Erfurt. Karoline von Dachröden an Wilhelm von Humboldt
Mit Goethen möcht ich viel leben. Er hat für mich etwas sehr Anziehendes; so eine Geistes- und Herzensverschwebung ist sein ganzes Wesen. Aber dann kann er auch wieder wunderbar sein, drückend und leer, wenn er spricht, da, wo er glaubt sprechen zu müssen. So ging es mir mit ihm, als er vor einigen Wochen mit der Herzogin [Amalia] hier war. Er ging mir fast nicht von der Seite, sprach so offen, so geistvoll und herzlich; aber wenn ein Dritter dazukam, sprach er das fadeste Zeug, das man denken mag. Lili [Karoline von Beulwitz geb. v. Lengefeldt] schrieb mir einmal, es sei schmerzlich, ein Wesen wie Goethe auch für Momente nur bloß dulden zu können. Und so ist’s.
Die Weimaraner plagen und verschrauben ihn auch. Was für ein Lärm über das Kind ist, ist unglaublich. Die regierende Herzogin [Luise] ist indelikat genug gewesen, ihm sagen zu lassen, sie fände es sonderbar, daß er ihr sein Kind alle Tage vor der Nase herumtragen ließe. Wie albern! Einige meinen, er werde sich wohl noch gar das Schätzchen antrauen lassen, um dem Kinde eine gesichertere Existenz zu verschaffen.
Mit Goethen möcht ich viel leben. Er hat für mich etwas sehr Anziehendes; so eine Geistes- und Herzensverschwebung ist sein ganzes Wesen. Aber dann kann er auch wieder wunderbar sein, drückend und leer, wenn er spricht, da, wo er glaubt sprechen zu müssen. So ging es mir mit ihm, als er vor einigen Wochen mit der Herzogin [Amalia] hier war. Er ging mir fast nicht von der Seite, sprach so offen, so geistvoll und herzlich; aber wenn ein Dritter dazukam, sprach er das fadeste Zeug, das man denken mag. Lili [Karoline von Beulwitz geb. v. Lengefeldt] schrieb mir einmal, es sei schmerzlich, ein Wesen wie Goethe auch für Momente nur bloß dulden zu können. Und so ist’s.
Die Weimaraner plagen und verschrauben ihn auch. Was für ein Lärm über das Kind ist, ist unglaublich. Die regierende Herzogin [Luise] ist indelikat genug gewesen, ihm sagen zu lassen, sie fände es sonderbar, daß er ihr sein Kind alle Tage vor der Nase herumtragen ließe. Wie albern! Einige meinen, er werde sich wohl noch gar das Schätzchen antrauen lassen, um dem Kinde eine gesichertere Existenz zu verschaffen.
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