21. November
Jena. Schiller an Friedrich von Hoven
Überhaupt bin ich in diesem Sommer endlich mit Goethen genau zusammengekommen, und es vergeht keine Woche, daß wir nicht einander sehen oder schreiben. Vor einiger Zeit habe ich mehrere Wochen in Weimar bei ihm gewohnt und ihn ganz in seinem Wesen kennenlernen. Er ist ein höchst interessanter Charakter in jedem Betracht, und seine Sphäre ist so weit ausgebreitet.
In naturhistorischen Dingen ist er trefflich bewandert und voll großer Blicke, die auf die Ökonomie des organischen Körpers ein herrliches Licht werfen.
Sein Dichtergeist ist noch ganz und gar nicht ausgelöscht; nur hat er sich seit einiger Zeit auf alle Teufeleien eingelassen, davon Du in den ersten Stücken des Journals Proben finden wirst.
Über die Theorie der Kunst hat er viel gedacht und ist auf einem ganz andern Wege als ich zu den nämlichen Resultaten mit mir gekommen. Gegenwärtig korrespondieren wir darüber.
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