Juli oder August
Weimar. Böttiger in seinem Tagebuch
Karl August Böttiger, ein vorzüglicher Schulmann und Altertumskenner, wurde um diese Zeit zum Direktor des Gymnasiums in Weimar bestimmt. Er trat sein Amt in Oktober an.
Seine Versuche über Farben und Lichtbrechung, wovon er jetzt die ersten Sätze in einer Schrift , die im Industriecomptoi diese Messe herauskommt, bekanntmacht, erregen bei Kennern, z. B. bei dem Herrn von Zach in Gotha, viel Achselzucken und bei den Spöttern Bonmots. So sagte der trockene Geheime Rat Bode, die Geißel der hiesigen Genies, als von Goethes Prisma gesprochen wurde: „Die Genies müssen immer eine Puppe haben, womit sie spielen, und weil sie Kraft in sich fühlen, so wollen sie mit Felsenstücken wie mit Schnellkäulchen spielen.“
Man erwartet jetzt, ein neues Schauspiel von ihm auf die Bühne gebracht zu sehen, worin er die geheimen Gesellschaften persifliert. Aber die Schauspieler sollen sich erst besser eingespielt haben.
Man glaubt noch immer, daß er seine bisherige Mätresse, Dlle. Vulpius, einmal heiraten werde. Als vor einiger Zeit ein junger Goethe aus dieser Verbindung in die Welt gewandert kam, so bat er den Herzog zu Gevatter, der es zwar annahm, aber der Taufe nicht beiwohnte.
Diese Vulpius ist übrigens eine kleine, unansehnliche Person, die mit dem so wohlgewachsenen, männlich schönen Goethe... nicht wenig kontrastiert.
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