> Gedichte und Zitate für alle: W. Bode: Goethe in vertraulichen Briefen... 21.02.1791 Albertine von Grün an Höpfner (546)

2015-12-09

W. Bode: Goethe in vertraulichen Briefen... 21.02.1791 Albertine von Grün an Höpfner (546)



21. Februar

Regensburg. Albertine von Grün an Höpfner

Höpfner hatte offenbar geschrieben, das Goethe die Mutter seines Knabens zu sich genommen und geheiratet haben.

Die Nachricht, die Sie mir von Goethe geben, hat mich nicht gewundert, noch viel weniger betrübt. Ich glaube bald, liebster Höpfner, ich habe einen prophetischen Geist. Wie ich vor zwei Jahren Rousseaus „Confessions“ las, sagte ich zu meiner Schwester: „Ich wette, was Du willst, unsere Schöngeister suchen nun auch solche Theresen zu bekommen.“-

Ich weiß nicht, ob die Sucht in Deutschland noch so herrscht unter den Genies, alles zu übertreiben, was Goethe anfängt. Sonst gingen sie nun gewiß in die berühmtesten Häuser, sich Weiber zu holen. 

Daß Goethe sein Mädchen genommen, dadurch gewinnt er zehnmal mehr bei mir, als wenn er sie verlassen und eine sehr glänzende Partie getan. Für den Verlust des guten Rufs sind ja keine Schätze in der Welt Ersatz. Was konnte er also anders geben als seine Hand? Gott segne ihn und mache ihn recht glücklich! Ich bin ihm manche vergnügte Stunde meines Lebens schuldig. 

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