58. An Zelter 29.01.1805
Rübchen und Fisch sind glücklich angekommen, die ersten schön trocken, der zweite tüchtig gefroren. Den Leberreim bleib’ ich schuldig, so wie manches andre. Ich muß mir Verschiedenes erst vom Halse schaffen, ehe ich wieder an einiges denken kann, was Ihnen Freude macht. Indessen werden Sie zwischen hier und Jubilate von mir und ändern Freunden hie und da manches antreffen, woran Sie teilnehmen mögen.
Durch Oels hoffe ich von Ihnen zu erfahren und das versprochene Lied zu erhalten.
»Götz von Berlichingen«, der neue, ist schon seit Anfangs Dezember an Iffland abgegangen. Es ist nun aber seine Manier in solchen Fällen, stumm zu sein und das Wesen bei sich zu kohobieren und zu schmoren, bis er es endlich gar genug glaubt, um damit hervorzukommen. Lassen Sie sich also nichts davon merken. Einem Mann von seinen Verdiensten muß man eine Eigenheit schon nachsehen, um so mehr, da eine solche Handelsweise in seiner Lage vielleicht nötig ist. Soviel für heute. Danken Sie Ihrer lieben Frau für das Übersendete. Das Rezept ist genau befolgt worden, und das Gericht ist sehr gut geraten.
Nächstens wieder von Erscheinungen entgegengesetzter Polarität, von griechischen Gemälden und vom Tarentiner Spaniol. Leben sie heiter und gedenken mein.
Weimar, den 29. Januar 1805. Goethe.
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