Was hast du schwaches kleines Weib getragen
Durchs Hochgebirge, Kranke zu erfrischen,
Der Armut in den Winkeln aufzutischen! -
Man wird von dir nicht singen und nicht sagen.
Als Kind gabst du den Tieren schon das Süße,
Den Kleinen Milch, daß sie der Herr behüte.
Die Leute tauften dann als „Berg der Güte“
Den Steilhang, der dir wundete die Füße.
Vor keinen Lasten wurdest du verdrossen
Und sagtest, fandest du ein Brotverlangen
Im Fiebergrund auf hohlen Kinderwangen,
Du hättest schon dein Abendmahl genossen.
Du trachtest nach Schmuck nicht noch nach Kleide,
Und Schmuck war dir, den alten Mann im Sessel
Zu küssen, Schmuck der Tau im Felsenkessel,
Dein Kleid trug schon das Kuhkalb auf der Weide.
So lief dein Leben fort durch die Jahrzehnte,
Bis daß, als ihrer viel vergangen waren,
Dein Herz sich und dein Kopf in grauen Haaren
Einmal nach einer Feierpause sehnte.
Da bist du selbst den Hang hinabgefallen,
Da drehte sich die Welt um dich im Schwindel,
Der Teufel schrie, ein Kindlein in der Windel,
Und blutig waren beider Hände Ballen.
Da suchtest du, womit man Wunden reinigt.
Dein Blut fiel in die Stuben, groß wie Gulden.
Man wollte sich mit dir nicht lang gedulden.
An jeder Quelle wurdest du gesteinigt.
Nun will für dich mehr keine Sonne tagen.
Den sich dein Fuß so oft hinabbemühte,
Er liegt nun hinter dir, der „Berg der Güte“ .
Man wird von dir nicht singen und nicht sagen.
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