106. An Zelter 30.08.1807
Karlsbad, den 30. August 1807.
Recht von Herzen sei es Ihnen gedankt, teuerster Freund, daß Sie mich so tief in Ihr Wesen, in Ihren Zustand hineinsehen lassen. Es ist wirklich etwas Prometheisches in Ihrer Art zu sein, das ich nur anstaunen und verehren kann. Indessen Sie das kaum zu Ertragende gefaßt und gelassen tragen und sich Plane zu künftiger erfreulicher und schaffender Tätigkeit bilden, habe ich mich wie ein schon über den Kocyt Abgeschiedener verhalten und an dem Letheischen Flusse wenigstens genippt. Übrigens, insofern ich mich noch als Erdebewohner fühle, habe ich auch nach meiner Art das Meinige getan, manche Erfahrung in mich aufgenommen, manches gelesen, gelernt, notiert, ausgearbeitet und wie es eben gehn wollte. Meine Gesundheit ist leidlich, und bei einem sehr strengen diätetischen Verhalten kann ich meine Zeit sehr wohl nutzen und angenehme Tage zubringen. Auf eine Nach-Hause-Reise über Dresden, wozu mich der Herzog, der in Töplitz ist, einlud, habe ich aber leider renunzieren müssen. Ich darf mir nichts zumuten. In der Hälfte Septembers bin ich zu Hause. Können Sie uns durch Ihre Gegenwart beglücken, so wüßte ich nichts Erwünschteres. Leben Sie recht wohl und schreiben mir bald. G.
alle Briefe weiter
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen