470. An Zelter 05.07.1825
Die Briefe sind angekommen und schon in Arbeit; zur frommen architektonischen Begründung eures Lokals den besten Glückwunsch! Nun kann es nicht fehlen, da eure herrliche Anstalt schon so lange artistisch und sittlich aufs vollkommenste gegründet ist. Mögest Du ihr lange erhalten bleiben und sie Dir, damit Du nicht den Schmerz erlebst, das, was Du gepflanzt und gepflegt hast, vor Deinem seligen Hintritt untergehen zu sehen. Dies ist eine der großen Prüfungen, die dem lange Lebenden zugedacht ist; dem alsdann, wie dem ehrlichen Hiob, eine humoristische Gottheit anderweitigen Ersatz reichlich gewähren möge.
Herr Spontini eilte durch. Zufällig war ich nicht zu Hause, und doch hab’ ich ihn noch eine Viertelstunde gesprochen. Wie gut es zwischen uns sich anließ, ersiehst Du daraus, daß wir mit einer Umarmung endigten und also Deiner Empfehlung die beste Anerkenntnis zuteil ward.
Mit eurem Bau seid ihr aus dem Grunde heraus und wir mit dem unsrigen, wenigstens teilweise, auf dem Gipfel. Beikommender Spruch ist von Riemern; wobei Du denn erfahren magst, daß ich und Coudray in der Sache nicht weiter wirken. Die Veranlassung ist nicht ganz neu, aber doch noch immer überraschend genug; Specialia lassen sich dem Papiere nicht anvertrauen. Ich bin heilfroh.
Hiebei noch einiges Neue, Halbalte, Uralte, das sich denn eben selbst erklären mag. Inliegenden Brief bitte an unsern Regierungsrat Schmidt, den Verfasser des beikommenden Sonetts, gelangen zu lassen.
In der letzten Zeit befind’ ich mich so wohl, daß ich meinen Geschäften ununterbrochen vorstehen kann. Einiges Behagen ist aber auch nötig; denn zu allem ändern gesellt sich noch die eingeleitete Ausgabe meiner Werke, die mich nicht wenig beschäftigt, aber auch viel Gutes verspricht. Und somit beiderseits Glück und Heil noch eine Strecke weiter! Laß ja von Zeit zu Zeit von Dir vernehmen, was es auch sei, das um Dich vorgeht und Dir selbst begegnet; ich werde das Gleiche tun.
Und so immer gleich
Weimar, den 5. Juli 1825. G.
(Beilage)
Kranzrede
bei
Richtung des neuen Schauspielhauses in Weimar
den 25. Juni 1825
Da steh’ ich hoch im Luftrevier
Und alles schaut und horcht nach mir:
Was ich zu Kranz und Ränderzier
Für einen Spruch wohl bringe für?
Denn hier ist kein gemeiner Bau,
Wie er alltäglich steht zur Schau;
Er ist bestimmt für jene Kunst,
Die sich erfreut der höchsten Gunst,
Die stets in unsrer Stadt floriert
Und sie mit fernem Ruhm geziert.
Drum wäre wohl mit Dichterschwung
Zu reden drob vor alt und jung;
Allein zu solchem Redeflug
Bin ich nicht hoch studiert genug:
So sag’ ich denn, wenn’s euch beliebt,
Was in den Mund das Herz mir gibt.
Bedenk’ ich so, wie Stadt und Land
Unlängst noch hier betroffen stand,
Sag’ ich: es gibt kein Mißgeschick,
Es ist dabei auch wieder Glück!
Wenn, was geschehn ist, nicht geschah,
Wie stünd’ ein neues Haus itzt da?
Und Neues hat doch jeder gern
Vom Diener bis hinauf zum Herrn;
Ja, der die große Welt regiert,
Sie jederzeit auch renoviert! —
So gab der Fall Gelegenheit,
Daß Willenskraft und Tätigkeit
Sich schöpferisch auch hier bewährt
Und Schaden in Ersatz gekehrt.
Drum stehet auch, man glaubt’s fast nicht,
Schon wieder neues Haus gericht’t;
Und laßt nur kleine Frist vergehn,
Was für ein Schauspiel sollt ihr sehn:
Ein jubelfeiernd fürstlich Paar,
Gekrönt am Thron wie am Altar,
Naht bei der Sterne günst’gem Schein
In diesen Raum und weiht ihn ein.
Von hellem Jubel und Applaus
Erschallt entzückt das volle Haus;
Euch ist, als kehrt die goldne Zeit
Der schönen Göttermenschlichkeit:
Des Volkes Glück, des Volkes Lust,
In eurer Mitte Karl August,
Ein Fürst, der allen Vater ist,
Nur wenn er mitteilt, selbst genießt;
Und sein erhabenes Gemahl,
In Herzen thronend wie im Saal,
Luise, die mit Mutterblick
Am liebsten weilt auf eurem Glück;
Und um sie her ein herrlich Chor,
Der Söhne, Töchter, Enkel Flor,
Die laut des Volkes Liebe preist
Und segensreich der Welt verheißt:
Sie alle faßt in reicher Zahl
Hinfort der würd’ge Feiersaal;
Und alles, was ihr liebt und schätzt,
Seht ihr euch alles neu ersetzt.
Drum bring’ ich Dank und Wünschezoll
Dem Fürstenpaar, wie jeder soll,
Und leer’ aufs Wohl von ihrem Haus
Zuerst den vollen Becher aus!
Vaterhaus
Sonett
Ich kenn’ es wohl — dort in der Häuser Menge,
Stirn über Stirn vorstrebend, mit den Reihn
Lichtdurst’ger Augen spiegelt sich’s im Main:
Dies Haus gebar den Meister der Gesänge.
Und sieh! der Lorbeerzweige Lustgedränge
Umkränzt Portal und alten Wappenstein;
Dreifache Lyra grub ein Seher drein,
In Vorbegeistrung künft’ger Götterklänge.
Besaitet ward sie zu drei Siebenmalen,
Weil sich der Strahl in sieben Farben bricht,
Wie goldner Saite Schwung in sieben Töne.
So heil’ger Quellenzahl entspringt das Schöne,
Und diese Lyra prangt wie Irislicht
Und ihre Saiten flammen — ew’ge Strahlen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen