> Gedichte und Zitate für alle: K.v.Müller-Unterhaltungen m. Goethe: 18. September 1823 (59)

2015-07-22

K.v.Müller-Unterhaltungen m. Goethe: 18. September 1823 (59)



 18. September 1823. 



Meines kleinen Paten Wolf heutiger Geburtstag führte mich zu Ottilien und nachher zum alten Herrn, bei dem ich Meyern antraf. Goethe kritisierte bitter die letzte Humboldtsche Vorlesung über Vulcane. (1) Dieser Freund, sagte er, hat eigentlich nie höhere Methode gehabt, bloß viel gesunden Verstand, viel Eifer und Beharrlichkeit.


Im Aesthetischen mag Jeder noch jeder allenfalls glauben un fühlen, wie er will, aber in den Naturwissenschaften ist das Falsche und Absurde rein unerträglich.


Meyer mußte Nees von Einbecks treffliche Schilderung , des hochbejahrten philosophischen Sonderlings Rose, bei Bonn, vorlesen, der mit Goethe in den Naturwissenschaften so sehr übereinstimmt, und von dem er Näheres hatte wissen wollen.


Als das Gespräch auf die jetzigen Bestrebungen der Monarchisten fiel, Freiheit und Aufklärung zu hemmen, sagte Goethe: Im Prinzip, das Bestehende zu erhalten, Revolutionärem vorzubeugen, stimme ich ganz mit ihnen überein, nur nicht in den Mitteln dazu. Sie nämlich rufen die Dummheit und die Finsternis zu Hilfe, ich den Verstand und das Licht.


Er sprach dann von Meteorologie und wie er den Einfluß der Planeten und selbst des Mondes verwerfe, nichts auf den Thermometer und alles auf den Barometer setze. 
Je mehr er auf seine Studien kam, je lebendiger und heiterer wurde er und erregte auch in mir lebhaftere Arbeitslust. Ich erzählte aus Quentin Durward, was ihn sehr interessierte. Im ganzen fühlte man jedoch durch, daß er nicht heiter gestimmt ist, ungern sich wieder in die hiesige Lebensweise resigniert. Die öfteren Pausen seines sonst so lebendig fortfließenden Gesprächs immer wieder mit neuen interessanten Gegenständen auszufüllen, war keine leichte Aufgabe.



1. Über den Bau und die Wirksamkeit von Vulcanen in Leonards Jahrbuch und dan besonders gedruckt. 1824




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