19. Januar
Weimar. Karoline Herder an ihren Mann
Wiederholt hatte sie schon gerühmt, wie angenehm belehrend Moritzens Gesellschaft für sie und andere Damen sei
Moritz ist der Prophet über Goethe und schließt den eigentlichen Sinn über seine Stücke auf und weiß den Mittelpunkt ...
Die Kalb war gestern auch bei mir, da er gerade da war, und da den Tag vorher „Kabale und Liebe“ von Schiller gespielt worden, so mußte sie’s dulden, daß er das Stück zergliederte und bewies, daß kein Funke poetisches Drama darinnen sei. Das ganze Gespräch lief darauf hinaus, daß man nichts Schlechtes dulden müsse und daß man dafür das Gute zehn- und zwanzigmal, ja bis zum Auswendiglernen lesen müsse, wie die Alten es getan haben. Darunter rechnet er vorzüglich Goethes Werke, den Shakespeare und Homer, von Voß übersetzt. Die griechische Schaubühne sei uns vorderhand noch zu hoch ...
Goethe habe ich dieses Jahr nur wenige Minuten bei der Stein gesehen.
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