31. Dezember
Kopenhagen. Christian zu Stolberg an Voß
Noch ein Glück haben Sie: daß Sie „Werthers Leiden“ zu einer Zeit gelesen haben, da Sie schon mitempfinden konnten. O ich kann Ihnen nicht sagen, wie ich das Büchelchen liebe! Es legt sich ganz um mein Herz herum, und so sehr harmoniert es mit mir, daß ich in jedem Raisonnement und in jedem Gesicht mich erkenne. O der gute Goethe! ich habe ihn schon manches Mal dafür zärtlich umarmt!
Das ist ein rechtes Nationalbuch. Denn wahrlich niemand als ein Deutscher konnte es schreiben, und kein anderer kann es nachempfinden. Aber leider wie vielen unserer Landesleute wird es Torheit und Ärgernis sein! Ich habe es noch an niemand gegeben, als von dem ich weiß, daß er’s ganz empfindet, und davon sind hier sehr wenige.
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