> Gedichte und Zitate für alle: Briefwechsel Goethe mit seiner Frau Christiane: Goethe 30.08. 1815 (250)

2015-05-31

Briefwechsel Goethe mit seiner Frau Christiane: Goethe 30.08. 1815 (250)




1815

238. Goethe

Endlich muß ich denn doch die Stockung unterbrechen, die in unsern Briefwechsel gekommen ist. Täglich hoffte auf Briefe von Dir, da mir August unter dem 7. August Deine Ankunft und Geburtstagsfeier gemeldet hatte. Wahrscheinlich habt ihr mir nicht mehr geschrieben, weil ich die Absicht äußerte, früher zu kommen. Folgendes zum Ersatz des bisherigen Schweigens.

Am 11. August fuhr ich von Wiesbaden ab, mit Boisseree nach Mainz; am 12. durch Frankfurt auf die Gerbermühle, wo ich freundlichst empfangen wurde. Die ersten Tage ungünstige Witterung, doch wurde die Stadt besucht, Freunde und Sammlungen. Am 16. überraschten mich Abends Herzog und Herzogin von Cumberland. Am 17. fand den Erbgroßherzog von Mecklenburg-Strelitz und Frau von Berg noch im >Römischen Kaisers<. Jenes hohe Paar war schon abgereist.

Von da bis zum 21. Täglich Besuch, Mittagsgäste, Abendspazierfahrt. Nun holte Herr Nikolaus Schmidt mich ab aufs Forsthaus, zum Hochzeitsfeste einer Enkelin (1) der Tante Melber.

Den 22. In der Stadt. Grambs’ Cabinet. Bei Schlossers zu Tische. Gemälde bei Städel.

Den 24. Kam Dr. Seebeck. Mit ihm nach der Stadt. Bei Herrn von Hügel gespeist. Bis zum 27. Beschäftigung mit Seebeck, Boisseree, Schlosser. Ersterer zog auf die Mühle. Die andern gingen ab und zu. Wie mehrere Freunde.

Den 28. Früh Musik auf dem Wasser. Allerlei artige und lustige Geschenke. Gesellschaft zu Tische. Wobei Riese und die Obbenannten. Nach Tische mehrere. Sehr schöner Tag. Die Gegend herrlich. Und so sind wir denn bis hierher gelangt. Schreibe mir weniges. Von Deinem Befinden vorzüglich. Bei Schlossers findet mich der Brief. Von mir hört ihr noch. Seidenmuster lege ich bei. Sende das gewählte gleich zurück. Die Messe ist noch nicht angegangen, und schon wird wüthend gekauft und verkauft. Nun Adieu. Grüße und liebe.

[Frankfurt,] den 30. August 1815. 

G.

Die Muster schicke nicht. Ich will das gefälligste wählen, damit es nicht weggekauft werde.




1. Demoiselle Neuburg; sie heiratete einen Baumeister Heß.

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