Freut euch des Lebens
Unsrer Journale sehr!
Sind sie gestorben,
Freut euch noch mehr!
Bekümmert ihr euch gar nicht drum,
Das nehmen sie gewaltig krumm,
Und machen euch herunter dann,
So oft und gut es geht.
Freut euch des Lebens
Unsrer Journale sehr!
Sind sie gestorben,
Freut euch noch mehr!
Doch wollt ihr Mitarbeiter sein,
Schickt manchmal einen Beitrag ein,
So kauft ihr euch in ihre Zunft
Und seid dann hochgeehrt.
Freut euch des Lebens
Unsrer Journale sehr!
Sind sie gestorben,
Freut euch noch mehr!
Ihr mögt dann schreiben was ihr schreibt,
Wenn ihr der Zunft nur treu verbleibt,
So seid ihr, wie's noch keiner war:
Neu, eigenthümlich, groß!
Freut euch des Lebens
Unsrer Journale sehr!
Sind Sie gestorben,
Freut euch noch mehr!
Thut ein Journal von euch das dar,
So folgt ihm der Journale Schaar,
So wie die Heerde Schafe geht
Wohin's dem Schöps beliebt.
Freut euch des Lebens
Unsrer Journale sehr!
Sind sie gestorben,
Freut euch noch mehr!
Das Lob gebrauchen sie für sich
Und ihres Gleichen meisterlich;
Ihr Spott und Tadel trifft nur den
Der nicht zu ihnen hält.
Freut euch des Lebens
Unsrer Journale sehr!
Sind sie gestorben,
Freut euch noch mehr!
Der eine lobt den andern sehr,
Den andern lobt dann der noch mehr:
So wäscht dann immer eine Hand
Die andre ganz gewiß.
Freut euch des Lebens
Unsrer Journale sehr!
Sind sie gestorben,
Freut euch noch mehr!
O bindet nicht mit ihnen an,
Sonst seid ihr wahrlich schlimm daran,
Sie werfen euch mit Koth also,
Daß ihr euch selbst nicht kennt.
Freut euch des Lebens
Unsrer Journale sehr!
Sind sie gestorben,
Freut euch noch mehr!
Zuletzt bitt' ich, Herr Journalist,
Daß du dir selber nützlich bist
Und nimmst dies Lied als Beitrag auf –
Denn's bringt dir etwas ein!
Die Nachtigallenemancipation
Friedrich Wilhelm hat gegeben allen
Seines Reiches Nachtigallen
Die Emancipation:
Keiner soll sie mehr verjagen,
Oder gar zu fangen wagen,
Sonst bekommt er seinen Lohn.
Als die Nachtigallen solches vernommen,
Sind sie gleich zusammen kommen
Wol in einer Maiennacht.
Und sie fingen an zu schlagen
Und dem König Dank zu sagen,
Der sie frei und froh gemacht.
Fröhlich sangen und schwangen sich die Nachtigallen
Und sie ließen drauf erschallen
Eine Petition gar fein:
Daß der König ihr'n Collegen
Ebenfalls des Singens wegen
Möchte hold und gnädig sein.
Die Petition, welche die Vöglein sangen,
Ist in Peking aufgefangen
Vom Censurcollegium;
Das will sich am Sang nicht laben,
Das will keine Sänger haben,
Lieber Alles todt und stumm.
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