> Gedichte und Zitate für alle: J.W.v.Goethe-Urfaust-12.Szene- Gretchens Stube

2015-10-08

J.W.v.Goethe-Urfaust-12.Szene- Gretchens Stube



Gretchens Stube

GRETCHEN (am Spinnrocken allein.)
Meine Ruh ist hin,
Mein Herz ist schwer;
Ich finde sie nimmer
Und nimmermehr.

Wo ich ihn nicht hab,
Ist mir das Grab,
Die ganze Welt
Ist mir vergällt.

Mein armer Kopf
Ist mir verrückt,
Mein armer Sinn
Ist mir zerstückt.

Meine Ruh ist hin,
Mein Herz ist schwer;
Ich finde sie nimmer
Und nimmermehr.

Nach ihm nur schau ich
Zum Fenster hinaus,
Nach ihm nur geh ich
Aus dem Haus.

Sein hoher Gang,
Sein' edle Gestalt,
Seines Mundes Lächlen,
Seiner Augen Gewalt

Und seiner Rede
Zauberfluß,
Sein Händedruck
Und, ach, sein Kuß!

Meine Ruh ist hin,
Mein Herz ist schwer;
Ich Ende sie nimmer
Und nimmermehr.

Mein Schoß, Gott! drängt
Sich nach ihm hin.
Ach dürft ich fassen
Und halten ihn

Und küssen ihn
So wie ich wollt,
An seinen Küssen
Vergehen sollt!


Goethe auf meiner Seite                                                           zur dreizehnten Szene

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