31. An Goethe 01.10.1803
Der Sohn des Hessen-Darmstädt’schen Ministers und Gesandten an unserm Hofe, Grafen v. Lichtenberg, ein junger braver Kavalier, hat mich heute gebeten, ihm, da er über Weimar ginge, etwas aufzutragen. Ich bat ihn, im Fall er den Herrn Geheimen Rat v. Goethe sehn sollte, denselben von mir herzlichst zu grüßen; er wollte sich aber nicht anders abfinden lassen, als Ihnen einige Zeilen zu überbringen.
Diese Gelegenheit nehme ich wahr, Ihnen die gesammelte Komedienzettel bis zum 1. Oktober zu übersenden.
Ihren Almanach erwarte ich sehnlichst, noch ist er hier nirgend zu bekommen. Hier auf dem Sande wachsen jetzt die Dichter wie Pilze an der Mauer, und die politischen Zeitungen geben sich Mühe, ihren Geschmack zu bilden; doch unser Theater steht in Gefahr, einen Riß zu bekommen. Der Sänger Ambrosch ist tot, Beschort soll tot sein, Madame Fleck heuratet und verläßt das Theater, Madame Meyer ist verheuratet, geht aber ab, Mademoiselle Eigensatz geht nach Wien, und Eunicke mit seiner Frau sollen sich auch anderswo engagiert haben. Was von allem dem wahr ist, wird die Zeit lehren.
Kotzebue hat eine neue »Flucht nach Paris« begonnen, indem seine Frau gestorben ist. Vom Herrn Hofrat Eichstädt habe ich bereits die Einladung zur »Literaturzeitung« erhalten, und künftigen Posttag werde ich antworten.
Empfehlen Sie Ihrem geliebten Hause und Schillern
Ihren
Berlin, den 1. Oktober 1803. Zelter.
Ein komplettes Exemplar der vorjährigen Zeitungen ist für keinen Preis mehr zu haben, wohl aber will mir Spener sein Handlungsexemplar leihen. Dieses Jahr sammle ich sie selber, und dann steht Ihnen das Exemplar zu Dienst.
Die Komödienzettel werden mir etwas unordentlich gebracht und auch wohl verworfen, weil ich sie selten selber in Empfang nehmen kann, außer wenn ich selber zu Hause bin; die fehlenden Zettel lassen sich aber aus den Wochenzetteln ergänzen.
Z.
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