> Gedichte und Zitate für alle: Am Wasserfalle (3)

2017-08-22

Am Wasserfalle (3)




Am Wasserfalle

Was brauset und rauschet voll Ungestüm
Vom überhangenden Fels hernieder?
Sind es des Donners gräßliche Lieder,
Die Lüfte durchheulend mit wildem Grimm?-
Was schäumet silbern herab von der Wand
Und spielet in bunten Regenbogen?
Sind es des Lehte zaub'rische Wogen?
Flüstern Sie mich in ein besseres Land?-

Und d'roben die Berge, wie herrlich schön
Im stolzen Kreise sie niederseh'n!
Wie der Herden Läuten von d'roben schallt
Und des Hirten Gejauchz' im Thale verhallt!
Wie über der Wälder nächtliches Grau'n
Beschneite Gipfel so silbern schau'n!-
Wie über der Erd' unendlicher Pracht
Der unendliche Himmel blaugoldig lacht!-

Herz! was pochst du?- Deine Schläge,
Sie toben so mächtig und wild.
Eine Welt wird in mir rege,
Von glühender Sehnsucht die Brust mir schwillt.
Hinunter, hinunter!
Zur Kühlung hinab,
Wo munter
Der Wildbach stürzt in der Waldnacht Grab.
Da tos't er durch Wiesen
So traulich dahin-
In Paradiesen
Wähnet sich Herz und Sinn.

Aus meinen Träumen weckt mich das Toben-
Ich schaue nach oben-
Ein Felsblock donnert, vom Wogenschwall
Gehoben, zerschellend hinab ins Tal
Und hemmt die Bahn-
Der Wogengischt schäumt himmelan-
Und Ires Wundergarben blitzen
Hoch auf den Felsenspitzen.

O so nimm mich ganz gefangen!
Jedes Wunsches kleinste Spur,
Jedes Sehnen und Verlangen,
Lösch' es aus in mir, Natur!-
Zeit der ersten Jugendlust,
Wo mich jeder Baum entzückte,
Jede Blume mich beglückte,

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