39. An Goethe 12.07.1804
Nur wenige Zeilen für heut, mein teurer Freund, zur Begleitung der Zettel, welche Mademoiselle Amelung gerne mitnehmen will. Ich schäme mich recht, daß ich Ihnen nichts Bessers senden kann als diese Dokumente verflognen Genusses.
Schillers »Tell« ist mit sehr lebhaftem Beifall aufgenommen und seit 8 Tagen schon 3 mal gespielt worden; der Apfel schmeckt uns nicht schlecht, und die Kasse verspricht sich einen guten Handel damit.
Hat Ihnen denn Reichardt seinen Versuch einer musikalischen Behandlung Ihrer »Iphigenie« produziert? Wenn er es hat, wünschte ich gar gern ein Wort von Ihnen darüber zu lesen. Mir kömmt dieser Versuch vor wie eine Operation, die an einem gesunden ausgewachsnen Körper versucht wird, und das Chor ist eine Flicke, wo kein Loch ist. Doch Ihre Meinung ist mir lieber als die meinige.
Alles reiset jetzt von Berlin weg, und ich bleibe hier. Könnte ich doch nur einmal wieder sechs Stunden bei Ihnen sein, ich wollte mich nachher schon wieder ein Jahr lang behelfen. Ewig
Ihr
Berlin, den 12. Julius 1804. Zelter.
Ich habe Schillers »Berglied« komponiert und sende es anbei mit der Bitte, solches an Schiller abzugeben. Wenn ich es ihm nur auch Vorsingen könnte, denn schwerlich wird einer den rechten Punkt treffen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen