> Gedichte und Zitate für alle: W. Bode: Goethe in vertraulichen Briefen... 12.12.1787 Karoline Herder an ihren Mann (460)

2015-11-21

W. Bode: Goethe in vertraulichen Briefen... 12.12.1787 Karoline Herder an ihren Mann (460)



12. Dezember

Weimar. Karoline Herder an ihre Mann

Goethe kam ... zu mir, um zu hören, was ich Gutes von Dir hätte. Er nahm an allem teil und besonders, daß die Herzogin [Amalia] so artig gegen Dich ist ...

Kurz, Goethe erzählte mir, daß der Herzog ihn darüber [über das Mißverhältnis Herders zu Friedrich von Dalberg und der Frau von Seckendorff] befragt und daß er nicht umhin gekonnt hätte, ihm die Wahrheit zu sagen. Darauf habe der Herzog gesagt: „Wenn Herder was braucht, so will ich’s ihm geben.“ Goethe lehnte es aber ab und sagte: „Für diesmal muß Dalberg zahlen, und ist hierüber alles in Richtigkeit; wenn Sie aber zu einer andern Zeit etwas für ihn tun wollen, so tun Sie’s.“ Mich dünkt, diese Antwort war von Goethe ganz verständig und gut. Ich hoffe nicht, daß Du darüber ungehalten wirst ... 

Goethe grüßt Dich herzlich. Moritzens Gegenwart tut ihm sehr gut, und er muß so lange hier bei ihm bleiben, bis „Tasso“ fertig ist ...

Die Frau von Berg ist vor vierzehn Tagen hier durchgekommen ... Man sagt, sie sei sehr artig gegen Goethe gewesen und er gegen sie ...

Ich bin diesen Nachmittag zu Frau von Stein eingeladen worden, weil Moritz bei ihr war. Goethe blieb nur eine Stunde noch da; wir waren heiter. Die Kalbin kam auch, und die Gelegenheit gab’s, daß Moritz über die dramatische Kunst gar hübsche Sachen sagte.

Karoline Friederike von Berg, geb v. Häseler (1760-1826) war 1783 mit ihren Gatten, einen Halberstädter Domherrn, in Weimar gewesen. Eine sehr geistvolle Frau. 1793 wurde sie Hofdame der nachmaligen Königin Luise.

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