
1813
Am 10. August reiste Goethe von Teplitz ab, blieb bis zum 17. in Dresden und kehrte am 19., abends 9 Uhr, nach einer Abwesenheit von mehr als vier Monaten, nach Weimar zurück. -Eine Unpäßlichkeit, die ihn am 22. befiel und sogar das Herbeirufen des Arztes nötig machte, scheint die Seinigen veranlaßt zu haben, ihn zu einem kleinen Ausflug in den Thüringer Wald zu bereden. Während der Fahrt von Weimar nach Stadtilm entstand das folgende Gedicht, eine nachträgliche Huldigung für Christiane zum 12 .Juli, dem Gedenktag ihrer 25 jährigen Verbindung. Das Blättchen, eigenhändig mit Bleistift geschrieben, wurde, eilig gefaltet, sofort von Stadtilm nach Weimar gesandt; die Adresse, gleichfalls mit Bleistift geschrieben, lautet: >Frau v.Goethe<.
216. Goethe
[Stadtilm, 26. August 1813.]
Ich ging im Walde
So vor mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn.
Im Schatten sah ich
Ein Blümchen stehn,
Wie Sterne blinkend,
Wie Äuglein schön.
Ich wollt es brechen,
Da sagt’ es fein:
Soll ich zum Welken
Gebrochen sein?
Mit allen Wurzeln
Hob ich es aus
Und trugs zum (1) Garten
Am hübschen Haus.
Ich pflanzt es wieder
Am kühlen Ort;
Nun zweigt und blüht es
Mir immer fort.
26. August 1813.
1. >trugs zum< über gestrichenem >pflanzts im<.
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