> Gedichte und Zitate für alle: J.W.v.Goethe-Urfaust-15.Szene- Zwinger

2015-10-10

J.W.v.Goethe-Urfaust-15.Szene- Zwinger





Zwinger

In der Mauerhöhle ein Andachtsbild der Mater
dolorosa, Blumenkrüge davor.

GRETCHEN, (gebeugt, schwenkt die Krüge im
nächsten Brunn, füllt sie mit frischen Blumen, die
sie mitbrachte.)

Ach neige,
Du Schmerzenreiche,
Dein Antlitz ab zu meiner Not!

Das Schwert im Herzen,
Mit tauben Schmerzen
Blickst auf zu deines Sohnes Tod!

Zum Vater blickst du,
Und Seufzer schickst du
Hinauf um sein und deine Not!

Wer fühlet,
Wie wühlet
Der Schmerz mir im Gebein?

Was mein armes Herz hier banget,
Was es zittert, was verlanget,
Weißt nur du, nur du allein.

Wohin ich immer gehe,
Wie weh, wie weh, wie wehe
Wird mir im Busen hier!
Ich bin, ach, kaum alleine,
Ich wein, ich wein, ich weine,
Das Herz zerbricht in mir.

Die Scherben vor meinem Fenster
Betaut ich mit Tränen, ach!
Als ich am frühen Morgen
Dir diese Blumen brach.

Schien hell in meine Kammer
Die Sonne früh herauf,
Saß ich in allem Jammer
In meinem Bett schon auf.
Hilf retten mich von Schmach und Tod!
Ach neige,
Du Schmerzenreiche,
Dein Antlitz ab zu meiner Not!


Goethe auf meiner Seite                                                           zur sechzehnten Szene

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