9. Oktober
Jena. Schiller an Körner
Wir ( Goethe und Schiller) haben eine Korrespondenz miteinander über gemischte Materien beschlossen, die eine Quelle von Aufsätzen für die „Horen“ werden soll. Auf diese Art, meint Goethe, bekäme der Fleiß eine bestimmte Richtung, und ohne zu merken, daß man arbeite, bekäme man Materialien zusammen. Da wir in wichtigen Sachen einstimmig und doch so ganz verschiedene Individualitäten sind, so kann diese Korrespondenz wirklich interessant werden.
Seinen Roman will er mir bandweise mitteilen; und dann soll ich ihm allemal schreiben, was in dem künftigen stehen müßte und wie es sich verwickeln und entwickeln werde. Er will dann von dieser antizipierenden Kritik Gebrauch machen, ehe er den neuen Band in den Druck gibt. Unsere Unterredungen über die Komposition haben ihn auf diese Idee geführt, die, wenn sie gut und mit Sorgfalt ausgeführt werden sollte, die Gesetze der poetischen Komposition sehr gut ins Licht setzen könnte.
Seine Untersuchungen über Naturgeschichte ... haben mich so sehr als sein poetischer Charakter interessiert, und ich bin überzeugt, daß er sich auch hier auf einem vortrefflichen Wege befindet. Auch was er gegen die Newtonische Farbentheorie einwendet, scheint mir sehr befriedigend zu sein.
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