbaudirektor Coudray, Anfrage wegen des neuen Schloßbaues. Herrn Weigel in Leipzig die Summe von 11 Tlr. 5 Gr., eine Medaille angeschlossen für dessen Sohn. Herrn Geh. Rat von Müller, Blättchen für Frau von Martius. – Mittags mit Wölfchen gespeist. Sodann für mich. Abends bey Ottilien, wo das Singspiel Die Fischerin, komponiert von Max Eberwein in Rudolstadt, mit sehr geschmackvoll zur Dekoration arrangierten Zimmern, von den Kindern unter sorgfältiger Anleitung des Herrn Eberwein aufgeführt wurde.
7. 11. Weimar.
Für mich höchst merkwürdiger Tag, als stiller Jahresfeier meines sechsundfunfzigjährigen Wirkens in Weimar. Frau Hofrat Riemer überraschte mich mit einem sehr zierlichen Blumenkranze und Strauß. Um 11 Uhr Hofrat Riemer. Sodann Sekretär Kräuter. Beide Glück wünschend. Um 12 Uhr mit der Familie spazieren gefahren. Mit Walther gespeist. Nachher für mich. Beschäftigt mit dem durch die Franzosen aufgeregten Streit über Synthese und Analyse. Oberbaudirektor Coudray, Verabredung wegen Besichtigung der neuen Schloßzimmer. Nachts Ottilie, gesellige Vorfallenheiten. – Bericht wegen des von Voigtischen Münzkabinetts auf die Geh. Staatscanzley.
8. 11. Weimar
Schreiben von Mahler Haydon aus London, Einladung zum Ausspielen eines bedeutenden Gemäldes. Einiges konzipiert in der wissenschaftlichen Angelegenheit. Hofrat Meyer. Verschiedene Angelegenheiten mit ihm besprochen. Fuhr mit ihm spazieren. Setzte ihn bey Hofe ab. Fuhr weiter. Speiste mit Wölfchen. Betrachtete Iphigenie in Aulis näher. Noch anderes hiezu Gehöriges. Abends Hofrat Riemer. Wir setzten unsre Betrachtungen über die Euripidische Iphigenie in Aulis und die Bearbeitung des Ritter Hermann fort.
9. 11. Weimar
Nebenstehendes: An Prinzessin Auguste von Preußen, Potsdam. – Verschiedenes konzipiert und mundiert. Manches beseitigt, anderes vorbereitet. Um 12 Uhr mit Herrn Oberbaudirektor Coudray in's Schloß gefahren, die neuen Zimmer zu besehen, welche schön, angenehm und prächtig eingerichtet gefunden worden. Die gnädigsten Herrschaften und nächste Umgebung waren eben auch mit der Besichtigung beschäftigt und ich freute mich, zu dieser neuen Einrichtung Glück wünschen zu können. Allein gespeist. Abends Herr Geh. Rat von Müller, manches Neue mitheilend, anderes anregend.
10. 11. Weimar
Konzepte und Munda zum oberaufsichtlichen Geschäft und literarische Forderungen. Kam ein Schreiben von Herrn von Humboldt mit der ägyptischen Ankündigung. Auch ein Mahnebrief von Karlsbad, wegen der Strudelsteinsammlung, die man bevorwortet wünscht. Um 12 Uhr Ihro Kaiserliche Hoheit. War von der monstrosen neuen französischen Literatur die Rede. Nach 1 Uhr Kunstgärtner Motz im Garten, den uralten ungarischen Weinstock nach Kechtischer Methode zurecht zu schneiden. Er versprach für's nächste Jahr bis achtzig Trauben; in dem laufenden waren kaum sechs daran zu finden gewesen. Mit Wölfchen gespeist. Gegen Abend Demoiselle Seidler, wegen hiesiger und Dresdner Kunstangelegenheiten. Auch an mich war ein sehr angenehmes Schreiben von Herrn von Quandt gekommen. Ihro Königliche Hoheit der Großherzog. Alwine Frommann. Ottilie auf dem Hofballe. – An Wegebauinspektor Götze in Jena. An Herrn Carl Nehrlich in Karlsruhe.
11. 11. Weimar
Alles Vorliegende weiter geführt. Die ägyptische Ankündigung näher betrachtet. Exemplare des Chaos geordnet. Konzepte und Munda. Mit Walther gespeist, welcher unter vielerley Späßen seine Wünsche und Bitten anbrachte. Abends Hofrat Riemer. Wir gingen einige Aufsätze und Briefkonzepte durch. Nahmen Ritter Hermanns Iphigenia wieder vor. Es fanden sich glückliche Bemerkungen im Ganzen wie im Einzelnen.
12. 11. Weimar.
Nebenstehendes: Winterbergers Stammbuch an Hofrat Riemer zurück. Herrn Hofrat Göttling nach Jena. Herrn Professor Hermann, Leipzig. An Frau von Münchhausen nach Herrengosserstedt. –An dem Aufsatze über den Streit der französischen Naturforscher redigiert. Kam eine Sendung Pflanzenabdrücke von Oberbergrat Kleinschrod. In diese Tage fiel ein interessantes Heft von Witzleben über Zuwachs und Abnahme des polnischen Reiches, welches bequeme Übersichten gab. Mittag Hofrat Vogel. Bedeutendes Gespräch über wechselseitig sittliche, wissenschaftliche und praktische Ausbildung. Die französische naturhistorische Streitigkeit für mich weiter verfolgt. Abends Iphigenie von Euripides. Die große tragisch-rhetorische Technik bewundert, und wie man offenbar sieht, wie er sich nach Geschmack und Forderung seines Publikums eingerichtet hat; denn der Zuschauer bleibt immer die eine Hälfte der sehr tragischen Vorstellung. Später Ottilie, welche vom Katarrh gehindert nicht auf den Bällen gewesen war, doch manches daher zu erzählen wußte.
13. 11. Weimar.
Kam ein Dankbrief von Mahr. Ich redigierte am Aufsatz über die französische Streitigkeit, ohngeachtet der wunderlichen Form doch eine genügende Übersicht dem Teilnehmenden zu verschaffen. Die Kleinschrodische Sendung weiter betrachtet und etwas Freundliches dagegen vorbereitet. Mittag Dr. Weller von Jena. Wurden die literarischen, akademischen und politischen Tendenzen durchgesprochen. Auch einiges Oberaufsichtliche. Die Euripidischen Trauerspiele ferner beachtet, zu immer größerem Erstaunen über ein Talent, das wir gar nicht mehr begreifen. Denn was gehörte dazu, nach Äschylus und Sophokles seiner Zeit genug zu tun, welche genau besehen jenen ersten nicht gewachsen war, und der daher sehr wohl tat, das Mindere zu allgemeiner Zufriedenheit in Gang zu bringen. Abends Ottilie. Agesilaus geendigt. Alexandern angefangen. Die allgemeinen und besondern Tagesbewegungen kamen zur Sprache.
14. 11. Weimar
Einiges Oberaufsichtliche. Ingleichen auf die französische Streitigkeit Bezügliches. Sonstige Umsicht. Ausgefahren in den untern Garten, daselbst die von dem Kunstgärtner Motz geschnittenen Weinstöcke zu betrachten. Nach Tische die Karlsbader Sprudelsteine nach dem Wunsche des Handelsmanns David Knoll betrachtet und einen Aufsatz dazu überlegt. Zum Euripides zurückgekehrt. Abends Ottilie. Tagesbegebenheiten. Lebensbeschreibung Alexander des Großen von Plutarch.
15. 11. Weimar
Nebenstehendes: Herrn Professor Zelter, Berlin. David Knoll, Karlsbad. Herrn Frommann, Jena. – Anderes fortgesetzt und vorbereitet. Die von Jena angekommenen Kiesel in den untern Garten geschafft. Revisor Hoffmann, wegen einer Kasseangelegenheit. Musikdirektor Eberwein, für die Medaille zu danken und über das Haupttheater und die kindlichen Nebentheater zu sprechen. Es gab einige Übersicht über die Zustände, besonders die Singstimmen betreffend. Mittag mit Wölfchen. Nach Tische die Farbenlehre angegriffen und zwar den historischen Teil. Überlegend, wie viel zu redigieren und in's Enge zu ziehen sey. Abends Professor Riemer. Die neuste Redaktion der literarischen Vorfallenheiten wegen Rameau's Neffen betreffend. Später Ottilie und die Kinder.
16. 11. Weimar.
Das Vorliegende fortgeführt. John schrieb ab am gestrig Redigierten. Der Kutscher ward auf den Holzmarkt geschickt und brachte nachher jenaische Kieselschiefer aus dem Garten herauf. Spazieren gefahren mit dem Kinde. Wolf speiste mit mir. Ich fuhr fort, den Euripides zu lesen. Abends Hofrat Meyer, Geh. Rat von Müller. Mit ersterem die Behandlungsart der Reben um Zürich, und inwiefern sie mit der Kechtischen übereinstimmt; wie man sich derselben überall genähert oder davon durch Schlendrian pp. abgewichen, wäre eine herrliche Darstellung, wenn ihr jemand gewachsen wäre, denn das Wahre liegt immer im Notwendigen, und man kommt darauf mehr oder weniger zurück.
17. 11. Weimar
Expeditionen in Bezug auf die Angelegenheit des Münzkabinetts. Nebenstehendes: Erlaß an Sekretär Kräuter, hier. Geh. Rat von Müller, Schreiben von Grafen Reinhard. – Um 12 Uhr Ihro Kaiserliche Hoheit und Demoiselle Mazelet. Nachher ein junger Mann, Namens Lenz, aus der Familie meines unseligen Jugendfreundes. Mittag Wölfchen. Nach Tische Euripidisches. Gegen Abend Dr. Eckermann einsprechend nach seiner Rückkunft. Er teilte einen interessanten Brief von Mejer in Clausthal mit. Manches bedacht. Abends Ottilie. Nahes und Fernes besprochen. Plutarchs Alexander ausgelesen. Ward auch heute das nächst Notwendige mit Kräuter wegen der von Voigtischen Münzsammlung besprochen.
18. 11. Weimar
John mundierte den Aufsatz über Rameau's Neffen. Ich brachte die Austeilung einiger Exemplare des Chaos in Ordnung. Bereitete eine Sendung an Boisserée vor. Besorgte die neusten Angelegenheiten des Dresdener Vereins. Suchte den Aufsatz bezüglich auf die französische wissenschaftliche Streitigkeit seinem Abschluß zu nähern. Mannichfaltige Sendung des Herrn von Müller. Dr. Eckermann zum ersten Mal wieder mit mir speisend. Er teilte verschiedene merkwürdige Beyspiele von einer Kulturstufe mit, welche alle Achtung verdient und manches Rätsel der Zeit auflöst. Wir besprachen ferner was zunächst in Chromaticis zu tun sey und wie man manches durchzuführen und zu komplettieren habe, wodurch der eingetretene Winter könnte nützlich zugebracht werden. Nachher Revision des historischen Teils der Farbenlehre. Abends Hofrat Riemer; einiges auf die französische Streitigkeit Bezügliche durchgegangen, auch sonstiges neuste Literarische besprochen. Besonders wurden die angekündigten Werke über Ägypten und Morea, wie es auch damit seyn möge, für die Bibliothek unentbehrlich gefunden. Ferner noch einiges über das neu einzurichtende Kabinett antiker Münzen.
19. 11. Weimar
Im naturhistorischen Fache Munda. Verschiedenes bezüglich auf oberaufsichtliche Gegenstände. Wölfchen arbeitete an seinen Theaterrezensionen. Hofrat Bachmann hatte sich melden lassen. Mittag derselbe und Hofrat Vogel zu Tische. Angenehme und gründliche Unterhaltung über Philosophie und Naturbetrachtung. Sodann ein Handelsmann mit Glasbechern, die er Serenissimo zum Kaufe anbieten wollte. Fortgesetzte Betrachtung des historischen Teils meiner Farbenlehre. Abends Hofrat Meyer. Las die Rezension über Longhi's Calcographie. Wir besahen die Kupfer von Sharp, besprachen das Blatt von Bisi nach Luini. Später Ottilie, vom gestrigen Ball sprechend bey Santis. Liebenswürdige Natürlichkeit der Gräfin Vaudreuil. Andere Persönlichkeiten, Betragen, Erwartungen und dergleichen.
20. 11. Weimar
Expedition für das von Herrn von Müller empfohlene Album. Nebenstehendes: Verordnung an Herrn Hofrat Dr. Göttling, Jena. – Fortgesetzte Betrachtung des chromatisch Geschichtlichen. Hofrat Vogel. Die bisherigen Betrachtungen über Krankheit und Heilmittellehre fortgesetzt. Fischers von Erfurt Abhandlung deshalb. Früh die Atmosphäre durchaus verfinsterndes Schneegestöber. Sodann klarer Sonnenschein. Einige Unterschriften für Wölfchen. Um 1 Uhr Herr Staatsminister von Fritsch, Nachrichten von Fräulein von Gore aus Pisa mitteilend. Mittags Dr. Eckermann, von seinem Aufenthalt im Hannöverschen und auf der Reise gemachten Bekanntschaften und Bemerkungen, bedeutend über den Zeitaugenblick gegenwärtiger Bewegungen, Charaktere und Gesinnungen. Ein Portefeuille italiänischer Zeichnungen durchgesehen. Nachts Ottilie. Vorfallenheiten des Augenblicks, Plutarchs Alexander gelesen.
21. 11. Weimar
Vormittag allein zugebracht, überlegt und vorbereitet was bis zu Ende des Jahrs zu leisten sey. Dr. Eckermann zu Tische. Wunderliches Holzschnitzwerk, den protestantischen Lehrbegriff nicht ohne Geschicklichkeit der Figuren und deren Bedeutung ausgeführt, aber auf die gemeinste Weise der Kartenmalerei koloriert. Nachts Ottilie, sodann die Kinder, welche ihren Singparoxismus hatten.
22. 11. Weimar.
Briefe an Boisseree und Zelter konzipiert. Anderes revidiert. Nebenstehendes abgesendet: Herrn Professor Dr. Zelter in Berlin, das Chaos bis Nr. 12 und eine Medaille. Anderes zur Absendung vorbereitet. Schmeller brachte die Porträte von Schwerdgeburth und Moltke. Der junge Martersteig einige Zeichnungen vorzeigend. Mittag Dr. Eckermann und Wölfchen. Kamen seine Reisebemerkungen wieder zur Sprache. Ich las hernach den Ion des Euripides abermals zu neuer Erbauung und Belehrung. Mich wunderts denn doch, daß die Aristokratie der Philologen seine Vorzüge nicht begreift, indem sie ihn mit herkömmlicher Vornehmigkeit seinen Vorgängern subordiniert, berechtigt durch den Hanswurst Aristophanes. Hat doch Euripides zu seiner Zeit ungeheure Wirkungen getan, woraus hervorgeht, daß er ein eminenter Zeitgenosse war, worauf doch alles ankommt. Und haben denn alle Nationen seit ihm einen Dramatiker gehabt, der nur wert wäre, ihm die Pantoffeln zu reichen? Hofrat Riemer war dispensiert. Sein Knabe ging heute Nacht nach Berlin ab. Später Ottilie, welche mit Gräfin Vaudreuil Visiten gemacht hatte. Schmeller brachte die Porträte von Moltke und Schwerdgeburth.
23. 11. Weimar
Nebenstehendes expediert: Herrn Dr. Sulpiz Boisserée in München, Gipsabguß, Chaos und Medaille. An Fräulein Adele Schopenhauer nach Bonn ein Buch. Herrn Professor Zelter, Berlin. An den Museumsschreiber Färber in Jena Quittungen zurück. – Anderes vorbereitet. Herr Soret schickte seine Trilogie, die im Sinne der Zeit recht vorzüglich gedichtet ist. Neureuther schrieb über eine Subscription zu neuen Randzeichnungen. Mittag Dr. Eckermann. Ich hatte dem Jon des Euripides abermals meine Betrachtung gewidmet und das Werk von der Seite hoher sittlicher Rhetorik betrachtet. In jenem Sinn zeugt es von der größten Reinheit, in diesem von der größten Gewandtheit. Abends Ottilie. Gelesen Agis, König von Sparta.
24. 11. Weimar
Nebenstehendes: An Frau Staatsminister von Voigt, hier. Herrn Dr. Sulpiz Boisserée, München. – Kamen die Vorlesungen von Dr. Carus an. Um 12 Uhr Ihro Hoheit die Frau Großherzogin. Mittags speiste Wölfchen mit mir. Nach Tische Carus' Psychologie. Ottilie ging auf den Hofball. Die drey Kinder brachten den Abend bey mir zu. War ein jedes in seiner Art unterhaltend. Alma beschäftigte sich sehr artig mit Bleystift und Papier.
25. 11. Weimar.
Nebenstehendes: Herrn Hofrat Soret, hier. Herrn Geh. Rat von Müller. – In der Wiener Zeitschrift Rückerts Rezension von Schlegels indischen Bearbeitungen. Darmstädtisches Programm über leichtere Erlernung fremder Sprachen. Mittag Dr. Eckermann und Walther. Letzterer produzierte singend den größten Teil von Chelards Macbeth. Es ist wundersam, wie solche eingeborne Fähigkeiten durch äußere lebhafte Anlässe sich entwickeln und steigern. Ich fuhr fort in Carus Psychologie zu lesen. Besorgte vieles rechts und links. Einige angenehme Entwicklungen bezüglich auf Vertikal- und Spiraltendenz der Pflanzen gelangen mir. Abend Hofrat Riemer, gingen einige Konzepte, sodann aber den Zelterischen Briefwechsel 1830 durch.
26. 11. Weimar.
Mehrere Konzepte. Betrachtete ferner Herrn Sorets Trilogie. Verschiedene Sendungen mehr fordernd als bringend. Freundliches Anerkennen von Nehrlich Vater. Ottilie frühstückte mit mir. Erzählung vom gestrigen Ball. Verhandlung wegen Neureuther und andern Novissimis. Auch über die Pedanterie der englischen Titulatur bei Gelegenheit einiger Briefe und neuer Verhältnisse. Nachher fuhr ich fort das Nächste zu beseitigen. Besuchte mich Rentamtmann Mahr von Ilmenau. Speiste mit mir und Hofrat Vogel. Wurde manches über genannten Ort, seine Umgebung und Tätigkeiten gesprochen. Auch zuletzt manches Bedeutende über die Zustände des Augenblicks. Blieb für mich. Las in Carus Psychologie fernerhin und bedachte, wie dieses allgemeine Schema sich in meiner besondern Individualität manifestiere, und ich fand, daß zu Darstellung derselben eine umgekehrte Methode stattfinden müsse. Abends Ottilie. Im Werk seiende dramatische Unterhaltungen der Gesellschaft und was dabei wie gewöhnlich sich für Unbilden hervortun. Kleomenes, König von Sparta, ward gelesen. Ein Los der Frankfurter Lotterie für die achtzigste Klasse ward nach der löblichen Kollektantenmanier statt hundert Talern Gewinn eingesendet. – Herrn Hofrat Soret, eine Sendung zur Übersetzung.
27. 11. Weimar
Nebenstehendes expedirt: An Doris Zelter, Berlin. Herrn Eugen Neureuther nach München. – Anderes vorbereitet. Besonders die letzte Sendung an den Dresdner Kunstverein. Anderes Häusliche geordnet. Um 12 Uhr Herr Erbgroßherzog, Herr Hofrat Soret. Ich zeigte ihnen die neapolitanischen Gouachen. Mit Herrn Hofrat Soret Gespräch über seine schätzbaren Gedichte. Mittag Dr. Eckermann, welcher seine wohlangestellten Versuche auf die geforderten Farben bezüglich vorlegte. Las ich die Miscellen und die Minerva von Bran und fand nach dem Tode des wackern Mannes eine ganz schickliche Fortsetzung. Später Ottilie, die von Hof kam, und die Kinder gleichfalls, die sich über die Plumpsackpüffe bey etwas lebhaftem Spiel bey dem Erbgroßherzog beklagten. Ich setzte obige Lektüre noch weiter in die Nacht fort.
28. 11. Weimar
Manches vorbereitet. Selbst mundiert. Briefkonzepte diktiert. Kam ein heiterer Brief von Zelter. Nach 12 Uhr Serenissimus. Im Stillen und fortwährend Betrachtung und Entwicklung des Pflanzenorganismus. Mittags Dr. Eckermann. Er brachte den Aufsatz über die Landschaftsmaler zur Sprache und holte den Entwurf herbey, den ich durchging und mir die Angelegenheit wieder in's Gedächtnis rief. Ich zeigte ihm das Portefeuille mit einigen Poussins und viel Glaubers. Wir sprachen über die beyden Maler Preller und Kaiser und ihre in's Wilde und Triste gehenden Tendenzen. Ich verfolgte nachher diese Gedanken. Abends las Wölfchen in dem romantischen Bildersaal großer Erinnerungen aus der Geschichte des österreichischen Hauses. Gut gewählt und unterhaltend genug. Ich hatte früh ein Schreiben an Herrn Minister von Humboldt dictirt. Später Ottilie, das Leben des Kleomenes auslesend.
29. 11. Weimar.
Nebenstehendes expediert: Herrn Hofrat Winkler, Abschluß der Angelegenheiten des Kunstvereins, 30 Tlr. baar. B. R. Haydon, Esq., Historical Painter, London. Billet an Herrn Soret, wegen anzuschaffender Münzen für den Erbgroßherzog. – Speiste mit Dr. Eckermann, Unterhaltung über unsere beiden Landschaftsmaler Preller und Kaiser und die wunderbare Tendenz des talentvollen ersten zur Einsamkeit u.s.w. etc., wobei an keine freie Aussicht in die landschaftliche Welt zu denken ist. Was haben sich diese armen Menschen in Italien in ihrer chimärischen Deutschhaftigkeit bestärkt. Herr Geh. Rat von Müller, zu Knebels morgendem Geburtstag auf Jena reisend und einiges zur Teilnahme mitnehmend. Abends Hofrat Riemer. Einige Konzepte durchgegangen. Betrachtung über manches Ethisch-Ästhetische.
30. 11. Weimar
Auf Häusliches bezüglich. Holz angekauft. Munda von Briefen. Um 12 Uhr die Frau Großherzogin und Mademoiselle Mazelet. Vergnügen der trefflichen Dame über Wohlgelungenes in der Erziehung und öffentlichen Verhältnissen. Nachher zu meiner Tochter, wo ich Dr. Pfeiffer traf, einen bayerischen Arzt, der in's nördliche Deutschland gereist war, die Cholera zu beobachten, und die tröstliche Überzeugung gewonnen hatte und mitzuteilen suchte, daß sie nicht ansteckend sey. Einige scherzhafte Wechselreden über einen so bedenklichen Gegenstand. Mittags Dr. Eckermann. Fortgesetzte gestrige Unterhaltung. Ich ging mit ihm das Portefeuille sowie Sammlungen von Claude Lorrain, Poussin und Glauber durch, wie ich gestern schon getan hatte. Las Marion Delorme von Victor Hugo. Nachher Unterhaltung mit Ottilien. Über die neue französische dramatische Kunst.
Gesamtübersicht Tagebücher
weiter
Goethe auf meiner Seite
24. 11. Weimar
Nebenstehendes: An Frau Staatsminister von Voigt, hier. Herrn Dr. Sulpiz Boisserée, München. – Kamen die Vorlesungen von Dr. Carus an. Um 12 Uhr Ihro Hoheit die Frau Großherzogin. Mittags speiste Wölfchen mit mir. Nach Tische Carus' Psychologie. Ottilie ging auf den Hofball. Die drey Kinder brachten den Abend bey mir zu. War ein jedes in seiner Art unterhaltend. Alma beschäftigte sich sehr artig mit Bleystift und Papier.
25. 11. Weimar.
Nebenstehendes: Herrn Hofrat Soret, hier. Herrn Geh. Rat von Müller. – In der Wiener Zeitschrift Rückerts Rezension von Schlegels indischen Bearbeitungen. Darmstädtisches Programm über leichtere Erlernung fremder Sprachen. Mittag Dr. Eckermann und Walther. Letzterer produzierte singend den größten Teil von Chelards Macbeth. Es ist wundersam, wie solche eingeborne Fähigkeiten durch äußere lebhafte Anlässe sich entwickeln und steigern. Ich fuhr fort in Carus Psychologie zu lesen. Besorgte vieles rechts und links. Einige angenehme Entwicklungen bezüglich auf Vertikal- und Spiraltendenz der Pflanzen gelangen mir. Abend Hofrat Riemer, gingen einige Konzepte, sodann aber den Zelterischen Briefwechsel 1830 durch.
26. 11. Weimar.
Mehrere Konzepte. Betrachtete ferner Herrn Sorets Trilogie. Verschiedene Sendungen mehr fordernd als bringend. Freundliches Anerkennen von Nehrlich Vater. Ottilie frühstückte mit mir. Erzählung vom gestrigen Ball. Verhandlung wegen Neureuther und andern Novissimis. Auch über die Pedanterie der englischen Titulatur bei Gelegenheit einiger Briefe und neuer Verhältnisse. Nachher fuhr ich fort das Nächste zu beseitigen. Besuchte mich Rentamtmann Mahr von Ilmenau. Speiste mit mir und Hofrat Vogel. Wurde manches über genannten Ort, seine Umgebung und Tätigkeiten gesprochen. Auch zuletzt manches Bedeutende über die Zustände des Augenblicks. Blieb für mich. Las in Carus Psychologie fernerhin und bedachte, wie dieses allgemeine Schema sich in meiner besondern Individualität manifestiere, und ich fand, daß zu Darstellung derselben eine umgekehrte Methode stattfinden müsse. Abends Ottilie. Im Werk seiende dramatische Unterhaltungen der Gesellschaft und was dabei wie gewöhnlich sich für Unbilden hervortun. Kleomenes, König von Sparta, ward gelesen. Ein Los der Frankfurter Lotterie für die achtzigste Klasse ward nach der löblichen Kollektantenmanier statt hundert Talern Gewinn eingesendet. – Herrn Hofrat Soret, eine Sendung zur Übersetzung.
27. 11. Weimar
Nebenstehendes expedirt: An Doris Zelter, Berlin. Herrn Eugen Neureuther nach München. – Anderes vorbereitet. Besonders die letzte Sendung an den Dresdner Kunstverein. Anderes Häusliche geordnet. Um 12 Uhr Herr Erbgroßherzog, Herr Hofrat Soret. Ich zeigte ihnen die neapolitanischen Gouachen. Mit Herrn Hofrat Soret Gespräch über seine schätzbaren Gedichte. Mittag Dr. Eckermann, welcher seine wohlangestellten Versuche auf die geforderten Farben bezüglich vorlegte. Las ich die Miscellen und die Minerva von Bran und fand nach dem Tode des wackern Mannes eine ganz schickliche Fortsetzung. Später Ottilie, die von Hof kam, und die Kinder gleichfalls, die sich über die Plumpsackpüffe bey etwas lebhaftem Spiel bey dem Erbgroßherzog beklagten. Ich setzte obige Lektüre noch weiter in die Nacht fort.
28. 11. Weimar
Manches vorbereitet. Selbst mundiert. Briefkonzepte diktiert. Kam ein heiterer Brief von Zelter. Nach 12 Uhr Serenissimus. Im Stillen und fortwährend Betrachtung und Entwicklung des Pflanzenorganismus. Mittags Dr. Eckermann. Er brachte den Aufsatz über die Landschaftsmaler zur Sprache und holte den Entwurf herbey, den ich durchging und mir die Angelegenheit wieder in's Gedächtnis rief. Ich zeigte ihm das Portefeuille mit einigen Poussins und viel Glaubers. Wir sprachen über die beyden Maler Preller und Kaiser und ihre in's Wilde und Triste gehenden Tendenzen. Ich verfolgte nachher diese Gedanken. Abends las Wölfchen in dem romantischen Bildersaal großer Erinnerungen aus der Geschichte des österreichischen Hauses. Gut gewählt und unterhaltend genug. Ich hatte früh ein Schreiben an Herrn Minister von Humboldt dictirt. Später Ottilie, das Leben des Kleomenes auslesend.
29. 11. Weimar.
Nebenstehendes expediert: Herrn Hofrat Winkler, Abschluß der Angelegenheiten des Kunstvereins, 30 Tlr. baar. B. R. Haydon, Esq., Historical Painter, London. Billet an Herrn Soret, wegen anzuschaffender Münzen für den Erbgroßherzog. – Speiste mit Dr. Eckermann, Unterhaltung über unsere beiden Landschaftsmaler Preller und Kaiser und die wunderbare Tendenz des talentvollen ersten zur Einsamkeit u.s.w. etc., wobei an keine freie Aussicht in die landschaftliche Welt zu denken ist. Was haben sich diese armen Menschen in Italien in ihrer chimärischen Deutschhaftigkeit bestärkt. Herr Geh. Rat von Müller, zu Knebels morgendem Geburtstag auf Jena reisend und einiges zur Teilnahme mitnehmend. Abends Hofrat Riemer. Einige Konzepte durchgegangen. Betrachtung über manches Ethisch-Ästhetische.
30. 11. Weimar
Auf Häusliches bezüglich. Holz angekauft. Munda von Briefen. Um 12 Uhr die Frau Großherzogin und Mademoiselle Mazelet. Vergnügen der trefflichen Dame über Wohlgelungenes in der Erziehung und öffentlichen Verhältnissen. Nachher zu meiner Tochter, wo ich Dr. Pfeiffer traf, einen bayerischen Arzt, der in's nördliche Deutschland gereist war, die Cholera zu beobachten, und die tröstliche Überzeugung gewonnen hatte und mitzuteilen suchte, daß sie nicht ansteckend sey. Einige scherzhafte Wechselreden über einen so bedenklichen Gegenstand. Mittags Dr. Eckermann. Fortgesetzte gestrige Unterhaltung. Ich ging mit ihm das Portefeuille sowie Sammlungen von Claude Lorrain, Poussin und Glauber durch, wie ich gestern schon getan hatte. Las Marion Delorme von Victor Hugo. Nachher Unterhaltung mit Ottilien. Über die neue französische dramatische Kunst.
Gesamtübersicht Tagebücher
weiter
Goethe auf meiner Seite
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen