> Gedichte und Zitate für alle: K.v.Müller-Unterhaltungen m. Goethe:Sonntags 28. März (155)

2015-08-08

K.v.Müller-Unterhaltungen m. Goethe:Sonntags 28. März (155)




Sonntags, 28. März 


Goethe zeigte uns seine Präparate von Schnepfenköpfen, merkwürdig wegen der ungeheuer großen Augen. Darauf kam das Gespräch auf vergleichende Anatomie, und Goethe wiederholte, was in seinem Gedichte Metamorphose des Tierreichs vorkommt: Gott selbst könne keinen Löwen mit Hörnern schaffen, weil er nicht die von ihm selbst für notwendig erkannten Naturgesetze umstoßen könne. 


Überhaupt hätten die Franzosen seit Voltaire, Buffon und Diderot doch eigentlich keine Schrift-steiler erster Größe gehabt, keinen, bei dem die geniale Kraft, die Löwentatze so recht entschieden hervorgetreten. Wenn die Franzosen sich mausig machen, so will ich es ihnen noch vor meinem seligen Ende recht derb und deutlich vorsagen. Ach, wenn man so lange gelebt hat wie ich und über ein halbes Jahrhundert mit so klarem Bewußtsein zurückschaut, so wird einem das Zeug alles, was geschrieben wird, recht ekelhaft.


Seit ich keine Zeitungen mehr lese, bin ich ordentlich wohler und geistesfreier. Man kümmert sich doch nur um das, was andere tun und treiben, und versäumt, was einem zunächst obliegt. 


Ich habe Natur und Kunst eigentlich immer nur egoistisch studiert, nämlich um mich zu unterrichten. Ich schrieb auch nur darüber, um mich immer weiter zu bilden. Was die Leute daraus machen, ist mir einerlei. Er wurde immer redseliger und behaglicher, doch nicht recht gemütlich.




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