> Gedichte und Zitate für alle: Briefwechsel J.W.v.Goethe und C.F.Zelter: An Goethe 04.08.1804 (43)

2016-05-02

Briefwechsel J.W.v.Goethe und C.F.Zelter: An Goethe 04.08.1804 (43)



43. An Goethe 04.08.1804

Berlin, 4. August 1804. 

Ihr Brief vom 30. Juli hat mir einen unsterblich angenehmen Morgen gemacht. Das Lied aus dem »Götz« ist nicht unter meinen früheren Kompositionen; allein ich habe es in der Freude dieses Morgens schon komponiert. Ich wünsche aber zu wissen, ob das Lied von dem Orchester darf begleitet werden oder ob es der Knab’ allein, ohne alle Begleitung singen soll. Dann frage ich an, ob die Worte: »Domine Deus, rex coelestis, pater omnipotens; Domine fili, Jesu Christe, qui tollis peccata mundi, miserere nostri!« brauchbar sind zu Ihrem Zwecke. Auf die Dauer von 8 Minuten werde ich es einzurichten suchen. Die lateinischen Worte sind aus der katholischen Messe, und ich kann auch, wenn Ihnen diese nicht anstehn, Worte aus einem lateinischen Psalm nehmen.

Hierauf bitte ich mit umgehender Post um Antwort, und mit der nächsten Post sollen Sie dann wenigstens eins dieser Stücke bekommen.

Daß Sie Ihren »Götz« lieben, ist keine Kunst. Wer liebt nicht Sie in Ihrem »Götz«, der Sie nicht ewig lieben würde? Aber denken Sie nun auch an Ihre natürliche schöne Tochter. Meine Frau kann gar die Zeit nicht erwarten und liest unterweilen noch immer den ersten Teil. Sie empfiehlt sich Ihnen bestens.

Es ist doch wohl das Beste, daß ich Ihnen das Liedchen gleich beilege. Sollte es verändert oder anders eingerichtet werden müssen, so bitte ich um Ihre Belehrung, ich will’s Ihnen machen, wie Sie es haben wollen. Noch eins: 8 Minuten andächtige Musik auf den Brettern ist schon eine gute Zeit. Freilich kömmt es dabei auf die Umgebung an, und so überlasse ich dies Ihrem Erwägen.

Gestern ist der Geburtstag des Königs gefeiert worden. Wir hatten einen Kreis, der aus Hufelands, Müller, Tralles, Woltmann, Fichtens, einigen Fremden und meiner Wenigkeit nebst Familie bestand, veranstaltet und haben gar ordentlich vivat getrunken. Kommenden Dienstag feire ich diesen Geburtstag auf der Singakademie und halte eine Rede, die noch nicht aufgeschrieben ist. Leben Sie wohl. Mit umgehender Post erwarte ich Ihre Befehle.

Zelter.

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