5. An Goethe 25.04.1801
Ich kann das Vergnügen nicht entbehren, Ew. Exzellenz mit einer kleinen Schrift bekannt zu machen, die einen achtungswürdigen Künstler darstellen will, der mein Freund gewesen ist.
Ich habe nur sein Bild treffen wollen und darüber allen schriftstellerischen Ansprüchen willig entsagt. Das Letztere möchte ich mir um so lieber anrechnen, da ich die Notwendigkeit der Kunst hierbei recht wehmütig empfunden habe, um einen Charakter aufzustellen, der sich wohl selber, aber nicht der Welt bekannt worden ist.
In dem Kupfer von Henne ist der Kopf vollkommen reif und getroffen, wie er lebte; der heitere, freie und ruhige Geist neben der Abwesenheit alles Scheins ist sehr glücklich nachgebildet. Mein Freund Schadow hatte das Bild an einem schönen Morgen beim Kaffee unter grünen Bäumen im Schlafrocke mit schwarzer Kreide gezeichnet. Aus dem Schlafrocke, worin ich es nicht gern vor der Welt ausstellen wollte, ist eine Art von Toga geworden.
Ich danke Gott, daß Ew. Exzellenz von Ihrer schweren Krankheit hergestellt sind, und werde einige Worte über meine Arbeit von Ihnen als ein Geschenk aufnehmen, das nicht oft kommen kann, weil es zu beglückend ist.
Mit der aufrichtigsten Hochachtung und Liebe verharre ich
Ew. Exzellenz
ergebenster
Berlin, den 25. April 1801. Zelter.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen